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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zu groß, und ihr Rumpf zu schwach. Sie würde im Orbit kreisen, bis sie sicher drunten angekommen waren, und dann den Rückflug nach Kharemough antreten; bei ihrem nächsten Eintreffen in Tiamat würde sie die erste Gruppe von Zivilisten mitbringen, die damit beginnen würden, Karbunkel aufs neue in einen interstellaren Anlauf hafen zu verwandeln.
    »Sind Sie immer noch dafür, auf dem Weg nach unten die traditionelle holographische Show zu veranstalten, Kommandant?« fragte Tabaranne.
    Gundhalinu nickte und starrte auf das Abbild Tiamats; er erinnerte sich, wie er mit Mond Dawntreader auf den Hügeln über der Stadt gestanden und beobachtet hatte, wie der Premierminister und die Hegemonisehe Gesellschaft aus dem sternenübersäten Himmel herabstiegen, göttergleich in einer holographisch erzeugten Flammenkaskade. Das magische Feuer hatte ihm verraten, daß er gerade noch rechtzeitig zum Letzten Aufbruch aus der Wildnis in die Zivilisation zurückgekehrt war, daß er Tiamat verlassen konnte und nie mehr zurückzukehren brauchte. Damals konnte ihm die Abreise nicht schnell genug gehen, bis es zu spät war, seine Meinung zu ändern.
    Die holographische Lichterschau war ein leeres Spektakel und hatte nichts mit Zauberei zu tun; darin glich sie der Hegemonischen Gesellschaft, die auch nur eine Schau war und in Wahrheit nicht über Macht verfügte. Doch damals war ihm der ironische Vergleich nicht aufgefallen, als sich auf dem Gesicht der geliebten Fremden neben ihm Ehrfurcht und Staunen malten; Mond Dawntreader hatte die Münzenschiffe wie Sternschnuppen vom Himmel fallen sehen; für ihn bedeutete das Schauspiel Freiheit, Sicherheit, die Rückkehr in ein Leben, das er schon für immer verloren geglaubt hatte ... – daß er überhaupt noch lebte, hatte er nur Mond Dawntreader zu verdanken.
    Wenn sie jetzt den Himmel beobachtete – und er war fest davon überzeugt, daß sie es tat –, würde sie denselben Lichtzauber sehen, und sich vielleicht an jene denkwürdige Nacht erinnern.
    »Ja«, sagte er schließlich, als ihm wieder einfiel, daß Tabaranne auf seine Antwort wartete. »Ja, ich will das vollständige Programm. Eine Nacht wie diese gibt es nie wieder.«
    Mond Dawntreader stand allein in ihrem Arbeitszimmer hoch über der Stadt; seit sie erfahren hatte, daß der Raumhafen zu neuem Leben erwacht war, konnte sie nicht mehr schlafen. Sie starrte auf den grellen Leitstrahl, der die Nacht zerriß, außerstande, den Blick davon abzuwenden. Sie wußte, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie sowohl ihrer Vergangenheit als auch ihrer Zukunft ins Gesicht schauen würde.
    Sie drehte sich um, als ihr Gatte das Zimmer betrat. Es war Lange her, seit er – oder jemand anders – sie in diesem Raum aufgesucht hatte. Hier war ihre Privatsphäre, hier konnte sie Atem schöpfen. Im Gegensatz zu Arienrhod hatte sie es nie jemandem verboten, dieses Zimmer zu betreten, aber im Lauf der Jahre war es immer mehr zu ihrem Zufluchtsort geworden, wo niemand sie störte.
    Sie schaute Funke an und lächelte.
    »Bist du noch wach?« fragte er linkisch.
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Nach kurzem Zögern ging er über den ausgetretenen, ehemals schneeweißen Teppich zu ihr; neben ihr stehend, schaute er hinaus auf den Sternenhafen, der einen halben Kilometer landeinwärts wie eine halb im Boden vergrabene Sonne glühte. Er legte weder den Arm um seine Frau, noch berührte er sie mit seinem Körper. Plötzlich wünschte sie sich, er würde sie an sich ziehen, doch sie sagte es ihm nicht. »Sie sind also tatsächlich gekommen«, bemerkte er.
    Sie nickte und verschränkte die Arme vor der Brust; etwas in ihr brach zusammen, und sie verspürte eine schreckliche Angst.
O Herrin,
seufzte sie in Gedanken, aber es war kein Gebet.
    »Und er ist dabei?« fragte Funke.
    »Das nehme ich an«, flüsterte sie hilflos.
    »Was will er hier?« fragte Funke ruhig. Er sah sie an, bereit, sich endlich der Wahrheit zu stellen. Sie war überrascht, daß es nicht schon früher dazu gekommen war, obwohl sie den Grund für seine Zurückhaltung kannte.
    »Ich sagte es dir schon«, erwiderte sie. »Er fühlt sich verantwortlich für die Rückkehr der Hegemonie, und er will uns helfen.«
    »Und was will er sonst noch?« Funkes Blick verfinsterte sich. Sie fühlte sich bedrängt, aber sie wußte, daß die Situation für ihn genauso schmerzlich war wie für sie.
    »Er ist ein Sibyl geworden«, erklärte sie und hoffte, nach so langer Zeit würde Funke endlich

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