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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wunderte.
    »Sie heißt Netanyahr«, warf SB in säuerlichem Tonfall ein. »Ich erkenne ihre Arbeit. An sie waren unsere Ländereien übergegangen, bis Ihr sie wieder in Besitz nahmt, BZ. Kein Wunder, daß man sie nicht einladen wollte.«
    Gundhalinu fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Sein Gesicht brannte vor Scham und Zorn.
    »SB«, raunte HK. »Seit bitte still, er wird niemals ...«
    SB schnaubte durch die Nase und schüttelte HKs Hand ab, die dieser ihm warnend auf die Schulter gelegt hatte. »Wieso denn? Wenn sie so taktlos sind, eines ihrer Werke aufzuführen, darf ich wohl so taktlos sein, ihren Namen auszusprechen. Wir sind ja unter Freunden ...« Gundhalinus Blick begegnete er mit einem Ausdruck von Scheinheiligkeit. »Nicht wahr, kleiner Bruder?«
    »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen ...«, sagte Pernatte sichtlich gekränkt. »Wir müssen uns für eine Weile CMPs ehrenwerten Verwandten widmen, sonst fühlen sie sich beleidigt. Und Sie haben sicher noch viel mit Ihren Brüdern zu besprechen ... Aber wenn alle ihren Platz gefunden haben, benutzen Sie bitte als erster Ihren Kopfset und eröffnen die Unterhaltung.«
    Gundhalinu betrachtete das aufwendige Gebilde aus Filigran in seiner Hand und merkte, wie seine Brüder ihn anstarrten. »Mit dem größten Vergnügen; haben Sie vielen Dank«, murmelte er und setzte ein falsches Lächeln auf.
    Die Pernattes schoben sich durch die Menge und nahmen Vhanu diskret mit. Pernatte sagte etwas zu seiner Frau und deutete auf den Kunstgegenstand in der Mitte des Patios. Gundhalinu fragte sich, was, im Namen von tausend Ahnen, die Pernattes dazu bewogen hatte, für den unterhaltsamen Teil eine Künstlerin zu engagieren, die so eng mit der Demütigung seiner Familie verquickt war. Er war sicher, daß keine böse Absicht dahintersteckte; aber falls sie vorher noch nichts von seinen familiären Problemen gewußt hatten, so waren sie jetzt im Bilde. Wenn SB doch nur sein Schandmaul gehalten hätte!
    »Wie lange werdet Ihr hier unten bleiben, BZ?« erkundigte sich HK, der neben ihm saß.
    »Nicht länger als unbedingt nötig«, schnauzte Gundhalinu ihn an. Ironischerweise erforderte es die Etikette, daß er ausgerechnet die Menschen, mit denen ihn am wenigsten verband, mit dem persönlichen
Ihr
ansprechen mußte.
    »Ihr seid auf den Familiengütern willkommen«, fuhr HK mit unerträglicher Penetranz fort. »Das heißt, wenn Ihr die Asche unseres Vaters ehren und eine Opfergabe darbringen wollt. Ihr mögt sogar bleiben, falls Ihr ...«
    »Ich habe bereits eine Unterkunft«, preßte er hervor. Er staunte über die Schwärze in ihm, welche Bitterkeit und Zorn die Erinnerungen hervorriefen, die er versucht hatte zu verdrängen. Bevor ihr konservativer, traditionsbewußter Vater starb, hatte er Gundhalinu dazu bewegen wollen, die Brüder in der Erbfolge zu übergehen; doch der brachte es nicht über sich, Traditionen zu verletzen, wenn sein eigener Vater zu schwach war, sich über die Geschichte hinwegzusetzen. Und so hatten seine Brüder das Familienvermögen verschwendet, wie ihr Vater es vorhergesehen hatte – der labile, phlegmatische HK ließ sich bereitwillig von SB ins Verderben führen, der schon vor Jahrzehnten eine eigene Existenz hätte aufbauen müssen, wenn er auch nur einen Funken Selbstachtung und Charakter besessen hätte.
    Nachdem sie ihr Erbe durchgebracht hatten, reisten sie nach Nummer Vier, wo er stationiert war; dort erzählten sie ihm, daß sie die Güter verloren und den Familiennamen an einen sozialen Emporkömmling verkauft hätten, der Geld gegen Ehre eintauschte. Für ihn war das der Gnadenstoß gewesen, der seine ohnehin schon bröckelige Fassade an Selbstbeherrschung zum Einsturz brachte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich noch aufrecht halten können, seine eigene Schande verbergend, in der Überzeugung, daß die Ehre seiner Familie gewahrt bliebe, solange er nicht nach Kharemough zurückkehrte.
    Seine Brüder hatten jedoch diese letzte Hoffnung zerstört; sie waren nach Nummer Vier gekommen, um ihm zu sagen, daß sie in World's End ihr Glück machen und den Familienbesitz zurückkaufen wollten. Er hatte sie vor dem gewarnt, was man auf Nummer Vier den Großen Fehler nannte ... doch sie hörte nicht auf ihn. Und als sie nicht zurückkehrten, ging er sie suchen; nicht, weil er sie liebte, sondern weil ihm alles gleichgültig geworden war, selbst sein Leben.
    Er fand sie – und entdeckte den Stardrive. World's End

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