Thursday Next 04 - Es ist was Faul
zehn Kriegsschiffen entsenden, um die Antarktis vor Dieben zu schützen, die illegal Eis und Schnee zu entnehmen versuchen, die Pinguine stören und auch sonst großen Schaden anrichten.«
»Kriegsschiffe verringern die Gewinnmargen beträchtlich«, erklärte ein anderes Vorstandsmitglied.
Aber Mr Jarvis hatte diesen Einwand vorhergesehen. »Wir können das vermeiden, wenn wir eine ausländische Seemacht dazu bringen, die Patrouillen für uns zu übernehmen. Ich habe einen Plan ausgearbeitet, wonach die Vereinigten Karibischen Staaten die Kriegsschiffe schicken und dafür so viel Eis und Schnee mitnehmen dürfen, wie sie nur wollen. Mit dem Erwerb der Antarktis können wir die Schnee- und Eispreise der Nordallianz mühelos unterbieten. Den unverkauften Schnee können wir dann für etwa vier Pence pro Tonne erwerben und gegen Sand aus Marokko eintauschen, den wir an sandarme Länder weiterverkaufen. Die Kapitalrendite bei diesem Unternehmen liegt bei 25 Prozent. Die Einzelheiten stehen in meinem Bericht.«
Zustimmendes Murmeln erklang rund um den Tisch. Der CEO nickte nachdenklich.
»Vielen Dank, Mr Jarvis. Der Vorstand begrüßt Ihren Vorschlag. Aber sagen Sie mir, warum haben wir die Antarktis eigentlich ursprünglich gekauft? War da nicht von riesigen Ressourcen die Rede?«
Jarvis schnippte mit den Fingern, und die Aufzugtüren öffneten sich. Ein Koch mit einer hohen weißen Mütze trat ein. Er schob ein kleines Servierwägelchen vor sich her, auf dem eine Platte mit silberner Abdeckung stand. Als er beim Sessel des CEO angekommen war, nahm er die Haube ab und stellte dem Vorstandsvorsitzenden einen Teller mit in Scheiben geschnittenem Fleisch hin. Ein Kellner legte Messer und Gabel und eine Serviette dazu.
Der CEO nahm einen Bissen und schob ihn sich in den Mund. Seine Augen quollen hervor, und er spuckte das Fleisch entsetzt wieder aus. Der Kellner reichte ihm ein Glas Wasser.
»Das schmeckt ja abscheulich!«
»Ganz meiner Meinung«, erklärte Jarvis. »Es ist fast ungenießbar.«
»Verdammt! Wollen Sie damit sagen, wir haben einen ganzen Kontinent mit potenziellen zehn Millionen Pinguin-Einheiten jährlich gekauft, und jetzt müssen wir feststellen, dass man die Biester nicht essen kann?«
»Das ist nur ein kleiner Rückschlag, Sir. Wenn Sie vielleicht Seite 72 des Berichts aufschlagen würden …«
Sämtliche Vorstandsmitglieder blätterten gleichzeitig in ihren Akten. Jarvis nahm den Bericht, trat ans Fenster und fing an vorzulesen.
»Das Problem, Pinguine als Sonntagsbraten zu verkaufen, besteht aus zwei Teilen. Erstens: Pinguine schmecken nach Tran. Zweitens: Viele Leute haben die Vorstellung, dass Pinguine irgendwie ›niedlich‹ und ›schutzwürdig‹ seien. Um das erste Hindernis für die Erschließung dieser innovativen Nahrungsquelle aus dem Weg zu räumen, möchte ich eine Publicity-Kampagne vorschlagen. Auf Kanal 16 des Goliath-Fernsehens könnten ein Fünfsterne-Koch und ein bekannter Moderator eine Serie von hundert Pinguinrezepten vorstellen, und parallel dazu müssten lustige Plakate mit dem Motto
B-b-brat mir'n B-b-binguin
geklebt werden.«
Der CEO nickte nachdenklich.
»Außerdem«, sagte Jarvis, »sollten wir eine unabhängige wissenschaftliche Studie bezahlen, bei der untersucht wird, welche gesundheitsfördernden Wirkungen der Genuss von Pinguinfleisch hat. Diese objektive Untersuchung sollte das Ergebnis haben, dass ein gesunder Erwachsener wöchentlich eine Pinguinration von … einem Pinguin braucht.«
»Und was ist mit dem zweiten Punkt?«, fragte ein anderes Vorstandsmitglied. »Wie sollen wir mit der allgemein positiven Wahrnehmung der Pinguine in der Öffentlichkeit umgehen?«
»Auch die ist nicht unüberwindlich, Sir. Wenn Sie sich erinnern, hatten wir ein ähnliches Problem bei der Markteinführung der Babyrobben-Burger, und das ist heute eine unserer erfolgreichsten Produktlinien. Ich schlage vor, wir stellen die Pinguine als stumpfsinnige, kaltherzige Vögel hin, die darauf bestehen, ihre Jungen in Gegenden auszubrüten, die bestenfalls das Eisfach der Erde darstellen. Das Problem mit dem Artenschutz könnten wir sogar zu unserem Vorteil verwenden. Ich denke da an den Slogan:
Essen Sie einen Pinguin
,
solange es noch welche gibt!
«
»Genau«, sagte ein anderes Vorstandsmitglied.
»Echte Leckerbissen werden selten! Feinschmecker essen sie, ehe sie aussterben.«
»Das hat nicht genug Schmackes«, sagte ein Dritter. »Wie wäre es mit:
Hau den Pinguin in die
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