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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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dritten Fehlgeburt war ihm der Gedanke gekommen, sie beide könnten vielleicht zuviel arbeiten. Es war genug Zeit vergangen, um eine neue Schwangerschaft zu riskieren, und sie hatte gehofft, Miroe auf diesem Segelausflug ganz für sich allein zu haben.
    »Ich fühle mich – einsam.« Sie zwang sich dazu, das Wort auszusprechen und ihn dabei anzusehen.
    »Fehlt dir Karbunkel denn so sehr?«
    »Du fehlst mir.«
    Ohne sie anzusehen, legte er den Arm um sie und zog sie dicht an sich heran. Sein Körper wärmte sie wie die Sonne; aber mit der freien Hand spielte er an seinem Aufzeichnungsgerät und drückte sich so vor einer Antwort. Seine Gefühle waren so stark und lagen so tief in seinem Innern verborgen, daß sie fast unerreichbar waren. Das hatte sie gewußt, als sie ihn heiratete, und gerade die Intensität seiner Empfindungen und sein Charakter hatten sie angezogen. Dies und sein Gesicht ... der goldfarbene Teint, die schrägstehenden Augen, die Art, wie sich seine kantigen Züge verschönten; wenn er sie ansah und lächelte ... das glatte, nachtschwarze Haar, der alberne, struppige Schnauzer, der immer zuckte, wenn er von irgend etwas überrascht wurde – wie damals, als sie ihm erzählt hatte, sie wolle auf Tiamat bleiben und ihm die Frage stellte, die er selbst nicht stellen durfte.
    Seine Zurückhaltung und seine Vorsicht hatte sie so gut verstanden, weil diese Wesenszüge ihrem eigenen Naturell entsprachen. Doch ihr Verständnis hatte nicht verhindern können, daß sich allmählich eine unsichtbare Wand aus Schweigen zwischen ihnen aufbaute. Manchmal kam es ihr so vor, als seien sie von einer Lähmung befallen, die es ihnen unmöglich machte, sich einander mitzuteilen und ihre Gefühle zu äußern. Das machte ihr mehr Angst als alles, was sie in ihren vielen Dienstjahren bei den Polizeistreitkräften der Hegemonie je erlebt hatte. Sie fürchtete sich so sehr, weil sie hilflos war.
    »Gleich bin ich fertig«, sagte er nach einer Weile. »Das verspreche ich dir, mir geht nämlich das Aufzeichnungsmaterial aus.«
    Sie erschrak, als plötzlich vor ihnen das Gesicht eines Mers aus den Wellen auftauchte. Ein zweiter erschien, und dann ein dritter. Während sie ihre langen, sehnigen Hälse emporreckten, vollführten sie mit den Köpfen neugierige Nickbewegungen. Ihr nasses, scheckiges Fell glänzte, und sie bewegten sich so graziös wie Vögel im Flug. Aus mitternachtsdunklen Augen sahen die Mers sie an. Ein Blick in ihre Augen war fast wie eine Meditation, selbst ein flüchtiger Kontakt erzeugte in Jerusha ein Gefühl des Friedens, das sie sonst nur nach Stunden absoluter Einsamkeit und totalem gedanklichen Abschalten empfand.
    Wieder einmal fragte sie sich, wer die Mers in den Zeiten des Alten Imperiums erschaffen haben mochte. Sie sahen nicht wie Menschen aus, aber die Menschen fanden sie freundlich und sogar schön. Und die Mers schienen den Menschen instinktiv zu vertrauen; sie zeigten keinerlei Furcht, obwohl die Menschen sie jahrhundertelang gejagt und abgeschlachtet hatten. Sie vergaßen ... oder sie vergaben. Jerusha wußte nicht, was es war, denn sie hatte keine Ahnung, was wirklich in ihren Köpfen vorging.
    Oberflächlich betrachtet hatten die Mers und die Menschen die gleiche genetische Struktur; die breiten, stupsnasigen Gesichter dieser Ozeanwesen erinnerten sie immer an die Gesichter von Kindern – neugierig und erwartungsvoll schauten sie drein. Aber die Mers, die jetzt zu ihr hinaufblickten, waren schon Gott-weiß-wie alt. In vielerlei Hinsicht waren die Mers die fremdartigsten und rätselhaftesten Geschöpfe, die sie kannte.
    Sie beobachtete sie und hörte zu, wie Miroe bereits aufgenommene Proben ihrer Sprache abspielte und ihre Antworten dann mitschnitt. Trillernder Gesang und Zwitscherlaute, hohes Quieken und tiefe, brummende Bässe füllten die Luft. Die Mers waren eine intelligente Spezies, ihr Gehirn glich in Größe und Komplexität dem menschlichen.
    Das Wissen um ihre Intelligenz war in den Datenbänken des Sibyllennetzes gespeichert, zu denen jede Sibylle während des Transfers Zugang hatte. Aber es existierten keine Aufzeichnungen, weshalb die Erschaffer der Mers, die offenbar Gott spielen wollten, ihre Geschöpfe mit Intelligenz ausgestattet hatten; genausowenig wußte man, aus welchem Grund sie den Mers die Eigenschaft der Unsterblichkeit schenkten. Die Mers waren eines der vielen Mysterien, die diese verwunschene Welt wie in einen zähen Nebel einhüllten, so daß ein klarer Blick

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