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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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seinen Nerven zerrte. Dieser Zustand war die einzige Art von Drogenrausch, die sein Körper noch hervorbringen konnte. Er genoß das trügerische Wohlbehagen, das ihn durchströmte, das Gefühl, unschlagbar zu sein; mit seiner Intelligenz würde er World's End erobern und die Menschen überlisten, die vertrauensvoll mit ihm reisten. Er schloß die Augen, entspannte sich, und fühlte, daß der Schlaf sich über ihn legte wie eine warme Decke.
    Das Wecksignal störte die vollkommene Stille und riß ihn aus dem Tiefschlaf. Fluchend richtete er sich auf, benommen, noch halb in einem Traum gefangen, in dem ein riesenhaftes Insekt vorkam. Er fluchte von neuem, als er begriff, wo er sich befand, und was der Weckton bedeutete. Doch als er sich aus dem Bett hochstemmte, war er hellwach; durch die Ritzen der dünnen Fensterverblendung sickerte fahles Licht. Durch Zuruf schaltete er die Beleuchtung ein und griff nach dem Kommunikator, der auf dem Nachttisch lag.
    »Ich komme gleich‹‹, sagte er und schaltete ihn wieder ab, ehe Niburu antworten konnte. Rasch zog er sich die Montur aus robustem, aber leichtem Stoff an, die schweren Stiefel, die Gundhalinu ihm empfohlen hatte, befestigte den Kommunikator an seinem Gürtel und setzte sich den Sonnenhelm auf, den er ständig trug. Dann schnappte er sich die Tasche, in der seine gesamte Habe verstaut war – er rechnete so oder so nicht damit, noch einmal an diesen Ort zurückzukehren –, und verließ das Zimmer, ohne sich ein einziges Mal umzusehen.
    Niburu und Ananke warteten in dem gemieteten Hovercraft auf ihn. Flüchtig prüfte er ihre Kleidung, doch ihre Gesichter sah er sich näher an. Beide schauten aus, als hätten sie vor lauter Sorgen kaum ein Auge zugetan, sie wirkten nervös und übernächtigt. »Wovor habt ihr Angst?« schnauzte er. Im Grunde hätte er sich genauso fühlen müssen, doch unter dem Einfluß der Droge kam er sich geradezu übermenschlich vor.
    »Vor allem«, antwortete Niburu mürrisch. Ananke sagte nichts, sondern streichelte nur den Quoll, der gurgelnde Geräusch von sich gab.
    »Faßt euch doch ein Herz, bei den Göttern!« schimpfte Reede stirnrunzelnd.
    »Du meinst wohl, es bedeutet nicht das Ende der Welt?« erwiderte Niburu sarkastisch. »Wenn du dich da mal nicht irrst!«
    Reede gab einen brummenden Laut von sich und sah das Forschungszentrum und die Stadt unter sich hinweggleiten. Er fragte sich, ob die Aussicht auf die bevorstehende Expedition in eine unberechenbare Wildnis seine Gefährten so bedrückte, oder die Angst vor dem, was man ihnen abverlangen würde, um überhaupt wieder herauszukommen. Er erkundigte sich jedoch nicht, weil er ohnehin keine beruhigenden Worte gewußt hätte. Unruhig rückte er sich auf seinem Platz zurecht.
    Am Ausgangspunkt wartete Gundhalinu auf sie, wie vereinbart. Er stand neben dem insektenförmigen Triphibian Rover, der sie alle ihrem Schicksal entgegenbringen sollte, und dem Schwebeschlitten mit ihrem Gepäck, der im Schlepp hinter ihnen hergezogen würde. Reede lächelte; sein Gesicht, das sich im Fenster spiegelte, war kein erfreulicher Anblick.
    Niburu landete präzise auf dem Abflug-Feld. Reede stieg aus und blickte zum Rover hinüber, in den zwei Regierungssoldaten die restlichen Ausrüstungsgegenstände einluden. Einer von ihnen war der junge Bursche, der Saroon oder so ähnlich hieß. Sergeant Hundet stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da und sah zu, wie sich der Junge mit Lasten abkämpfte, die er selbst mit einer Hand bewältigt hätte. Nur einmal ließ er sich zu einer Anstrengung hinreißen: er fluchte und trat den Jungen in den Hintern, 'als der eine Kiste fallenließ.
    Reede drehte sich um, als Gundhalinu neben ihn trat. »Sergeant!« rief Gundhalinu mit schneidender Stimme in Fourspeech. »Wenn Sie wollen, daß das Beladen schneller geht, dann benutzen Sie Ihre Hände, und nicht ihre Füße.«
    Hundet warf Gundhalinu einen haßerfüllten Blick zu; dann hob er langsam und mit sichtlichem Widerwillen ein Gepäckstück hoch. Reede erkannte gleich, daß Hundet ein Mensch war, der einen solchen Rüffel nie vergessen würde; er sagte jedoch nichts, weil es für eine Warnung ohnehin zu spät war.
    »Den Göttern sei Dank, daß wir dieses Mal fliegen«, murmelte Gundhalinu.
    Reede hob die Augenbrauen. »Wer, bei allen sieben Höllen, würde denn auf den Gedanken kommen, den Landweg zu wählen?«
    Gundhalinu zuckte die Achseln und lächelte. »Das erste Mal fuhren wir in einer

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