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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Helligkeit zu, so daß er nicht mehr an eine Sinnestäuschung glaubte.
    Er ging darauf zu ... und strauchelte bereits nach drei Schritten, weil seine Füße sich in etwas verhedderten. Der Länge nach fiel er auf einen harten, glatten Untergrund, der sich anfühlte wie Keramikkacheln. Seelisch und körperlich erschüttert stemmte er sich wieder hoch. Seine Füße waren immer noch in etwas eingewickelt, und als er blindlings danach tastete, merkte er, daß es Stoff war ... wie wenn jemand achtlos Lumpen weggeworfen hätte ... oder einen Leichnam ... dieser Gestank! Götter, das war doch nicht etwa ...?
Verdammt!
    Hastig zog er die Hand zurück, ehe er genau feststellen konnte, was sich unter dem Stoffbündel verbarg. Er erstarrte, als er plötzlich leises Gelächter hörte. »Wer ist da?« Seine Stimme schwankte und verriet, wie verunsichert er war. »Mach das Licht an, verflucht! Sag doch etwas!« Doch er hörte nur das Echo seiner eigenen Stimme, das von irgendwelchen unsichtbaren Wänden zurückgeworfen wurde.
    »Ich bevorzuge die Dunkelheit«, sagte nach einer Weile eine verzerrte Stimme. »Sie enthüllt so viel. Im Dunkeln ist jeder nackt.«
    Mit angehaltenem Atem starrte Reede in die Schwärze. »Du ...?« flüsterte er. Im stumpfen Schein der roten Glut glaubte er eine vage menschliche Silhouette zu erkennen. Er strengte seine Augen nicht weiter an, da er wußte, daß es zwecklos wäre. Seine Knie wurden weich.
Die Quelle.
So nannte Thanin Jaakola sich selbst, und in der Festung dieses Mannes war er gefangen. Jaakolas Kartell gehörte zu den mächtigsten Organisationen, seine Drogenproduktion und sein Verteilernetz umfaßten jede Welt der Hegemonie. Aber Jaakola war mehr als ein bedeutender Narco; er gehörte der Bruderschaft an, und selbst Reede wußte nicht, wie weit sein Einfluß reichte.
    Zwanghaft blinzelnd schaute er ins Dunkel. Ein Gerücht besagte, Jaakola brauche die Finsternis, weil irgend etwas mit ihm nicht stimme; vielleicht konnte das Licht seine Augen verletzten, oder er litt an einer schrecklichen, entstellenden Krankheit. Reede hatte diese Legende nie geglaubt, sie immer für eine Lüge gehalten. Seiner Ansicht nach diente die Dunkelheit als Tarnung, so daß die Quelle in jeder beliebigen Maske auftreten konnte, und niemand seine wahre Gestalt kannte. Doch wie er nun allein in der Finsternis stand, vor ihm die unförmige schwarze Silhouette, war er sich nicht mehr so sicher, daß alles nur auf einer Fama beruhte. Was war das für ein ekelhafter Gestank – was lag um seine Füße herum? Ging seine Phantasie mit ihm durch oder ...
Halt! Das darfst du nicht einmal denken!
    »Komm näher, Reede. Setz dich zu mir, du brauchst nicht zu stehen.« Jaakola, der seine Furcht spürte, provozierte ihn.
    Aus Wut und Trotz ging er hin, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, um nicht noch einmal in eine Falle zu tappen, über einen Leichnam zu stolpern. Plötzlich traf er auf eine Stufe, stieg sie hinauf und nahm die verschwommenen Konturen eines Sessels wahr. Erst nachdem er das Sitzpolster und die Rückenlehne abgetastet hatte, setzte er sich hin.
    »Du wirst erschöpft sein nach deiner langen und strapaziösen Reise«, tönte Jaakolas unheimliche Stimme. »Ich gratuliere dir.« Einen Augenblick lang fragte sich Reede, ob Jaakola den Rückflug vom Planeten Nummer Vier oder den Weg bis zum Sessel meinte. »Wie ich sehe, hast du zum Nutzen der Bruderschaft Erfolg gehabt.«
    »Wie du siehst?« fragte Reede. Ihm war klar, daß er jedes Wort mit Bedacht wählen mußte.
    »Wir fanden den Container mit dem Stardrive-Plasma, den du im Rover versteckt hattest. Ein brillanter Coup, wie du ihn dem Kharemoughi buchstäblich aus den Händen gestohlen hast – und obendrein hast du auch noch das Antriebs-Aggregat mitgebracht, den Kompletten Stardrive. Bald wird jeder Agent des Chaos deinen Namen kennen. Vielleicht nennt man dich zu Recht den neuen Vanamoinen ... Und jetzt wolltest du das Plasma zu deiner geliebten Mundilfoere bringen, nicht wahr?
    Reede spürte, wie ihm der Haß die Kehle zuschnürte, und nickte. »Was spricht dagegen?« Er unterdrückte seine Wut und brachte es fertig, mit beherrschter
    Stimme zu fragen: »Du weißt, daß ich ein geachtetes Mitglied der Bruderschaft bin. Ich hatte nie die Absicht, etwas zu verbergen – mit Ausnahme vor den Blauen. Ich schickte eine Nachricht an Mundilfoere, sie sollte ein I reffen arrangieren, wieso bin ich jetzt an diesem Ort, allein mit dir? Warum hast du

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