Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Er stand auf und reichte Aspundh die Hand, der sich gleichfalls erhob.
»Wir wünschen Ihnen für Ihre Mission fern von der Heimatwelt viel Glück und Erfolg, Gundhalinu-sadhu«, sagte Robanwil unvermittelt. Verdutzt sah Gundhalinu ihn an. »Viel zu lange wurde Tiamat von allen unterschätzt – auch vom Survey. Das wird Ihnen Ihr Leben dort nicht erleichtern. Möge der Segen Ihrer Ahnen Sie begleiten.«
Gundhalinu nickte ihm ernst zu und ging mit Aspundh aus dem Raum.
Gerade als der Applaus und die begeisterten Zurufe abebbten, gelangten sie wieder nach draußen. Zerknirscht dachte Gundhalinu daran, daß er von dem neuen Kunstwerk seiner Frau nichts mitbekommen hatte.
Pandhara drängte sich durch die bewundernde Menge, ihr Gesicht strahlte vor Vergnügen. Zu seiner Erleichterung änderte sich ihre Miene nicht, als sie ihn sah; also hatte Aspundh doch recht behalten, in der ganzen Aufregung hatte sie seine Abwesenheit gar nicht bemerkt.
Sie streckte die Arme nach ihm aus. »Nun, BZ?« fragte sie gespannt. »Was sagt Ihr zu Eurem Hochzeitsgeschenk?«
Er nahm ihre Hände, hielt sie fest und lächelte ihm mit tiefempfundener Dankbarkeit zu. »Ein unvergeßliches Erlebnis«, murmelte er.
TIAMAT
Karbunkel
F unke Dawntreader stand von der Bank auf, als seine Frau in der Tür des hinteren Zimmers erschien. Mit der Geduld eines Verdammten hatte er in der überfüllten, lärmenden Unterstadt-Taverne auf Mond gewartet, während sie sich mit Sommerleuten unterhielt, die Kenntnisse über die Mers hatten.
Wie sie in ihrer derben, handgefertigten Kleidung dastand, glich sie einem Fischer, der gerade von Bord eines Schiffes kam. Einen Moment lang starrte sie ihn an, als hätte sie vollkommen vergessen, daß er auf sie wartete. »Mond, wir müssen miteinander reden.
»Ja, sicher«, murmelte sie reserviert, wie wenn sie mit einem Fremden spräche. Jerusha PalaThion, die mit Funke an einem Tisch gesessen hatte, blickte Mond besorgt an.
Denn es gab Grund zur Sorge – seit Mond ihre Vision hatte, eine Stimme hörte, die ihres ehemaligen Liebhabers. Im Transfer hatte sie erfahren, daß es mit ihrer Welt zu Ende ging. Die Außenweltler kamen zurück, mit ihnen BZ Gundhalinu.
Manchmal fragte sich Funke, ob Mond nicht vielleicht alles geträumt hätte – er jedenfalls wünschte sich, daß es so wäre. Sie hatte ihm geschworen, zwischen ihnen würde sich nichts ändern, sie blieben Mann und Frau, egal, was passierte. Sie versuchte ihm zu erklären, daß BZ Gundhalinu ihr damals geholfen hätte, ihn zu finden, und daß sie ohne ihn nie zusammengekommen wären; und jetzt käme er nach Tiamat zurück, um zu helfen; weder ihre Welt noch ihr Herz wolle er stehlen.
Danach vernachlässigte sie ihre anderen Arbeiten und stürzte sich mit einer wahren Besessenheit auf die Erforschung der Mers. Er selbst war schon längst zu der Überzeugung gelangt, daß sie es ohne einen kochentwickelten Computer niemals schaffen würden, die verschiedenen Daten, die sie über die Mers gesammelt hatten, auszuwerten, oder die fehlenden Segmente in ihren Liedern zu rekonstruieren. Ohne ein ausgefeiltes Analyse-Programm konnten sie vor der Rückkehr der Außenweltlern ohnehin nichts mehr bezwecken.
Eigentlich hätte das Sibyllennetz ihnen Informationen geben müssen – aber es schien nicht imstande zu sein, ihnen zu helfen. Mitunter kam es ihm vor, als sei das Netz nicht gewillt, sie mit bestimmten Daten zu versorgen, weil es auf manche Fragen überhaupt nicht reagierte. Von Jerusha wußte er, daß das Sibyllennetz seit jeher seine Tücken hatte, und angeblich würde es immer launischer, wenn man den Berichten Glauben schenken durfte. Doch in letzter Zeit war es zum Verzweifeln, wie fehlerhaft das Netz arbeitete. Obwohl es ihnen viele nützliche Hinweise gegeben hatte, schien es mittlerweile so exzentrisch zu sein, daß generelles Mißtrauen angebracht war. Erst letzte Woche hatte ein Sibyl im College einen Anfall erlitten, während er versuchte, in den Transfer zu gehen; er war immer noch nicht vollständig genesen. Ngenet hielt es für einen Zufall, doch bestimmte Indizien sprachen dagegen.
Er hatte es aufgegeben, sich mit den Mers zu beschäftigen, weil er nicht mehr an eine Lösung des Rätsels glaubte, obschon Mond diesem Problem mittlerweile ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Statt dessen arbeitete er an der Entwicklung einer Technologie weiter, denn er sah keinen Sinn darin, dieses Projekt fallen zu lassen, egal, ob die Hegemonie in
Weitere Kostenlose Bücher