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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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auf sein Kleeblatt.
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Damals war ich noch kein Sibyl. Ich konnte ihr nichts zuleide tun – weil ich ihr Liebhaber war.« Er wagte es nicht, Aspundh ins Gesicht zu sehen.
    »Ich verstehe«, erwiderte Aspundh, obwohl es nicht stimmte. Gundhalinu starrte schweigend auf seine Hände und fragte sich, ob er einen Fehler begangen hatte, indem er hierherkam. Nach einer Weile stieß Aspundh einen Seufzer aus. »Aber jetzt tragen Sie dieses Zeichen, und Sie sind derselbe Mensch, der Sie damals waren. Hätten Sie ihr nicht geholfen, wäre sie nicht Königin geworden. Wenn ich ihr nicht geholfen hätte, und wenn sie Ihnen nicht geholfen hätte, wären Sie jetzt tot oder für den Rest Ihres Lebens auf Tiamat verbannt. Statt dessen sind Sie zu einer führenden Persönlichkeit in Ihrem eigenen Volk geworden und haben für uns die Sterne zurückerobert. Was haben wir beide getan, als wir Mond Dawntreader halfen: waren wir Verräter oder Patrioten?«
    Gundhalinu schmunzelte. »Danke, Aspundh-ken.«
    »Ich danke Ihnen, Gundhalinu-ken; weil Sie mir erzählt haben, daß in dem Großen Spiel die Gewinne endlich einmal die Verluste überwiegen.« Er schüttelte den Kopf. »Zuweilen wußte ich nicht, wem ich mehr Loyalität schulde, der Survey-Loge oder meinem Volk, und dieser Konflikt machte mir schwer zu schaffen. In den letzten Jahren habe ich mir eine philosophische Betrachtungsweise angeeignet – vielleicht weil ich zu tieferen Einsichten gekommen bin, es kann aber auch am Alter liegen. Der Sinn und Zweck des Großen Spiels hat für mich einen anderen Stellenwert bekommen – trotzdem ist es schön, wenn man erfährt, daß etwas Gutes bewirkt wurde ... Sagen Sie, stimmt es, daß Sie nach Tiamat zurückkehren möchten?«
    »Ja. Sobald der Kontakt wiederhergestellt ist, möchte ich dort den Posten des Obersten Richters bekleiden.« Aspundh zog die Stirn kraus. »Weshalb?«
    »Weil ich dafür verantwortlich bin, was mit dieser Welt und diesem Volk geschieht ... – und wenn ich nicht selbst dafür sorge, wird es für Tiamat keine Gerechtigkeit geben.«
    »Das sind schwere Anschuldigungen, besonders, wenn Sie von einem Mann wie Ihnen kommen. Was veranlaßt Sie zu dieser Vermutung?«
    »Ich habe Ohren. Die Leute, die über Macht verfügen, haben nur einen Grund, um so rasch wie möglich nach Tiamat zurückzugehen: das Wasser des Lebens. Selbst Männer wie Gelvasthan und Pernatte halte diese Welt für rückständig und barbarisch. Das Schicksal Tiamats wird keinen interessieren – bis es zu spät ist. Aus kurzsichtigem Egoismus heraus wird man die Fortschritte zerstören, die unter der Herrschaft der Sommerkönigin gemacht wurden, um die Tiamatianer daran zu hindern, sich gegen die Ausbeutung durch die Hegemonie zu wehren.«
    Aspundh nickte. »Ich beginne Sie zu. verstehen. Haben Sie dieses Thema beim letzten Logentreffen zur Sprache gebracht?«
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Ich bin noch auf der Suche nach dem richtigen Weg. Und wie Sie bereits sagten, fällt es mitunter schwer, Prioritäten zu setzen. Man muß sich entscheiden, wem man mehr dienen möchte, dem eigenen Volk oder einem höheren Ziel. Ich muß mich erst noch vortasten und herausbekommen, wie die Machtpositionen in der Goldenen Mitte verteilt sind.«
    »Wenn Sie vorhin von Leuten mit Einfluß sprachen, die darauf brennen, den Kontakt mit Tiamat wiederaufzunehmen, dann meinten Sie wohl nicht nur die Repräsentanten der Hegemonischen Regierung ...?«
    »Nein.«
    »Meine Achtung vor Ihrem Urteilsvermögen wächst.« Aspundh deutete ein Lächeln an. »Es gibt in der Tat Strömungen und Gegenströmungen, Cliquen innerhalb von Cliquen; denn die Meinungen, wie man das Große Spiel am besten gewinnt, weichen weit voneinander ab. Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Gundhalinu rieb sich die Augen und ließ sich in das Sitzpolster zurücksinken. »Bei den Göttern – ich bin dieses Versteckspiel und dieser Bespitzelung so leid.« Er betrachtete seine Hände. »Ich schleppe diese Probleme schon lange mit mir herum, aber ich habe noch nie jemanden gefunden, dem ich mich anvertrauen konnte. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt noch normal denke. Vielleicht bilde ich mir nur ein, ich würde anderen Leuten helfen wollen, und in Wahrheit bin ich genauso ein Manipulator wie andere auch.«
    »Seien Sie unbesorgt, Sibyl, mir kommen Sie ganz vernünftig vor«, erwiderte Aspundh. Dankbar sah Gundhalinu ihn an. »Aber wieso haben Sie sich

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