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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wir Stasis-Feld-Dämmung benutzen, wie es bei den Münzenschiffen üblich ist.« Ein Teil von Gundhalinus Gehirn beschäftigte sich beinahe automatisch mit der Lösung von technischen Problemen. Ihm war klar, daß das Alte Imperium über eine höher entwickelte Technologie verfügt haben mußte, als sie durch die Transfers erfahren hatten, und er fragte sich, wieso man ihnen zwar die Spezifikationen zum Bau der Sternenschiffe gegeben, verschiedene Details, die die Reise für die Menschen hätten erleichtern können, jedoch vorenthalten hatte. Plötzlich war er fest davon überzeugt, daß diese Lücken ein weiterer Beweis für die beunruhigende Verschlechterung des Sibyllennetzes waren.
    »Möchten Sie sich das große Bild anschauen, Kommandant?« Tabaranne deutete auf den Sichtschirm.
    »Sehr gern.« Gundhalinu verdrängte die unerfreulichen Gedanken über die fehlerhaften Informationen durch das Sibyllennetz und war froh, daß er sich mit diesem speziellen Problem nicht mehr zu befassen brauchte.
    Tabaranne befahl den Navigations-Displays, auf Tele zu gehen. Tiamats Scheibe schrumpfte und entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit. Allmählich füllten die Zwillinge, Tiamats binäres Sonnensystem, den Bildschirm, und zum erstenmal konnte Gundhalinu sie aus der Nähe betrachten. Sie waren ein ungleiches Paar: ein Gestirn winzig und aktinisch-blau, das andere riesengroß und von einem trüben Rot; ein Joch aus weißglühenden Gasen vereinte sie – die äußere Atmosphäre des Roten Riesen, die von der tückischen Schwerkraft des winzigen Blauen Zwergs angesogen wurde.
    Gundhalinu bewunderte das spektakuläre Schauspiel der Zwillingssonnen, und er staunte über die Leistungsfähigkeit der Navigationssensoren an Bord des Schiffs.
    Abermals änderte sich das Bild; dieses Mal rasten die Zwillinge davon, und das scharfe Auge des Schiffs wandte sich zwei noch weiter entfernten Lichtpunkten zu. Er sah sie näherkommen, wie angezogen durch einen unsichtbaren magischen Faden; die Simulation wirbelte an dem blendend hellen, aufgewühlten Antlitz der gelben Sonne vorbei, die die Tiamataner den Sommerstern nannten, und dessen Erscheinen am Taghimmel den Übergang vom Winter in den Sommer markierte. Wie die Zwillinge, so war auch der Sommerstern ein Gefangener des Monstrums, das nun auf dem Bildschirm anschwoll: die Schwarze Pforte, das kreisende Schwarze Loch im Herzen dieses Sternhaufens, das tausend Jahre lang der Hegemonie den einzigen Zugang nach Tiamat gewährt hatte.
    Auf dem Bildschirm sah Gundhalinu eine tiefe Schwärze, umgeben von einem Flammenkranz aus Energie – unzählige Materiepartikel, die in den gierigen Schlund des Gravitationsschachts hineingesogen wurden. Er spürte ein angstvolles Prickeln, obwohl er wußte, daß das Schwarze Loch weit entfernt war, und seine gewaltigen Anziehungskräfte dem Schiff nichts anhaben konnten. Dieser monströse Strudel im Universum war lediglich eine Datensimulation. Er dachte daran, wie oft er sich seelenruhig und schicksalsergeben von einem Münzenschiff durch diesen Mahlstrom hatte tragen lassend, stets darauf vertrauend, daß er wohlbehalten am anderen Ende dieses Wurmlochs im All Wiederauftauchen würde.
    Damals hatte er mehr darauf vertraut, daß alles gutgehen würde, als jetzt, aber zu der Zeit hatte er auch noch nie ein Bild von der Schwarzen Pforte gesehen ...
Ahnungslosigkeit ist ein Segen.
Er erinnerte sich an seine letzte Passage durch die Schwarze Pforte, als er eine unerfüllbare Liebe zurückließ; nie hätte er gedacht, daß er einmal seine Meinung ändern oder nach Tiamat zurückkommen könnte. Seufzend schüttelte er den Kopf.
    Die Simulation von der Pforte begann zu flimmern und verwandelte sich jählings in ein Bild von Tiamat, als hätten es seine Gedanken auf den Schirm gezaubert. Diese Darstellung war größer als die vorherige, die Details schärfer. Der Zweite Navigator meldete: »Wir steuern das Schiff jetzt in einen stationären Orbit, Captain.«
    Tabaranne gab eine zustimmende Äußerung von sich und wandte sich an Gundhalinu; in diesem Augenblick betrat ein weiteres halbes Dutzend Leute die Brücke.
    Gundhalinu verzog keine Miene, als er Vhanu und die anderen vorläufigen Repräsentanten der provisorischen Hegemonischen Regierung musterte; sie alle waren von den Strapazen des Transits gezeichnet, der eine mehr, der andere weniger. Als sie Tiamat auf dem Bildschirm sahen, malte sich auf ihren Zügen die gleiche Mischung aus Staunen und Erleichterung

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