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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ein, als Kedalion den Abfangjägern die Kontrolle über ihr Schiff überließ. Mit einem resignierten Achselzucken nahm er die Hände von den Armaturen und beobachtete die wechselnden Daten, die anzeigten, daß sie das Tempo und die Richtung änderten. Ananke war aufgestanden und starrte in ängstlichem Schweigen über die Schulter, während sie über dem Dornendschungel dahinglitten; die gesprengte Zitadelle und das tobende Flammenmeer fielen hinter ihnen zurück und wurden Vergangenheit.
    Es gab keinen weiteren Funkkontakt mit ihrer Eskorte. In hilfloser Schweigsamkeit flogen sie ihrem Schicksal entgegen. Ananke fragte nicht mehr, was passiert war. Entweder hatte er sich selbst eine Geschichte zusammengereimt, oder er wollte gar nicht genau Bescheid wissen. Er setzte sich wieder nach hinten, streichelte den Quoll und starrte aus dem Heckfenster, bis es nichts mehr zu sehen gab.
    Kedalion versuchte, ein paar Daten abzufragen, doch nichts war mehr unter seiner Kontrolle geblieben. Nicht einmal mehr die Uhrzeit konnte er neu einstellen. Nachdem er eine Zeitlang nervös mit den Fingern auf dem Paneel getrommelt hatte, schob er die Hände in die Taschen. Dabei berührte er den Huskball; er zog ihn heraus, rollte ihn von einer Hand in die andere und ließ sich von der gleichförmigen Bewegung und dem vertrauten Gefühl beruhigen.
    »Kannst du feststellen, wohin wir fliegen?« fragte Reede.
    Kedalion schüttelte den Kopf. »Die Datenbanken geben nichts mehr her, und es sieht nicht so aus, als würden wir auf einem geraden Kurs fliegen. Reede ...«
    »Halt die Klappe!« fuhr Reede ihn an. »Halt die Klappe, Niburu!«
    Kedalion schwieg.
    Nachdem sie zwei Stunden lang geflogen waren, erspähte er einen hohen, schlanken Turm, der wie eine Nadel in der Morgensonne glühte. Er hätte gern gewußt, wessen Zitadelle es war, doch er verbiß sich die Frage. Falls Reede Bescheid wußte, so teilte er es niemandem mit. Als sie näherkamen, öffnete sich in der Festungsmauer ein Portal; Kedalion spürte, wie sich ein Traktorstrahl um ihr Vehikel schloß und sie unerbittlich in den wartenden Schlund hineinzog.
    Wachen standen bereit, als sie mit schwindelerregendem Tempo eindockten. Kedalion sah, wie sie mißtrauisch in die Kuppel spähten. Ohne sein Zutun gingen die Ausstiegsluken auf.
    »Wir wollen sie nicht warten lassen«, sagte Reede mit rauher Stimme. Er stand auf und bewegte seine Finger, als wolle er einen Krampf lösen. Kedalion war froh, daß er nicht zu einer ihrer Waffen griff.
    »Und was ist mit ...?« Kedalion deutete mit dem Kinn auf das Heck des Rovers, wo der Container mit dem Stardrive-Plasma unter einem Sitz versteckt war.
    Reede schüttelte knapp den Kopf und kletterte nach draußen.
    Zögernd folgte ihm Kedalion und schaute sich nach Ananke um. Der Junge sah den Quoll an, wie wenn er überlegte, ob er ihn mitnehmen oder im Fahrzeug lassen sollte. »Nimm ihn lieber mit«, riet Kedalion. »Nur die Götter wissen, wann wir wieder zum Rover zurückkommen.«
    Ananke nickte mit zusammengepreßten Lippen stieg aus der Luke.
    Wächter umringten sie und untersuchten sie per Hand und mit Detektoren. Sie gingen schnell aber gründlich vor. Reede wurde um etliche Waffen erleichtert. Kedalion sah, daß sein Medaillon mit dem Solii über seinem Hemd baumelte. Über der schlichten, grauen Montur sah er in seinem hypnotisch strahlenden Glanz fehl am Platz aus. Reede machte keine Anstalten, den Anhänger unter dem Hemd zu verstecken und trug ihn offen zur Schau, wie aus Trotz. Die Wachen betrachteten ihn, als sei er ein wildes Tier, als würden sie seinen Ruf kennen. Zu Kedalions Erleichterung und Überraschung verzichtete man darauf, sie zu fesseln.
    Jemand betrat die Eindock-Bucht. Sein energischer Gang verriet, daß er über Macht verfügen mußte. Die Wachen rückten respektvoll zur Seite; es war die übliche Mischung aus Einheimischen und Außenweltlern, gekleidet in der praktischen, uneinheitlichen Kluft, wie Kedalion sie auch bei Humbabas Untergebenen gesehen hatte.
    Der Mann, der jetzt auf sie zugeschritten kam, war genauso leger angezogen. An der Bekleidung ließ sich nicht erkennen, für wen diese Männer arbeiteten, lediglich das selbstsichere Auftreten des Neuankömmlings verriet, daß er eine höhere Position innehatte. Er war fast zwei Meter groß und muskulös. Schwarzes Kraushaar, dunkle Schlitzaugen ... Kedalion tippte auf einen Bewohner von Newhaven.
    Vor Reede blieb er stehen, während sich seine von Brandwunden

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