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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Gundhalinu sich den Gästen zuwandte, sah er gerade noch, wie SB ihm einen mörderischen Blick zuwarf, ehe seine Brüder von den Wachleuten nach draußen geleitet wurden, verfolgt von den angewiderten Blicken der Zuschauer.
    »Sadhanu, Bhai«, sagte er mit erhobener Stimme, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Dies ist die Künstlerin, die für die Vorstellung heute abend verantwortlich ist. Bitte erweisen Sie ihr die Ehre!« Es gab Applaus, teils zögerlich, aber auch mit Beifallsrufen untermischt. »Durch ein Versehen wurde sie nicht zu diesem Fest eingeladen, aber wenn Sie gestatten, dann erlaube ich mir, das Versäumnis zu korrigieren.« Er schaute Per-natte an und sah dabei auch, wie Vhanu sich vor Verlegenheit wand, während die Frau neben ihm völlig verwirrt zu sein schien.
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, sprach er Pernatte an, »wenn Sie diese Dame als meinen Ehrengast willkommen heißen.«
    »Selbstverständlich«, murmelte Pernatte verdutzt. Natürlich erinnerte er sich genau daran, was kurz zuvor über das gespannte Verhältnis zwischen Gundhalinus Familie und dieser Künstlerin gesagt worden war, und er machte ein Gesicht, wie wenn er glaubte, jemand hätte zu viel getrunken. »Ich bin entzückt, und das Mißverständnis bedaure ich zutiefst.« Er sah die Frau an. »Wir wollen den Vorfall dem künstlerischen Temperament zugutehalten; jeder macht mal einen Fehler ... äh ... aber ich bitte Sie, meine Teure, in Zukunft ein bißchen vorsichtiger zu sein, wenn Sie Ihre Kunst ... äh .. . ausdrücken.« Er versuchte zu lächeln, doch es wurde eine Grimasse daraus.
    »Ich werde daran denken, Sathra. « Sie verbeugte sich mit einer Anmut, um die sie jeder Techniker beneidet hätte; ihr Gesicht war wie eine perfekte Maske, und um den Mund spielte ein züchtiges Lächeln. Sie nahm den Kopfset ab und reichte ihn Pernatte. »Es wäre mir eine unvergeßliche Freude, wenn Sie als nächster mitmachen würden, Sathra.« Besänftigt durch ihre tadellosen Manieren, und bestrebt, die Feier wieder in Gang zu bringen, nahm er den Kopfset an und setzte ihn auf. Sie schaute Gundhalinu an und hob fragend die Brauen.
    Gundhalinu nickte, berührte ihren Ellbogen und bedeutete ihr, sie möge ihm folgen.
    »Sir ...?« mischte sich Vhanu ein, der schon ganz zappelig wirkte.
    »Es ist alles in Ordnung, Vhanu, wenn ich Sie brauche, rufe ich Sie.« Er führte sie durch die Menge, die bereits Ausrufe des Erstaunens von sich gab, während Pernatte dabei war, die Vorstellung zu gestalten. Sie schaute nicht zurück, und Gundhalinu hatte den Eindruck, daß sie auch gar nicht wissen wollte, wie Pernatte mit ihrer Kreation umging. Gern hätte er sie gefragt, was sie von seiner Leistung hielt; vermutlich nicht viel.
    Er führte sie an den akkurat gestutzten Hecken des Labyrinths entlang, das den Familienschrein der Pernattes beherbergte, bis sie an eine gepolsterte Sitzbank gelangten, auf die das Licht aus den großen Fenstern des Herrenhauses fiel. Über den Rasen wehte der Klang süßer Stimmen zu ihnen, die a capella ein Lied sangen, dessen Worte er nicht verstand; es füllte die Stille, die keiner von ihnen brechen mochte.
    Schließlich begann sie: »Sie sagten zu mir, wenn wir uns wiederträfen, dürfte ich Sie nach Ihrem Namen fragen; aber das ist jetzt wohl nicht mehr nötig.«
    »Das stimmt.« Er betrachtete seine Hände. »Doch ich möchte fragen, wie Sie heißen. Ich glaube, mein Bruder sagte Netanyahr ...?« Er hob den Blick und sah sie an. »Meine Brüder behaupteten auch, Sie hätten unsere Güter besessen ...«
    »Pandhara Hethea Netanyahr«, erwiderte sie und berührte seine erhobene Hand. »Aber eine kurze, wunderschöne Zeitlang war ich PHN Gundhalinu.« Ohne mit einer Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand, und er sah den Zorn in ihren Augen glühen; er erkannte auch den Schmerz und das Gefühl, gedemütigt worden zu sein, das sie zu dem absurden Racheakt getrieben hatte. Er entsann sich an seine eigene Frustration, wie erniedrigt er sich vorkam, als er die Güter verloren hatte, und daß er zu allem bereit war, um das zurückzugewinnen, was von Rechts wegen ihm gehörte. »Jetzt weiß ich, warum Sie annahmen, ich hätte Sie absichtlich nicht einladen lassen. Aber das war nicht so, ich hatte nicht die leiseste Ahnung ...« Doch irgendwer war für den Vorfall verantwortlich, und es fuchste ihn, daß man ihm die Schuld zuschob.
    »Ich weiß.« Sie nickte. »Wenn ich Sie heute abend nicht unter diesen

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