Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
war er gerade vom Kongress der Verrückten Wissenschaftler
MadCon-88
zurückgekommen.
    »Hallo, Onkel«, sagte ich mit weniger Begeisterung, als ich ihm eigentlich schuldete. »Schön, dich zu sehen.«
    »Ganz meinerseits!«, sagte er. »Kommst du jetzt auf Dauer zurück?«
    »Weiß nicht genau«, sagte ich und dachte an Landen. »Tante Polly geht's gut?«
    »Sie ist bei bester Gesundheit. Wir waren auf der MadCon. Man hat mir irgendeinen Preis verliehen, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wofür.«
    Das war typisch für Mycroft. Trotz seines offensichtlichen Genies hielt er das, was er machte, für völlig normal. Er experimentierte nun mal gern mit allen möglichen Sachen. Es war sein ProsaPortal gewesen, was mir erlaubt hatte, Bücher meiner Wahl zu betreten. Um sich den Nachstellungen von Goliath zu entziehen, hatte er zeitweilig Unterschlupf bei Sherlock Holmes gesucht und war dort stecken geblieben, bis ich ihn vor einigen Monaten wieder befreit hatte.
    »Ist Goliath immer noch hinter dir her?«, fragte ich.
    »Ja, sie lassen nicht locker«, sagte er. »Aber ich hab ihnen nichts gegeben.«
    »Du hast ihnen nichts gesagt?«
    »Nein. Es war sogar noch besser: Ich
konnte
ihnen nichts sagen. Ich konnte mich an keine einzige Erfindung erinnern, für die sie sich interessieren.«
    »Wie konnte denn das passieren.'«
    »Na ja«, sagte Mycroft und trank einen Schluck Tee. »Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, ich habe ein Gerät erfunden, das die Erinnerung löscht, und habe es an Polly und mir erprobt. Das wäre zumindest logisch.«
    »Dann weißt du also auch nicht mehr, wie das ProsaPortal funktioniert?«
    »Das was?«
    »Das ProsaPortal. Ein Gerät, mit dem man die Bücher betreten kann.«
    »Ja, sie haben mich danach gefragt. Es wäre sicher ganz reizvoll, dieses Gerät zu rekonstruieren, aber Polly sagt, ich solle es lieber lassen. Meine Werkstatt ist voller Geräte, von denen ich nicht mehr weiß, wozu sie eigentlich gut sind. Zum Beispiel gibt es da einen Ovinator. Das hat offensichtlich etwas mit Eiern zu tun, aber was?«
    »Wofür bist du denn auf der MadCon-88 ausgezeichnet worden?«
    »Vor allem für die Nextische Mathematik«, sagte Mycroft. Allmählich erwärmte er sich für sein Thema. »Von der Nextischen Geometrie hab ich dir ja schon mal erzählt, oder?«
    Ich nickte.
    »Nun, die Nextische Zahlentheorie ist eng damit verwandt. In ihrer einfachsten Form erlaubt sie mir, gewissermaßen
rückwärts
auf die Faktoren zu schließen, aus denen ein Produkt sich herleitet.«
    »Wie bitte?«
    »Nun ja. Nehmen wir einmal an, wir haben die Zahlen zwölf und sechzehn. Wenn man sie miteinander multipliziert, erhält man 192, nicht wahr? In der konventionellen Mathematik kann man der Zahl 192 aber nicht ansehen, wie man zu ihr gelangt ist. Sie könnte auch aus dreimal 64 oder sechsmal 32 bestehen. Oder einfach 194 minus zwei sein. Davon, dass man die Zahl betrachtet, weiß man noch lange nicht, welche Rechnung zu ihr geführt hat, nicht wahr?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Ja, und genau das ist der Punkt.« Mycroft lächelte triumphierend. »Die Nextische Zahlentheorie funktioniert genau umgedreht wie die konventionelle Mathematik. Sie erlaubt, aus einer beliebigen
Antwort
genau auf die Frage zu schließen.«
    »Und worin besteht die praktische Anwendung?«
    »Ach, da gibt es Hunderte.« Er zog einen Zettel aus der Tasche und schob ihn mir über den Tisch. Ich entfaltete ihn und fand eine einfache Gleichung: 216 091 minus 1, oder 2 hoch 21 6091 minus 1.«
    »Das sieht nach einer ziemlich großen Zahl aus.«
    »Eine
mittelgroße
Zahl«, verbesserte er.
    »Ja, und?«
    »Nimm mal an, dass ich dir eine Kurzgeschichte von zehntausend Wörtern gebe und dich bitte, jedem Buchstaben und Satzzeichen einen Zahlenwert zuzuweisen und das Ganze dann niederzuschreiben, dann erhältst du eine Zahl mit ungefähr fünfundsechzigtausend Stellen. Das ist natürlich ein wenig sperrig, deshalb verschaffst du dir mit Hilfe der Nextischen Mathematik eine Formel, die dieses Ergebnis ein bisschen einfacher ausdrückt. Ich nenne das den ZippFaktor.«
    Ich warf einen Blick auf die Gleichung in meiner Hand. »Dann ist das hier also …?«
    »Eine gezippte Fassung von Kafkas
Verwandlung
. Ich arbeite daran, jeden Text, der je geschrieben wurde, auf eine Gleichung mit weniger als fünfzig Ziffern zu reduzieren. Da staunst du, nicht wahr? Statt jeden Tag eine Zeitung zu kaufen, brauchst du dir bloß die Gleichung des Tages zu

Weitere Kostenlose Bücher