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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Schrottmühle ohne funktionierenden Abwehrschild nach World's End. Den ganzen verfluchten, höllischen Weg legten wir auf dem Boden zurück ...« Seine Stimme erstarb, und in seine Augen trat ein Ausdruck, der mit Worten nicht zu beschreiben war.
    Reede sah Niburu und Ananke an, die mit ihren Nerven am Ende zu sein schienen. »Und wie lange waren Sie unterwegs?«
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Nach einer Weile kommt einem selbst die Zeit bedeutungslos vor.«
    Reede sagte nichts, ihm fiel keine passende Antwort ein.
    »Woher wissen wir dann, wie lange wir dortbleiben?« mischte sich Niburu stirnrunzelnd ein. »Was ist, wenn wir unsere Frist überziehen, und Ihre Sicherheitskräfte uns ... Scherereien machen?« Reede vermutete, daß dieser Aspekt Niburus geringste Sorge war.
    »Dieses Mal wird es keine Probleme mit der Zeit geben«, erwiderte Gundhalinu.
    »Weil Sie sich mit dem Feuersee unterhalten können?« fragte Reede.
    Gundhalinu hielt seinem Blick ohne zu blinzeln stand. »Ja«, bekräftigte er, »weil ich mich mit dem Feuersee unterhalten kann.«
    Reede merkte, wie Niburu und Ananke ihn besorgt anstarrten. Er stellte die Frage, die die beiden am meisten bewegte, die sie jedoch nicht auszusprechen wagten. »Heißt das, daß wir dort vollkommen sicher sind?«
    »Nein.« Gundhalinu lächelte schmerzlich. »Man ist nirgendwo vollkommen sicher, Kullervo-eshkrad, jedenfalls nicht in diesem Universum.«
    Reede blickte ihn scharf an und grinste plötzlich. »Anders möchte ich es auch gar nicht haben«, versetzte er, ohne auf die unterschiedlichen Reaktionen seiner Gefährten zu achten.
    Die Ausrüstung war an Bord, und sie nahmen ihren Plätze im Bauch des Rovers ein. Gundhalinu setzte sich nach vorn neben Niburu, in den Sessel des Copiloten. Von dort aus konnte er das Terrain, das sie überflogen, am besten beobachten. Reede saß schräg hinter ihm neben Ananke, und die beiden Soldaten mußten sich mit der fensterlosen Frachtzone begnügen. Gundhalinu hatte gesagt, die Hinreise würde nur wenige Stunden dauern.
Wenn alles gutging.
In Gedanken setzte Reede diese Warnung hinzu. Ungeduldig beugte er sich vor um aus dem Bugfenster spähen zu können, während er über Kopfhörer den Startanweisungen von der Perimeter-Kontrolle lauschte.
    Endlich spürte er, wie sie stiegen; befreit von der drückenden Enge der bürokratisierten Zivilisation, ging es in die Wildnis, in das Unbekannte, Ungezähmte ... in das sichtbare Chaos. Er merkte, wie ein Gewicht von ihm abfiel, er fühlte sich losgelöst und wie neugeboren. Von der Seite her schielte ihn Ananke mit skeptischer Miene an. Reede holte tief Luft und versenkte sich in seine Gedanken.
    Er blickte hinunter auf den graugrünen Dschungel, der sich wie ein giftiges, aufgeplustertes Polster ausbreitete. Sie folgten dem stumpfgelben Band eines Flusses, wie Jäger, die der Schleimspur eines Whillp nachpirschen ... Er merkte, daß ihm als Vergleich nur Bilder einfielen, die ekelhaft und abstoßend waren; er fragte sich, ob der Ort selbst diese morbiden Assoziationen erzeugte, oder ob er sich einfach nur von der düsteren Stimmung seiner Reisegefährten anstecken ließ.
    »Wie viele Expeditionen nach World's End haben Sie schon unternommen, Kommandant Gundhalinu?« fragte Niburu, vielleicht, um sich von dem Anblick der Landschaft abzulenken.
    »Das 'ist jetzt meine sechste Exkursion«, antwortete Gundhalinu so leise, daß er kaum zu verstehen war. Sie überflogen eine unvermutete Lichtung, auf der eine raffinerieähnliche Anlage stand. Reede merkte, wie seine Schultern sich verkrampften; er entspannte sich erst wieder, als die obszön wuchernde Vegetation erneut das Blickfeld beherrschte.
    »Das war das letzte Zeichen einer menschlichen Besiedlung«, erklärte Gundhalinu, der auch froh zu sein schien, als der Außenposten der Zivilisation hinter ihnen zurückfiel.
    Reede blickte nach vorn, an Gundhalinus Schulter vorbei, und erspähte etwas in der Ferne. Der Dschungel endete an den Flanken eines Gebirgszugs wie ein Ozean, der an ein Ufer brandet. Im feuchten Dunst des Regenwalds erschienen die Gipfel wie silberne Traumgebilde. Reede starrte darauf, in der sicheren Erwartung, daß sich die Vision im nächsten Augenblick wie eine Luftspiegelung oder Wolkenbank auflösen würde.
    Doch nichts dergleichen geschah. Die Sonne stieg höher, vertrieb die Nebelschwaden, erhellte die Kabine des Rovers und beleuchtete die stillen, nachdenklichen Gesichter, die

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