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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hören. Du arroganter, aufgeblasener Dreckskerl nennst dich selbst den Schmied, speicherst die genialen Erkenntnisse vieler Generationen in deinem Hirn und bildest dir ein, es seien deine eigenen. Du hast dich aufgeführt, als wärst du einer von uns – sogar
geglaubt
hast du daran, dabei bist du nichts weiter als Mundilfoeres Kreatur. Ich bedaure nur, daß du sie nicht schreien hörtest, daß du nicht zugesehen hast, wie ich sie in Stücke riß.«
    Reede stöhnte wie ein gequältes Tier.
    Die Quelle gab einen zufriedenen Laut von sich. »Ich wußte, daß ich dir nichts Schlimmeres antun konnte, ohne dich dabei zu töten. Aber du sollst am Leben bleiben, Reede – jetzt bist du mein Geschöpf, und ich habe große Pläne für unsere Symbiose. Du stellst das Stardrive-Plasma her, ich sorge für seine Verteilung, wobei ich den Kharemoughis den größtmöglichen Schaden zufügen werde – zum Wohle unserer Bruderschaft. Wenn dann die Zeit reif ist, kehrst du mit uns nach Tiamat zurück und verschaffst uns das Wasser des Lebens.«
    »Eher sterbe ich«, flüsterte Reede; seine Kehle war wie ausgedorrt, die Augen brannten. »Ich bringe mich um.«
    »Nein ... das wirst du nicht tun«, widersprach die Quelle. »Du wirst auch nicht zusammenbrechen und den Verstand verlieren. Und weißt du, warum nicht? Weil du dir bereits ausrechnest, daß du dich nur an mir rächen kannst, wenn du lebst.« Er kicherte, wie wenn er die geheimsten Gedanken seines Gefangenen lesen könnte. »Vor dir liegt ein langes Leben, Reede – aber keine Sorge, du wirst es bequem haben. Du kriegst alles, was du brauchst, die besten Geräte, die besten Assistenten, die für Geld zu haben sind, einen grenzenlosen Ausgabenfonds – solange du produzierst. Nur eines kannst du nicht von mir bekommen, was Mundilfoere dir geben konnte – es sei denn, du willst dein Bett mit mir teilen.«
    Die Quelle stieß ein obszönes Gelächter aus; ruckartig hob Reede den Kopf und spuckte in seine Richtung.
    Jaakola gab ein schmatzendes Geräusch von sich, das wie ein Kuß klingen sollte, und fing wieder an zu lachen. »Ich weiß sogar, daß es noch etwas gibt, das du nötiger brauchst als Mundilfoere. Es steht für dich bereit, ich glaube, du nennst es das ›Wasser des Todes‹.«
    Mit blicklosen Augen starrte Reede in die Finsternis. Etwas wie Erleichterung machte sich in ihm breit.
    »O ja, Reede ich weiß alles über dich, deine intimsten Geheimnisse. Du elender, selbstzerstörerischer Irrer, du hast also doch noch etwas entdeckt, was selbst dir Angst macht. Nicht, daß ich dich wegen deiner Furcht verachten würde ... Ich ließ das Wasser des Todes an einem meiner Leute testen, die Ergebnisse waren wahrhaft erschreckend, schon vom Zusehen allein kann einem bange werden. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie es ist, wenn man die Qualen selbst erleidet. Angeblich kann man von dieser Sucht nicht geheilt werden. Du bist wirklich brillant ...« Seine Stimme troff vor Hohn. »Zuerst schmiedest du dir deine eigenen Ketten und händigst sie dann mir aus. Solange du mitmachst, Reede, bekommst du das Wasser des Lebens. Ich glaube ...« – die Quelle legte eine Pause ein, und Reede konnte das heimtückische Lächeln förmlich spüren –, »daß du bald einen Schuß brauchst. Deshalb hattest du es doch so eilig, zu Humbabas Festung zurückzufliegen, nicht wahr? Dein Vorrat war dir ausgegangen – durch schlechte Planung –, und langsam warst du am Verzweifeln. Nicht einmal Mundilfoere hatte diese Gewalt über dich. In deinem neuen Labor wartet eine Dosis auf dich, und so lange du deine Arbeit machst, darfst du dir den Nachschub selbst herstellen.«
    Reede sagte nichts; er schluckte krampfhaft und holte tief Luft, bis seine Lunge schmerzte.
    »Hast du noch Fragen bezüglich deiner neuen Existenz?«
    Reede schwieg.
    »Einen letzten Wunsch?«
    »Geh zur Hölle!« stieß Reede mit brüchiger Stimme hervor.
    »Weißt du es denn noch nicht?« murmelte die Quelle leise. »Ich bin längst dort ... und du auch, mein Freund.« Das stumpfrote Glühen, das nichts preisgab und schlimmer war als eine Lüge, erlosch plötzlich, und es herrschte wieder völlige Finsternis, wie zuvor.
     
    Seufzend rückte sich Kedalion auf seinem Platz zurecht und schielte auf seine Uhr. Die Couch war längst nicht so bequem, wie sie aussah; er fragte sich, ob man sie absichtlich so pervers konstruiert hatte, oder ob es an ihm lag, daß er keine angenehme Position fand. Reede hatte gesagt, es würde nicht

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