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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ab, die er selbst empfunden hatte. Auf allen Schiffsdecks war bereits bekanntgegeben worden, daß die
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am Ziel angelangt sei. Deshalb hatten sich die Männer wie eine Schar wandelnder Leichen in den Kontrollraum gequält. Aber es war etwas gänzlich anderes, ob man die Mitteilung über Intercom hörte, oder sich mit eigenen Augen überzeugte.
    Gundhalinu ließ sich von den Leuten beglückwünschen und sonnte sich in ihrem Lob; er war nicht immun gegen die Bewunderung eines Volkes, dessen Respekt man nicht leicht gewann, und das ihm immer noch viel bedeutete, doch ein Teil von ihm blieb auf Distanz, und eine leise Stimme erinnerte ihn daran, daß er im Grunde seines Herzens gar nicht mehr richtig zu ihnen gehörte.
    Seinen Einfluß hatte er dazu benutzt, sich mit Leuten zu umgeben, von denen er annahm, daß er ihnen trauen konnte, die er für flexibel genug hielt, sich seiner Politik anzupassen, und die ihm zuhören würden, wenn er versuchte, ihnen größere Zusammenhänge zu erklären ... Leute, die verstanden, worauf es in dem Großen Spiel ankam, ob sie nun der Survey-Loge angehörten oder nicht.
    Doch für jede Gunst, die man ihm gewährte, mußte er einen Preis zahlen; jede Faktion hatte ihren eigenen Machtbereich und ihre eigenen Interessen. Indem er seinen Mitarbeiterstab nach seinen Wünschen zusammenstellte, war er gezwungen gewesen, einen Kompromiß nach dem anderen einzugehen, bis er sich zum Schluß vorkam wie ein hochwohlgeborener Bräutigam, der sich zu entscheiden versucht, wen er zu seiner Hochzeit einladen soll und wen nicht. Mit einem Gefühl der Wehmut mußte er plötzlich an Pandhara denken, und wie sie – ungeachtet eines eventuellen Skandals – auf einer notariellen Heirat bestand, sobald er zum erstenmal angedeutet hatte, was ihnen möglicherweise bevorstünde, wenn sie ihre Absichten öffentlich bekanntgaben.
    Aber in dieser Angelegenheit blieb ihm keine Wahl. – In die Runde schauend, entdeckte er Vhanu, den neuen Polizeikommandanten und seinen einzigen Mitarbeiter, dem er blind vertraute; neben ihm stand HM Borskad, Survey-Mitglied, aber für seinen Geschmack zu stark auf eine Ordnung nach Sichtweise der Kharemoughis fixiert. Hinter Borskad lungerte YA Tilhonne, ein Großneffe von Pernatte, dessen Kompetenz und Loyalität noch unerprobt waren; daneben VX Sandrine, Angehöriger der Kolonialverwaltung, der auf vielen Welten gelebt, aber offenbar von keiner etwas gelernt hatte. Allen gemeinsam war in diesem Moment nur der Ausdruck von Ehrfurcht und Besorgnis.
    Dann betrat noch ein Grüppchen von Delegierten die Brücke; die meisten blieben jedoch drunten und erholten sich von der Prozedur des Transits. Alle hatten sich bereitwillig auf diese Reise begeben, doch die Motive eines jeden einzelnen konnte er bestenfalls erraten. Wenn auch nur ein Viertel seiner Mitarbeiter über die Weitsicht und Flexibilität verfügte, die er sich von ihnen erhoffte, durfte er sich schon glücklich schätzen.
    Frauen stellten eine absolute Minderheit dar, jedoch nicht aufgrund ihres Geschlechts; auf Kharemough gab es diesbezüglich keine Diskriminierung, denn im Gegensatz zu den meisten Acht Welten der Hegemonie legte man dort mehr Wert auf Verstand als auf Muskelkraft. Aber erst nach seiner Rückkehr auf seine Heimatwelt war ihm aufgefallen, daß die Kolonialverwaltung hauptsächlich die engstirnigsten und unflexibelsten seiner Landsleute anzuziehen schien. Er hätte sich gern mehr Frauen in der Delegation gewünscht, denn auf Tiamat herrschte eine egalitäre und matriarchalische Gesellschaft, wie er sie auf keinem anderen Planeten angetroffen hatte. Eine größere Anzahl von Frauen in seinem Team hätte die Bereitschaft zur Kooperation zwischen beiden Völkern sicherlich gefördert und das gegenseitige Verstehen erleichtert. Doch wegen der Vorurteile und Restriktionen, mit denen die Kolonialverwaltung behaftet war, gab es nur wenige Frauen, die die Voraussetzungen für einen Posten auf einer Außenwelt erfüllten.
    Die
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beförderte nicht nur die neue Übergangsregierung, sondern auch eine Polizeischwadron, die das Rückgrat der Hegemonie bilden sollte – ausschließlich Kharemougis, die meisten davon NonTechs – ausnahmslos Freiwillige. Man hatte Kharemoughis gewählt, weil es praktisch und bequem war, doch es bedeutete auch, daß Kharemough die Fäden der Macht in den Händen hielt. Für Gundhalinu hieß das, daß er die Mentalität dieser Polizeitruppe besser verstehen würde, als wenn

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