Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Instanz. Ich ... ich weiß es einfach!« Ihre Kehle schnürte sich zusammen, weil sie nicht weitersprechen durfte. Frustriert setzte sie sich wieder hin und fühlte, wie man sie mit morbider Neugier und Skepsis betrachtete – selbst Jerusha und ihr Gatte machten keine Ausnahme.
Ihre Hände auf der Tischplatte ballten sich zu Fäusten. Mond fühlte sich von aller Welt isoliert – zwar war sie umgeben von Menschen, die sie kannte, denen sie vertraute, und die sie sogar liebte – aber keiner konnte ihr helfen.
»Vielleicht sollten wir folgendes bedenken«, meldete sich Jerusha PalaThion zu Wort. »Die Hegemonie basiert auf Handelsbeziehungen. Sie gibt einem, was man will – aber man bekommt nichts umsonst. Von uns wollen sie das Wasser des Lebens. Lassen wir es jedoch zu, daß alle Mers getötet werden, wird es bald kein Wasser des Lebens mehr geben. Und was hätten wir der Hegemonie dann anzubieten? – Denkt darüber nach!«
Das Stimmengemurmel nahm einen anderen Klang an; man war nachdenklicher geworden, aber noch lange nicht friedfertiger.
Mond warf Jerusha einen dankbaren Blick zu, doch ihr entging nicht, daß die Anwesenden immer lauter und unruhiger wurden. Sie verzichtete darauf, weiter über den Schutz der Mers zu sprechen, und schnitt statt dessen allgemeine Themen bezüglich der bevorstehenden Rückkehr der Hegemonie an. Eine geraume Zeitlang, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, versuchte sie, Fragen zu beantworten, und hoffte, ihre Konzentration möge sie nicht im Stich lassen.
Ihr Blick schweifte ab zu Kirard Set Wayaways, und ihre Gesichtszüge erstarrten, als sie an ihre Großmutter und Borah Clearwater dachte. Plötzlich kam Kirard Set ihr vor, als trüge er eine Maske der Unmenschlichkeit.
Er hob den Kopf, wie wenn er spürte, daß sie ihn beobachtete. Als er ihre Miene sah, schaute er überrascht drein, doch dann trat ein Ausdruck des Erkennens in seine Augen. Ein kalter Schauer durchlief sie, als sie begriff,
was
ihm so bekannt vorkam – mit ihrer eisigen Miene erinnerte sie ihn an die Winterkönigin.
»Herrin«, sagte er in der ironischen, näselnden Sprechweise des Winteradels, die sie selbst bei den Winterleuten, die sie gern mochte, nicht ausstehen konnte, und die besonders ausgeprägt zu sein schien, wenn sie sie mit ihrem Titel anredeten. Er beugte sich vor und sah sie durchdringend an.
Jetzt kommt's,
dachte sie und wartete gespannt auf seine nächsten Worte. »Ich finde, über die Rückkehr der Außenweltler ist genug geredet worden, und wenn es recht ist, möchte ich mich jetzt lokalen Angelegenheiten zuwenden. – Als erstes erneuere ich hiermit mein Angebot, die Clearwater-Plantage zu erwerben. Seit dem tragischen Unfall, bei dem wir beide einen Verwandten verloren, ist nun eine angemessene Zeit verstrichen ...« Er senkte die Stimme und mimte Betroffenheit. Sie sah ihn mit eisigem Schwiegen an. »Da kein Anverwandter einen Anspruch auf den Besitz geltend gemacht hat ...«
»Du irrst dich, Kirard Set Wayaways«, unterbrach sie ihn ruhig. Der selbstgefällige Ausdruck verschwand von seinem Gesicht.
»Was heißt das?« fragte er in die plötzlich eintretende Stille hinein.
»Als die in der Erbfolge am nächsten stehende Verwandte, habe ich die Absicht, das Anwesen für mich selbst zu beanspruchen.«
Er starrte sie an.
»Was?«
platzte er heraus. »Bei den Göttern!« Sein Blick verfinsterte sich. »Du bist eine Sommer, und als solche weder mit dem verstorbenen Borah Clearwater noch mit mir verwandt!«
»Er war meiner Großmutter versprochen.«
Die zusammen mit ihm starb – weil du es so eingefädelt hast? War es doch eire ...?
Sie kniff die Lippen zusammen und sprach die ungeheuere Anschuldigung nicht aus. Sie konnte nichts beweisen, obwohl Verdacht und Mißtrauen in ihr brannten wie glühende Kohlen.
»'Versprochen‹?« wiederholte er höhnisch. »Das bedeutet gar nichts. Sie waren nicht legal miteinander verheiratet, es existiert keine Urkunde ...«
»Beim Sommervolk gilt ein mündliches Versprechen als bindend«, hielt Mond ihm entgegen. »Und jetzt ist das Sommervolk an der Macht. Also kann ich das gemeinsame Eigentum Borah Clearwaters und meiner Großmutter für mich beanspruchen.«
»Und was willst du mit einem Stück Wildnis längs der Küste anfangen, das zudem drei Tagereisen von der Stadt entfernt liegt?« herrschte er sie wütend an.
»Das muß ich mir noch überlegen.«
»Warum verkaufst du es mir dann nicht, bei allen Göttern! Wie ich meinen Besitz
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