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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ein perfekt versiegelter Kasten. Er biß auf die Zähne; am liebsten hätte laut aufgeschrien und sich gegen die Wände geworfen wie ein rasendes Tier. Aber der Teil seines Gehirns, der immer wie von jemand anders kontrolliert zu sein schien, mahnte ihn zur Selbstbeherrschung; er sagte ihm, daß es hier Licht gäbe, also ein funktionierendes Lebenserhaltungssystem bestehen müsse, und wo es einen Eingang gab, kam man auch wieder heraus. Vielleicht steckte er sogar in einer Art Lift, obwohl er keinerlei Bewegung ausmachen konnte. Man wollte ihn nicht töten, zumindest vorläufig noch nicht, denn nur wenn er am Leben blieb, war er von Nutzen. Bestimmt sollte er durch diese Isolierung nur ein wenig weich gemacht werden.
    Er lehnte sich gegen die Wand und spielte mit seinem Ohrgehänge; mit Sicherheit wurde er beobachtet, deshalb zwang er sich zur Ruhe.
Eigentlich sollte er dankbar sein:
Sie verschafften ihm Muße zum Nachdenken. Immer noch war ihm schleierhaft, wer ihn gefangengenommen hatte. Der Hüne hatte ihm lediglich gesagt, er habe seinen Patron verloren, damit meinte er Humbaba. Angeblich wollte der Boss dieser Festung ihm einen Job anbieten, das hieße, er würde seinen Auftraggeber wechseln, aber nicht seinen Beruf. Kein Wort über den Stardrive. Vielleicht wußten sie es gar nicht.
    Aber wer immer Humbabas Zitadelle durch einen Blitzstrahl in Schutt und Asche hatte aufgehen lassen, mußte über seine Ankunft bestens informiert gewesen sein; das Timing war perfekt. Zuerst hatte man die Sicherheitssysteme der Zitadelle ausgeschaltet und selbst den Funkverkehr unterbunden. Man wußte nicht nur den exakten Zeitpunkt seines Eintreffens, sondern auch die Richtung, aus der er kommen würde. Das bedeutete, daß eine Organisation dahintersteckte, die über mehr Macht verfügte als irgendein Drogenbaron, der mit Humbaba abrechnen wollte. Und hier gab es einen Machtfaktor, der sämtliche Fäden zog, und dem es überhaupt nur zu verdanken war, daß die verschiedensten Drogenkartelle relativ friedlich auf dieser Welt koexistierten. Gewiß, es gab Scharmützel, Entführungen, Hinterhalte, aber wenn eine ganze Zitadelle ausgelöscht wurde, war das nicht das Werk eines einzelnen Rivalen, dem es um Marktanteile ging. Es hieß, daß jemand versucht hatte, der Bruderschaft in die Quere zu kommen.
    Und er gehörte der Bruderschaft an. Er berührte den Solii-Anhänger, den Mundilfoere ihm geschenkt hatte. Er kannte seine Bedeutung und wußte, weshalb sie ihm damals riet, ihn ständig bei sich zu tragen.
Mundilfoere ...
Er durfte nicht daran denken, daß sie sich vielleicht in der Festung aufgehalten hatte, als diese explodierte, gefangen in dem Ball aus weißem Feuer verglüht war ...
Götter, wenn er es sich ausmalte, würde er noch verrückt! In diesem Kasten war es ohnehin zum Verrücktwerden ...
Niemals würde er für denjenigen arbeiten, der ihm das angetan hätte ... Mit den bloßen Händen würde er diesen Hurensohn töten. Er begann zu schwitzen; er hatte das Gefühl, die Luft würde wärmer, stickiger, schwerer einzuatmen ... bis er sich vorkam wie unter Wasser. »Rühr dich endlich, du Mutterficker!« knurrte er, während sein Körper zuckte. Er zwang sich dazu, die Ruhe zu bewahren, die irrsinnige Energie einzudämmen, die plötzlich in ihm hochwallte.
Spar dir die Kräfte für später auf! Du mußt dich schonen, verdammt noch mal!
    Das Licht ging aus. Nein!
Um ein Haar hätte er geschrien, aber der gesunde Teil seines Gehirns, der ihn nie im Stich ließ, erstickte den Schrei in der Kehle und gab ihm die Kraft, in der totalen Finsternis stillzustehen.
Warten. Warten ...
Er hörte seinen Atem, das Pochen seines Herzens, das Rauschen des Blutes in den Schläfen. Durch das Fehlen äußerer Reize schärften sich seine Sinne und spielten verrückt. Oder atmeten wirklich
zwei
Menschen in diesem Kasten?
    Bei den Göttern, was stank hier so bestialisch – es war nicht sein eigener Schweiß, sondern es roch nach etwas Fauligem, Verrottendem ... Er fing schon an, sich Dinge einzubilden; vor ihm an der Wand schimmerte etwas, wie ein ersterbendes Kohlenfeuer. Er streckte die Hand danach aus und stolperte nach vorn, weil die Wand plötzlich verschwunden war.
    Um sich tastend, stellte er fest, daß es nirgendwo mehr Wände gab; jetzt befand er sich in einem viel größeren Raum, in einer gestaltlosen Schwärze, wie sie im Universum zwischen den Sternen herrscht. Doch die Glut, die er gesehen hatte, war real; sie nahm laufend in

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