Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
freundlicher Stimmung gewesen wäre, hätte mich die Großartigkeit dieses Anblicks vielleicht beeindruckt, aber so wie ich gelaunt war, sah ich bloß Ausbeutung und ungerechte Gewinne.
    Die kleineren Bauten waren bald außer Sicht, aber nach und nach blieben auch die anderen Wolkenkratzer zurück, als wir nach oben glitten. Ich starrte fasziniert auf das gewaltige Panorama hinaus, als wir plötzlich und ohne Vorwarnung in einen weißen Nebel tauchten. Wassertröpfchen bedeckten die Plexiglashülle der Aufzugkabine, und ich konnte nichts mehr sehen, bis wir aus der Wolke herauskamen und heller Sonnenschein uns umgab. Strahlend blauer Himmel wölbte sich über den Wolken. Ich war so gefesselt von diesem Anblick, dass es mir gar nicht auffiel, dass der Aufzug inzwischen gestoppt hatte.
    »Ipsum«
, sagte Friday und zeigte hinaus auf die Wolkendecke, die unter uns lag. Er schien besorgt, dass ich die Aussicht vielleicht nicht bemerkt haben könnte.
    »Miss Next?«
    Ich wandte mich um. Die Vorstandsetage der Goliath Corporation lag vor mir. Sie als »eindrucksvoll« zu bezeichnen wäre eine erhebliche Untertreibung gewesen. Wir befanden uns im obersten Stockwerk, das Dach und die Wände waren aus Glas, und an einem klaren Tag musste man wie ein Gott auf die Welt herabblicken. Heute wirkte es eher so, als segelten wir auf einem Meer von Baumwollflöckchen dahin. Das Gebäude und sein Standort waren der perfekte Ausdruck der Allmacht, die Goliath anstrebte.
    In der Mitte des riesigen Konferenzraums stand ein langer Mahagonitisch. Etwa dreißig Vorstandsmitglieder standen neben ihren Sesseln und beobachteten mich. Niemand sagte etwas, und ich wollte schon fragen, wer denn der Vorsitzende sei, als ich einen großen Mann sah, der die Hände hinter dem Rücken gefaltet hatte und zum Fenster hinausstarrte.
    »Ipsum!«
, sagte Friday.
    »Erlauben Sie mir, Sie mit dem CEO der Goliath Corporation bekannt zu machen, John Henry Goliath V., Ur-Urenkel unseres Gründers John Henry Goliath«, sagte mein Begleiter.
    Die Gestalt am Fenster drehte sich zu mir um. Er war über einen Meter neunzig groß und sehr breit. Eine mächtige, alles beherrschende Erscheinung. Er war höchstens fünfzig und hatte durchdringende grüne Augen, die glatt durch mich hindurchzusehen schienen. Er begrüßte mich mit einem so herzlichen Lächeln, dass ich mich sofort entspannte.
    »Miss Next?«, sagte er mit einer Stimme wie leise rollender Donner. »Ich wollte Sie schon lange kennen lernen.«
    Sein Händedruck war warm und freundlich, und man konnte nur allzu leicht vergessen, wer er war und was er getan hatte.
    »Meine Kollegen sind
für Sie
aufgestanden«, verkündete er und zeigte auf die anderen Vorstandsmitglieder. »Sie haben uns fast eine Milliarde gekostet, und wenn man die entgangenen Gewinne mitrechnet, noch einmal mehr als das Vierfache. Eine solche Gegnerin verdient schon ein bisschen Respekt.«
    Die Vorstandsmitglieder applaudierten genau zehn Sekunden, dann setzten sie sich. Ich erkannte Brik Schitt-Hawse unter ihnen, der mir verstohlen zunickte.
    »Wenn ich die Antwort nicht wüsste, würde ich Ihnen einen Sitz in unserem Vorstand anbieten«, sagte der CEO lächelnd. »Wir sind gerade dabei, unsere Sitzung zu beenden, Miss Next, ich stehe Ihnen gleich zur Verfügung. Bitte sagen Sie Mr Godfrey Bescheid, wenn Sie oder Ihr Sohn irgendwelche Erfrischungen brauchen.«
    »Vielen Dank.«
    Ich bat Godfrey um einen Orangensaft in einer Schnabeltasse für meinen Sohn, nahm Friday aus seinem Buggy und ließ mich in der Sitzecke am Fenster nieder. Von hier aus konnte ich die Vorgänge bestens verfolgen.
    »Tagesordnungspunkt sechsundsiebzig«, sagte ein kleiner Mann in einem der kobaltblauen Goliath-Anzüge. »Die Antarktis. Es gibt einige Widerstände dagegen, dass wir den Kontinent gekauft haben. Eine kleine Minderheit von Gutmenschen glaubt nicht an unsere menschenfreundlichen Absichten.«
    »Und warum genau ist das ein Problem, Mr Jarvis?«, fragte John Henry Goliath.
    »Kein Problem, Sir, nur eine Feststellung. Ich schlage vor, dass wir der Öffentlichkeit eindringlich klar machen, dass wir den Kontinent nur gekauft haben, um den Öko-Tourismus zu fördern und damit Arbeitsplätze in einer Region zu schaffen, die traditionell benachteiligt ist.«
    »Machen Sie das«, dröhnte der CEO. »Was gibt es noch?«
    »Nun, da wir uns entschlossen haben, eine Rolle als Ökowächter für den Kontinent zu übernehmen, sollten wir vielleicht eine Flotte von

Weitere Kostenlose Bücher