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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Hitze, die von dem hellen, felsigen Boden des Canyons ausging, durch seine isolierten Stiefel drang; dann spähte er die Wände empor, die aus versteinerten Tonschichten bestanden. Am Rand ragten ein paar riesige Baumfarne wie bizarre Schirme gegen den gleißenden Himmel auf eine Staubschicht dämpfte das satte Grün der federartigen Blätter, die Stämme hatten die Farbe von Eisen. Er fand es merkwürdig, daß sie droben auf dem Plateau wuchsen, während sich auf dem Grund des Canyons etliche seichte, grüngeränderte Tümpel wie eine Fußspur entlangzogen. Es war, als sei die Zeit selbst hier hindurchgeschritten und hätte das Land gelähmt, bis ihre Ankunft die Ruhe störte.
    Hinter ihm fing jemand laut an zu fluchen. Reede schwenkte herum, als ihm jählings ins Bewußtsein rückte, daß er nicht allein war. Die anderen schlugen bereits, unter Gundhalinus Anleitung, das Lager auf, um sich und die Ausrüstung vor der gnadenlosen Hitze zu schützen. Gereizt rief er Niburu und Ananke Befehle zu. Er sagte sich, daß Gundhalinu diese fremdartige Landschaft bereits ein Dutzendmal gesehen hatte, doch selbst, wenn dies nicht so wäre, hätte er sich durch nichts von seiner Arbeit ablenken lassen.
    Reede strich sich mit der Hand über das verschwitzte Gesicht und bemühte sich, das Rauschen seines Blutes in den Ohren zu ignorieren. »Gundhalinu«, rief er. Gundhalinu drehte sich um und kam zu ihm. »Sind wir an diesem Platz auch sicher? Was ist, wenn der Canyon plötzlich überflutet wird?« Er deutete auf die Tümpel und die hohen, senkrecht aufragenden Felswände. Ein Bild schob sich vor seine Augen, eine vage Erinnerung, die jedoch keine konkrete Form annehmen wollte.
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Solange wir hier sind, passiert nichts.«
    »Weil jetzt Trockenzeit ist ...?« Reede verstummte, als er den Ausdruck auf Gundhalinus Gesicht bemerkte.
    »Ja, sicher«, murmelte Gundhalinu. »Jetzt ist Trockenzeit.« Er wandte sich ab und gab Hundet neue Anweisungen.
    Reede ging zum Rover zurück und fing an zu arbeiten. Plötzlich wünschte er sich, seine Aufgabe hier wäre bereits beendet; er hoffte, alles würde möglichst schnell gehen.
    Als sie das Lager aufgeschlagen hatten, war die Sonne bereits hinter den Felsen untergegangen, und die Hitze ließ nach. Trotzdem fand es Reede außerhalb der kuppelförmigen Unterkünfte unerträglich heiß, obwohl er an ein warmes Klima gewöhnt war. Aber die künstliche Umwelt, die sie geschaffen hatten, bot wenigstens einigermaßen Schutz vor den zerstörerischen elektromagnetischen Ausbrüchen des Feuersees.
    Reede verließ die Kuppel, in der seine persönlichen Sachen untergebracht waren. Er hatte sich davon überzeugt, daß die Geräte funktionierten; den ganzen Nachmittag lang hatte er Experimente durchgeführt und sie getestet. Gern hätte er sich ausgeruht, doch seine Gedanken kreisten unablässig um Mundilfoere. Ihr mysteriöses Wesen, ihre Leidenschaft und die Macht, die sie über ihn hatte, verzehrten ihn, und nun war er ausgesetzt in dieser grotesken Welt und konnte erst dann zu ihr zurück, wenn er die Aufgabe, die sie ihm gestellt hatte, erfüllte. Doch inzwischen war ihm klar geworden, wie schwierig das Unterfangen sein würde ... Seine Zweifel, seine Sehnsucht nach ihr und das Gefühl des Verlassenseins setzten ihm so sehr zu, daß er keine Ruhe mehr fand.
    »Niburu!« brüllte er. Niburu erschien in der Eingangsluke des Zeltes, das er sich mit Ananke teilte, und sah Reede an. Der merkte daß er sich einen Grund ausdenken mußte, weshalb er ihn gerufen hatte. »Was gibt's zum Abendessen?« Wenn jemand die mitgebrachte Nahrung genießbar machen konnte, dann war es Niburu. Außerdem hatte er nichts dagegen, wenn er für die Verpflegung sorgen mußte.
    Niburu zuckte die Achseln. »Scheiße
surprise,
nehme ich an. Er grinste. »Mal sehen, was sich machen läßt.« Er steuerte auf die Proviantkuppel zu.
    »Niburu.«
    Niburu zögerte und blickte ihn mit plötzlich erwachtem Argwohn an.
    »Du hast heute eine tolle Leistung gebracht.« Reede zeigte auf den Rover, während er verlegen an seinem Ohrschmuck zupfte.
    Niburu lächelte unsicher und ging weiter. Reede sah, wie Hundet ihm den Weg versperrte, und anhand ihrer Gesten stellte er sich die Diskussion vor, die sich entwickelte, als Niburu auf freiem Zugang zu den Vorräten bestand.
    Die beiden Soldaten schliefen im Rover – zur Sicherheit, nahm er an, denn dadurch bewachten sie die Kommunikationsgeräte und das einzige

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