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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Achseln.
    Er dachte an seine Brüder und schwieg. Die Stimmen begannen ein neues Lied zu singen, und vom Patio her ertönten Beifallsstürme. »Sie taten es also nicht nur für sich selbst, sondern auch für Ihre Familie ... Ihre Kinder? Wie viele haben Sie?«
    »Noch keine; aber ich werde sicher welche bekommen.«
    »Dann sind Sie verheiratet?«
    »Nein. Finden Sie denn, daß eines mit dem anderen zusammenhängt?«
    Er sah sie an. »In dieser Hinsicht denken viele Leute wie Sie.«
    Sie schien sich nicht sicher zu sein, ob es Sarkasmus war oder vielleicht ein Annäherungsversuch. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich fürchte, ich bin mit meiner Arbeit verheiratet.« Plötzlich fiel ihm Reede Kullervo ein; als sie eines Nachts auf Nummer Vier durch einen Park schritten, hatte der ihm auf den Kopf zugesagt:
Sie sind mit Ihrer Arbeit verheiratet.
    »Ich auch.« Sie lächelte. »Aber es ist keine monogame Ehe ...«
    »Netanyahr-kadda«, murmelte er. »Würden Sie es je in Betracht ziehen«
    »Ja?«
    »... in Betracht ziehen ... uns zu zeigen, was Sie alles mit Ihrer Kreation anfangen können?« Um ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen, deutete er auf den Patio; er fühlte sich wie ein Mann, der um ein Haar in Treibsand getreten wäre.
    Ihr Gesicht wurde ausdruckslos; die Hände in ihrem Schoß zuckten. »Wenn Sie es wünschen, Gundhalinusathra.
    »Ich wünsche es mir sogar sehr«, sagte er matt. Er fühlte sich wie beschwipst, dabei hatte er gar nicht viel getrunken.
    Dieses Mal ging sie voraus; sie kehrten zu den Gästen zurück, und ohne sich zu zieren, setzte sie sich den Kopf set auf. Als er dann die sinnlichen Bilder sah, die sie aus der leuchtenden Materiewolke zauberte, war er froh, daß er sich wenige Minuten zuvor wie ein Feigling benommen hatte.
    Viel später, als die Feier zu Ende war und er allein in seinem Bett lag, bereute er seine Vorsicht. Den Rest der Nacht verbrachte er hellwach in diesem Zimmer. Erst als der Morgen dämmerte, schlief er ein. Am späten Vormittag wachte er auf, und in seinem Nachtgewand befand sich ein feuchter Fleck. Er wußte, daß es dieses Mal nicht der übliche Traum war, der ihn im Schlaf verfolgte.
    Er dachte daran, daß er KR Aspundh besuchen wollte; in wenigen Stunden würde er sich mit ihm über Tiamat unterhalten. Plötzlich sehnte er sich verzweifelt danach, über Tiamat sprechen zu können.
     

KHAREMOUGH
Aspundhs Landgut
    A usnahmsweise ohne Begleitung fand sich Gundhalinu pünktlich vor KR Aspundhs Haustür ein. Blühende Ranken wuchsen in üppiger Fülle vom Dach des Hauses herunter, das sich mit ausgeklügelter Raffinesse in die hügelige Landschaft einfügte. Aspundh öffnete ihm selbst. Das silberne Kleeblatt leuchtete auf seiner schwarzen, silberdurchwirkten Robe, und als sie sich grüßend die Hand gaben, spürte Gundhalinu abermals das versteckte, flüchtige Zeichen, das bedeutete, daß man ihn als Fremden willkommen hieß.
    »Wie schön, daß Sie gekommen sind«, sagte Aspundh und lud ihn ins Haus ein.
    Gundhalinu zügelte seinen Eifer und paßte seine Schritte der gemesseneren Gangart des alten Mannes an. Während Aspundh ihn durch das weitläufige Herrenhaus führte, bewunderte er den kunstvollen Umgang mit Licht, die Schattenspiele an einer Wand, und den herrlich gemusterten Teppich. »Sie leben allein hier?« fragte er.
    »Ja, mit Ausnahme des Personals. Natürlich besuchen mich meine Kinder und Enkel.« Aspundh sagte nicht, ob seine Frau gestorben oder lediglich aus seinem Leben verschwunden war. Gundhalinu dachte an seine eigene Mutter, eine Archäologin, die ihre Familie verließ, als er fünf Jahre alt war; zu Hause hatte sie sich unglücklich gefühlt. Jetzt, da sie eigentlich stolz auf ihn hätte sein müssen, hatte er vorgehabt, sie zu besuchen; aber Vhanus Recherchen hatten ergeben, daß sie drei Jahre vor seiner Rückkehr gestorben war. Berufsmäßig betriebene klassische Archäologie war genauso riskant wie die Arbeit eines Bombenentschärfungskommandos. Ihr Forschungsteam hatte irgendein System des Alten Imperiums ausgegraben, in dem Smartmatter verwendet worden war, und zu spät gemerkt, daß es sich in einem hoffnungslos verrotteten Zustand befand. Die folgende Katastrophe hatte die gesamte Ausgrabungsstelle ausradiert und in einem Umkreis von mehreren Kilometern verheerende Zerstörungen angerichtet. Es gab keine Überlebende ... Schweigend ging er weiter, die Lust zum Plaudern war ihm vergangen.
    Schließlich gelangten sie in ein Wohnzimmer mit

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