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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Sie Ihre eigene Rolle darin nicht durchschauen können?«
    Gundhalinus Lippen zuckten. »An irgendeinem Punkt meines Lebens habe ich an alles geglaubt, was Sie anführten. Wenn ich jedoch eine bestimmte Überzeugung hätte – egal wie sie aussähe –, würden Sie mich wahrscheinlich mit allgemeiner Billigung töten.«
    »Offen gestanden, Gundhalinu-sadhu, überzeugen wir lieber, anstatt Gewalt anzuwenden«, versicherte Robanwil. »Ein wahrhaft Verrückter stellt für uns keine ernstzunehmende Gefahr dar. Ein Mann hingegen, der über ausreichend Intelligenz und Einfluß verfügt, um in unserem Winkel der Galaxis die Historie nachhaltig zu beeinflussen, ist ein nicht zu übergehender Faktor. Gott zu spielen und zu entscheiden, ob dieser Mann am Leben bleiben oder besser sterben sollte, wäre nicht nur unmoralisch, sondern in erster Linie eine Verschwendung von Ressourcen. Einen solchen Menschen bringen wir nicht um, wir werben ihn für uns an.«
    »Und dann überzeugen Sie ihn, daß nur Sie im Besitz der einzigen, universalen Wahrheit sind, und im Großen Spiel auf der richtigen Seite stehen?« ergänzte Gundhalinu mit ironischem Lächeln.
    Die anderen nickten und schmunzelten verstohlen.
    Er sah Aspundh an; plötzlich kam er sich vor, als befände er sich in einem Spiegelsaal. »Seid ihr alle echte Sibyllen, oder tragt ihr das Kleeblatt nur, um mich in Sicherheit zu wiegen?«
    Die Clique tauschte Blicke aus, und einer nach dem anderen sprach die Formel: »Frage, und ich werde dir antworten.
    Er stellte Fragen; jeder einzelne aus der Gruppe ging in den Transfer und gab ihm die Antworten, die er erwartete. Danach schaute er Aspundh wieder an.
    »Die Survey-Faktion, die sich selbst die Goldene Mitte nennt, vertritt hauptsächlich die Interessen Kharemoughs. Gewisse Parteien auf anderen Welten der Hegemonie verbünden sich mit ihr, entweder, weil sie von ihrer Macht profitieren wollen, oder weil sie ein Interesse daran haben, den Status quo zu wahren«, erklärte Aspundh. »Wie Sie wissen, existiert der Survey auf allen Welten, auf denen auch Sibyllen leben – innerhalb und außerhalb der Hegemonie. Den Survey gibt es schon sehr lange, und an manchen Orten ist er sehr einflußreich. Die Loge teilt sich in fast genauso viele Splittergruppen auf, wie es Survey-Begegnungsstätten auf allen Acht Welten gibt. Die einzelnen Cliquen werben Einheimische an, ihre Ziele verändern sich ... denn Macht korrumpiert, wie immer. Was man Ihren Brüdern angetan hat, ist ein drastisches Beispiel für die Gefahren, die uns drohen, wenn ein Krebsgeschwür wie die Bruderschaft auftaucht. Und in einer so alten und weit-verzweigten Organisation wie dem Survey treten Mutationen dieser Art immer häufiger auf.«
    »Sie sprechen von all diesen – Verästelungen – des Survey als ob Sie selbst zu keiner gehörten«, sagte Gundhalinu.
    »Wir alle sind Zellen seines Nervensystems«, erwiderte Aspundh und berührte flüchtig sein Kleeblatt. »So könnte man es wohl am treffendsten beschreiben. Jeder einzelne von uns vertritt eine andere Faktion des Systems, doch gleichzeitig gehören wir einer höheren Ebene dieser Organisation an. Nicht jeder Sibyl erreicht diese Stufe, aber jeder, der in diesen Zirkel aufgenommen wird, ist ein Sibyl.«
    »Bei den Göttern«, murmelte Gundhalinu. »Kreise innerhalb von Kreisen ... Räder in einem großen Getriebe. Und wo sitzt das Gehirn des gesamten Organismus? Oder darf ich das nicht wissen?«
    Aspundh schüttelte den Kopf. »Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten ich glaube, keiner von uns kann das.« Er sah der Reihe nach in die Gesichter. »Wo endet der Himmel?«
    Gundhalinu erinnerte sich an die Parabel vom Himmel, die er hatte auswendig lernen müssen, wie viele andere scheinbar sinnlose Dinge, auf die er sich erst jetzt einen Reim machen konnte. »›Ich wohnte unter den Wolken«‹, zitierte er leise, »›nicht ahnend, daß etwas darüber lag. Dann stieg ich empor, bis ich mich zwischen den Wolken befand, und ich bildete mir ein, ich verstünde den Himmel. Erst als ich mich über die Wolken erhob, erkannte ich, daß der Himmel unendlich ist.«‹
    »Wenn Sie jemanden suchen, dem Sie Vertrauen schenken können, dann verlassen Sie sich ruhig auf dieses Zeichen, Gundhalinu-ken«, sagte Aspundh. »Einen besseren Beweis für Loyalität gibt es in diesem Universum nicht.«
    »Danke«, erwiderte Gundhalinu, der seine Zukunft immer klarer zu sehen begann. »Ich danke Ihnen allen.« Die Anwesenden nickten.

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