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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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besonderen Umständen getroffen hätte, hätte ich Ihnen vielleicht nicht geglaubt. Aber so ...«
    »Ich frage mich, wer die Stirn besaß, Sie als Unterhaltungskünstlerin für den heutigen Abend zu engagieren – obwohl Ihr Werk wahrhaftig spektakulär ist«, setzte er hastig hinzu. »Ich wollte Sie nicht ...«
    »Danke«, sagte sie lächelnd. »Und Sie haben etwas Wundervolles daraus gemacht. Als ich Sie mit dieser bildschönen Vision tanzen sah, vergaß ich alles andere.«
    »Wirklich?« Er zögerte. »Ich ... ich glaube, daß bestimmte Zusammentreffen nicht zufällig sind, Netanyahr-kadda. Vielleicht ist dies solch eine Begegnung.« Er senkte den Blick. »Zumindest bekomme ich so die Chance, mich bei Ihnen zu entschuldigen. Als ich hörte, daß meine. Brüder den Familiennamen verloren hatten, ging es mir selbst nicht sehr gut. Mir war zumute, als hätte jemand den Faden, an dem mein Leben hing, durchgeschnitten.« Im Dunkeln ballte er die Fäuste. »Verzweifelt versuchte ich, meine Geburtsrechte zurückzugewinnen, und als sich mir eine Gelegenheit dazu bot, ergriff ich sie. Keine Sekunde lang dachte ich an die andere Person, dessen neues Leben ich dadurch zerstörte.«
    Es kostete ihn Überwindung, ihr ins Gesicht zu sehen. Unter dem neuen Besitzer seiner Familiengüter hatte er sich einen primitiven Profiteur vorgestellt, der Geld gegen Ehre eintauschte. Ihre Miene verriet deutlich, daß sie von einem arroganten, dünkelhaften Techniker gar nichts anderes erwartet hatte. »Wenn Sie eine so schlechte Meinung von uns haben, warum wollten Sie dann unbedingt zu uns gehören?«
    Die Perlen flüsterten, als sie ihr Gesicht abwandte. »Ich will ja gar keine von euch sein, Gundhalinu-sathra. Ihr seid keine besseren Menschen, und wer weiß, vielleicht werden Sie das eines Tages sogar einsehen.« Sie starrte ihn an, wie wenn sie Widerspruch erwartete. »Es ... es ist der Sinn für
Tradition,
der mich reizt, ich bewundere die Errungenschaften der Familien. Sie werden es sicher anmaßend finden, aber in der Schule studierte ich das Zeitalter der Finsternis, und ich träumte davon, in dieser Epoche zu leben und dazu beizutragen, daß es wieder Licht würde. Manchmal bildete ich mir sogar ein, ich hätte damals schon gelebt, in einer früheren Inkarnation; ganz deutlich habe ich es gespürt. Und von der Geschichte Ihrer Familie war ich geradezu besessen – ich staunte über die Intelligenz und den Mut Ihrer Ahnen, die sich selbst in Zeiten der Verfolgung und des Terrors weigerten, ihre humanitären Ideale aufzugeben. Als ich dann hörte, daß der Name Gundhalinu tatsächlich zum Verkauf angeboten wurde ...«
    Unwillkürlich schnitt er eine schmerzliche Grimasse.
    »Es tut mir leid«, lenkte sie ein. »Jetzt weiß ich, wie sehr es Sie getroffen haben muß. Aber ich wollte Ihnen nur zu verstehen geben, wieviel mir Ihre Leistungen und Ihre Freundlichkeit bedeuten.«
    »Vielleicht haben wir beide etwas übersehen, Netanyahr-kadda«, sagte er leise.
    Sie nickte. »Ja, Gundhalinu-sathra.«
    »Geben Sie mir die Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Es stehen immer Namen und Ländereien zum Verkauf, man muß nur wissen, wo man nachfragt.«
    »Nein!« erwiderte sie in scharfem Ton. Nervös knetete sie ihre Hände.
    »Warum nicht?«
    »Damit man mir die Güter wieder wegnehmen konnte, die ich legal erworben hatte, belegten mich Ihre Prozeßführer mit einem Bann. Ich kann nie mehr in den Rang einer Technikerin aufsteigen.«
    »Mit welcher Begründung wurden Sie geächtet?« fragte Gundhalinu verblüfft.
    »Genetische Mängel.«
    »Das ist doch absurd ...« Er brach ab. Genetische Mängel bedeuteten, daß jemand nachgewiesenermaßen einen geistigen Defekt hatte. »Sie besitzen mehrere hohe technische Grade und sind Demonstrations-Künstlerin ...«
Außerdem sind Sie hübsch, voller Humor und haben gesellschaftlichen Schliff.
    »Aber damit schaffte ich nicht die Aufstieg in Ihre hochgeschätzte Kaste, Sathra – ich mußte mich einkaufen. Finden Sie es wirklich so unwahrscheinlich, daß man an meinem gesunden Verstand zweifelte?«
    Er blickte zur Seite.
    »Was ich wirklich besitzen wollte, war Ihr Erbe, Kommandant – denn es hätte mir ein Gefühl von Beständigkeit gegeben, und mir und meinen Kindern eine Perspektive für die Zukunft eröffnet. Aber die Ehre der Gundhalinus liegt in verdienstvollen Händen, und es gibt keine andere Techniker-Linie, die mir soviel bedeutet. Vielleicht bin ich jetzt doch zufrieden.« Sie zuckte die

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