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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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verunstalteten Mundwinkel hoben. »Nanu, Reede Kullervo. Schön, daß du es geschafft hast.« Er streckte die Hand aus.
    Als Antwort wischte sich Reede die Hände an seiner Hose ab. Seine Augen funkelten. »Du hast hier nichts zu sagen«, entgegnete er, »und du bist auch nicht froh, mich zu sehen.« Kedalion vermochte nicht abzuschätzen, ob Reede den Newhavener kannte oder nicht.
    »Ich habe gehört, daß du ganz schön clever bist«, sagte der Hüne mit säuerlichem Lächeln. Er ließ die Hand wieder sinken. »Du sollst sogar ein Genie sein. Wahrscheinlich will dich der Boss deshalb für einen Job anheuern.«
    Reede gab ein zynisches Lachen von sich. »Einen Job?«
    »Er hat gehört, daß du deinen Patron verloren hast. Für dich ist das eine gefährliche Situation.«
    »Vielleicht hat er ein bißchen nachgeholfen?« höhnte Reede.
    »Schon möglich.« Der Newhavener grinste boshaft. »Du warst lange Zeit fort, Kullervo. Es hat ein paar Veränderungen gegeben.«
    Kedalion hörte, wie Reede flach und hastig atmete. »Wessen Festung ist das? Wo bin ich?« wollte Reede wissen.
    Das Gesicht des Riesen verzog sich zu einer häßlichen Fratze. »Du wirst schon sehen. Es wird dir hier gefallen, Kullervo.«
    »Na schön«, versetzte Reede. »Der Boss will mich also sprechen. Wo ist er?«
    »Folgt mir.« Der Newhavener machte kehrt und marschierte mit polternden Stiefeln den Weg zurück, den er gekommen war. Als sie ihm hinterhergingen, schlossen sich ihnen sechs Wächter an und begleiteten sie fortan wie Schatten. Kedalion widerstand dem Wunsch, sich nach dem Hovercraft umzuschauen, in dem ihre ungeheuer wertvolle Fracht versteckt war. Er fragte sich, wann er je sein Fahrzeug – und die Freiheit – wiedersehen würde.
    Der Newhavener führte sie auf Umwegen in das Innere der Zitadelle, die die Größe einer Stadt hatte; allein würden sie den Rückweg niemals finden. Nach einer längeren Fahrt mit einem Lift traten sie in einen weiten, luftigen Raum. Vor Überraschung mußte Kedalion blinzeln. Eine Wand schien tatsächlich das helle Tageslicht einzulassen, aber vielleicht war es auch nur ein Hologramm, er war sich nicht sicher. Wenn das Licht echt war, mußten sie sich hoch in der Luft befinden, obwohl er hätte schwören können, daß der Fahrstuhl sie nach unten gebracht hatte.
    »Der Boss«, sagte ihr Führer und deutete auf eine geschlossene Tür in der hinteren Wand. Der Fußboden bestand aus einem glänzenden Material; unter den Fenstern, nach draußen hinausragend, befand sich ein kleiner Garten, und man hörte das Geräusch von plätscherndem Wasser. Die Umgebung mit ihren Sitzmöbeln erinnerte an den Warteraum eines erfolgreichen Händlers. »Nach dir, Kullervo.«
    Reede holte tief Luft und ging auf die glatte, geschlossene Tür zu. Kedalion und Ananke folgten ihm dicht auf den Fersen, doch plötzlich versperrte der Hüne ihnen den Weg. »Ihr bleibt hier und setzt euch hin«, befahl er.
    Kedalion rührte sich nicht und blickte hilfesuchend Reede an. Er war froh, daß der mörderischen Blick aus dessen Augen nicht ihm galt. Reede musterte den Newhavener, dann wandte er sich an seine Gefährten. »Wartet hier«, sagte er in kühlem, arrogantem Ton, als gäbe es nichts zu befürchten. »Es wird nicht lange dauern.«
    Kedalion nickte und wünschte sich vergebens, er besäße die gleiche Zuversicht wie Reede. Er wußte, daß Reede nervös war und auch Angst hatte, doch mittlerweile kochte er vor Wut, und jeder, der nur einen Funken Verstand besaß, ging ihm aus dem Weg. Reede Kullervo mochte verrückt sein, aber im Augenblick war Kedalion froh, daß er für ihn arbeitete. Vielleicht würden sie dieses Abenteuer sogar mit heiler Haut überstehen. Er empfand beinahe Mitleid mit demjenigen, der hinter der Tür wartete und Reede ein geschäftliches Angebot machen wollte.
    So würdevoll wie möglich hievte er sich auf eine Couch und bedachte Ananke mit einem ermutigenden Lächeln.
    Der Junge blickte gespannt zu Reede hin. Sie beobachteten, wie die Tür langsam transparent wurde, und Reede dahinter verschwand. Dann warteten sie.
     
    Reede trat in einen absolut leeren Raum. Hinter ihm schloß sich die Tür, und erst da bemerkte er, daß es keinen anderen Ausgang gab. Als er herumwirbelte und die Stelle berührte, an der die Tür gewesen war, sprühten Funken, und er erhielt einen leichten elektrischen Schlag. Er war rings von vollkommen glatten, kahlen Wänden umgeben.
    Eine Falle.
Reede suchte den Raum mit den Augen ab;

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