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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Vernunftehe werden«, fuhr er hastig fort, ehe sie etwas sagen konnte. »Mehr verlange ich nicht ... und mehr wünsche ich nicht.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären.« Mit weichen Knien sank sie auf die Bank zurück. »Sie sind doch jetzt das Oberhaupt der Familie. Weshalb ...?«
    »Aber ich kann meine Pflichten als Oberhaupt nicht wahrnehmen. Ich will die Verantwortung nicht und auch nicht die Erinnerungen, die mit diesem Ort zusammenhängen.« Er schüttelte den Kopf. »Götter ... trotz allem, was hier vorgefallen ist, liebe ich den Besitz, aber ich kann hier nicht leben, weil mir die Zeit dazu fehlt. Mein Leben spielt sich da droben ab.« Er blickte gen Himmel. »Sobald die ersten Schiffe fertig sind, gehe ich nach Tiamat ... und ich glaube nicht, daß ich jemals zurückkommen werde.« Er schaute sie offen an. »Ich brauche jemanden, der mein Erbe und meine Güter beaufsichtig ... der meinen Namen weiterführt.«
    »Und was ist mit dem Bann, unter dem ich stehe? Ich darf keinen Techniker heiraten.« Ihre Augen blitzten zornig.
    »Die Anklage war falsch, das Beweismaterial ungültig. Ich sorge dafür, daß der Bann aufgehoben wird.«
    »Aber Sie kennen mich kaum«, fuhr sie mit kühler Stimme fort. »Sie haben doch sicher Freunde, kennen Sie denn keine Frau aus Ihrer eigenen Kaste?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich wüßte nicht, wer an diesem Besitz das gleiche Interesse hätte wie Sie oder ich. Ich weiß mehr über Sie, als Sie denken. Nachdem ich Sie kennenlernte, zog ich Erkundigungen über Sie ein – aus Neugier. Sie sind intelligent, hochgebildet, kreativ – und Ihre Manieren sind tadellos, meistens jedenfalls.« Er schmunzelte. »Ich finde, Sie sind würdig, den Familiennamen weiterzutragen. Ich glaube schon lange nicht mehr daran, daß Herkunft und Rang etwas bedeuten ... Um den Beweis dafür zu finden, brauche ich mich nur in meiner eigenen Familie umzusehen.«
    »Und ... und Sie meinen es ernst? Es soll nicht irgendein Scherz sein?«
    Er nickte. »Die Sache hat absolut keinen Haken.«
    Sie preßte sich eine Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht fassen!«
    »Das kommt daher, weil Gerechtigkeit so selten ist«, sagte er leise.
    Sie betrachtete das Kleeblattmedailion an seiner Brust. »Gundhalinu-ken ...«, flüsterte sie.
    Er lächelte.
    »Sagten Sie, es handele sich um eine reine Vernunftehe?«
    Er nickte. »Bevor ich nach Tiamat aufbreche, möchte ich hin und wieder eines der Gästezimmer in Anspruch nehmen, weiter nichts. Sie können Ihr eigenes Leben führen, ganz wie Sie wollen.«
    Nachdenklich sah sie ihn an. »Es würde mir absolut nichts ausmachen, das Ehelager mit Euch zu teilen.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Wenn es Euch gefiele.«
    Er wandte sich ab, weil er merkte, daß er rot wurde. »Nein. Es ist besser, wir halten Distanz. Ihr ... Ihr erweist mir eine große Ehre, aber ich kann das Angebot nicht annehmen.«
    »Deswegen?« Sie berührte das Kleeblatt. »Ich dachte, wenn man aufpaßt, besteht keine Gefahr einer Ansteckung. «
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein anderer Grund.«
    Sie ließ das Sibyllenzeichen wieder los. »Ich verstehe«, flüsterte sie und wandte den Blick ab; doch er wußte, daß sie gar nichts verstand.
    Obwohl er ihre Enttäuschung sah, brachte er es nicht über sich, ihr die Wahrheit anzuvertrauen. »Aber ich möchte gern, daß wir Freunde sind. Wäre das möglich?«
    Sie schaute ihn an und lächelte. »Plötzlich glaube ich, daß alles möglich ist.«
    Als sie von der Bank aufstanden, nahm sie seine Hand und hielt sie fest, wie um sich auf dem langen Rückweg zum Haus zu beweisen, daß nicht alles ein Traum war.
     

TIAMAT
Karbunkel
    T or Starhiker ging die Treppe von ihrer Privatwohnung hinunter und gelangte in den rückwärtigen Teil des Restaurant
Stasis,
das das gesamte Untergeschoß des Stadthauses einnahm. Wenn sie einen ihrer aufreizenden Jumpsuits trug, die Shotwyn aus irgendwelchen offenbar nie versiegenden Quellen immer wieder auftrieb, konnte sie sich beinahe wieder in die gute alte Zeit der Außenweltler zurückversetzen. Als sie Managerin in Persiponës Spielhölle war, hatte sie den absoluten Höhepunkt ihrer Existenz erreicht.
    Sie warf einen Blick in den Spiegel, der drunten neben der Treppe hing, und als sie ihr Gesicht sah, holte die Gegenwart sie ein. Auch ihr einstmals straffer Körper hatte sich verändert, durch die Jahre und Shotwyns Kocherei hatte sie Rundungen angesetzt. Doch zu ihrer Überraschung

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