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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Lichter, die in der Dunkelheit wie Juwelen funkelten; in der Stimme seines Sohnes hatte ein Unterton mitgeschwungen, der ihm nicht gefallen wollte.
    Ngenet betrat die Kabine, und dann hörte Funke, was Jerusha durch ihr Kommunikationsgerät sagte. Funke wußte, daß Ngenet die Tafel mit den Zeichen an der Wand neben dem Haltepunkt studiert hatte, um sich selbst davon zu überzeugen, daß Funke mit seiner Behauptung recht hatte. Funke lächelte spöttisch, als Ngenet ihm bestätigend zunickte.
    Nachdem er auf bestimmte Schalter in der Kabine gedrückt hatte, schloß sich die Tür wieder, und sie setzten die Fahrt in die Tiefe fort. Währenddessen beschrieben sie alles, was sie gesehen und erlebt hatten, damit ihre Zuhörer droben, von denen sie sich mit jedem Herztakt weiter entfernt hatten, an ihrem Abenteuer teilnehmen konnten. Jerusha und Danaquil Lu stellten hin und wieder Fragen, mitunter mischte sich auch jemand andere , ' ein, aber nie hörte er die Stimme, die er am liebsten hören wollte. Er fragte sich, ob Mond bei den anderen am Rand des Schachts stand, oder ob sie sich abseits hielt, und ihre Distanz zu ihm und dem gesamten Untertan gen wahrte.
    Sie hielten ein zweites Mal an und umkreisten zu Fuß den Schacht; sie zeichneten jede Beobachtung auf, denn sie konnten nicht wissen, was den menschlichen Göttern des Alten Imperiums wichtig gewesen war, und wo der Schlüssel lag, der ihnen dabei helfen würde, die Geheimnisse dieses Systems zu enträtseln. Zu Funkes Erleichterung blieb Tammis abermals in der Kapsel; ob er aus Furcht oder Faszination wie gelähmt war, vermochte er nicht zu sagen.
    Der dritte Haltepunkt befand sich ungefähr in der Mitte des Schachts. Anhand der Symbole auf den Armaturen ließ sich nicht erkennen, wie tief sie mittlerweile hinabgestiegen waren.
    Funke folgte Ngenet nach draußen auf das Sims, das sich durch nichts von den beiden vorhergehenden unterschied. Ihre Exkursion nahm beinahe rituelle Züge an. Nach oben blickend konnte er kaum den Rand der Grube erkennen, doch nun lag der Grund des Tunnels deutlich sichtbar unter ihnen. Er merkte, daß der Schacht nach unten zu allmählich breiter wurde.
    Hier schien das Licht heller zu strahlen, vielleicht, weil es eine höhere Dichte besaß. Er mußte an die Schwarzen Pforten mit ihren Flammenkränzen denken, die darauf lauerten, die Unvorsichtigen in einen Schlund hineinzuzerren, wo Raum und Zeit einen wirren Tanz aufführten. Als Mond auf ihrem Flug zu einer Außenwelt die Schwarze Pforte passierte, hatte sie diesen Anblick gesehen, ein zweites Mal bei ihrer Rückkehr, die sie mit dem Schwert des Wissens ausgerüstet antrat. Er fragte sich, ob sie die gleiche Faszination verspürt hatte, die ihn nun gefangen hielt, ob sie sich genauso ängstigte, und das Gefühl hatte, mitten in das Herz des Unbekannten hineinzustürzen.
    Plötzlich lag Ngenets Hand auf seinem Arm, und er merkte, wie er zurückgezogen wurde. »Vorsicht! Schau nicht zu lange hinunter.«
    Funke wich in eine Nische aus, die sich zwischen Maschinenteilen auftat, und vergewisserte sich in Gedanken, daß die Wand hinter ihm real und stabil war. »Macht dir die Höhe nichts aus?« fragte er Ngenet.
    Der zuckte die Achseln. »So was kann mir nichts anhaben. Das einzige, was mich nervös macht, sind Menschen.«
    Funke krallte die Hände zusammen. Er biß sich auf die Zunge und redete sich ein, Ngenets Bemerkung sei nicht auf ihn persönlich gemünzt gewesen. Dann drängte er sich an den anderen Mann vorbei; als er die Lichtbarriere streifte und einen Augenblick lang die Balance verlor, schnürte sich seine Kehle vor Angst zusammen. Doch er zwang sich zum Weitergehen, obwohl sein Mut ihn verließ.
    Erst als er den Schacht fast zur Hälfte umrundet hatte, schaute er sich nach Ngenet um. Er ging langsamer, als er sah, daß sein Gefährte weit hinter ihm zurücklag. Ngenet studierte ein offenliegendes Maschinenteil, das eine fremdartige Struktur aufwies. Hinter Ngenet gewahrte Funke eine weitere Gestalt; die vage Silhouette von Tammis, der sich übervorsichtig das Sims entlang-bewegte. Funke zog die Stirn kraus; er wünschte sich, der Junge wäre so vernünftig gewesen, in der Kapsel zu bleiben, wo er sicher war. »Ngenet!« rief er, und als dieser hochblickte, deutete er auf Tammis.
    Funke blieb stehen und beobachtete, was sich ihm gegenüber auf dem Sims abspielte; weitergehen mochte er nicht. Einem Impuls nachgebend machte er kehrt und ging den Weg zurück.
    Er sah, wie Tammis

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