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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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überlieferten, das ihren Jungen eingehämmert werden mußte, damit es nicht verlorenging. Doch bis jetzt war es ihm nicht gelungen, den Inhalt ihrer Klangmuster zu entschlüsseln. An Gesprächen schienen die Mers nicht interessiert zu sein, sie führten keine Dialoge, außer wenn es darum ging, sich über die elementarsten Dinge des Lebens zu verständigen.
    »Wozu eine Sprache, wenn sie nicht der Konversation und der Kommunikation dient?« fragte er sich und starrte auf die leere Wasserfläche. »Was hätte es sonst für einen Sinn, solche komplizierten Lautmuster zu entwickeln? Ein logisch strukturiertes Tonsystem kann doch nur dazu dienen, Wissen zu vermehren und ihr Leben zu verändern.«
    »Du darfst nicht vergessen, daß es
fremdartige
Wesen sind«, brachte etwas vollkommen Neuartiges hervor. Vielleicht ging die Bedeutung der Mers und ihrer Sprache unter, als ihre Erzeuger starben, so wie die Bedeutung von Karbunkel heute rätselhaft ist.«
    Er schüttelte den Kopf und spähte zu der fernen Küste hinüber, wo sich ein paar Mers an Land ausruhten. »Wenn wir ihnen beibringen könnten, mit uns in Kommunikation zu treten, dann hätten wir den Beweis für ihre Intelligenz, den keiner ignorieren dürfte. Dann wäre die Hegemonie endlich gezwungen, die Jagd auf sie einzustellen. Wenn es uns wenigstens gelänge, sie zu warnen, damit sie rechtzeitig flüchten könnten!« Er ballte die Fäuste, als die Erinnerungen auf ihn eindrängten.
    »Miroe ...« Sie faßte seinen Arm und versuchte, ihn von der Reling fortzuführen.
    »Mond sollte sich mehr um die Lösung dieses Problems kümmern«, meinte er, während er achtlos ihre Hand beiseite schob. Sofort rückte Jerusha ein Stück von ihm ab. »Als sie Königin wurde, versprach sie mir, den Schutz der Mers zu ihrer Lebensaufgabe zu machen. «
    »Sie glaubt, daß es den Mers und uns nützen wird, wenn Tiamat eine eigene Wirtschaft aufbaut, bevor die Hegemonie zurückkommt«, entgegnete Jerusha nicht ohne Schärfe. »Das weißt du, denn du hilfst ihr ja dabei. Mit den Daten, die wir gesammelt haben, studiert Funke die Mers. Vielleicht solltest du dich mit ihm in Verbindung setzen, es könnte sein, daß er neue Erkenntnisse gewonnen hat.«
    »Der nicht«, gab Miroe abfällig von sich.
    Sie sah ihn an.
    »Du weißt genau, warum.« Er furchte die Stirn und blickte zum fernen Strand hinüber. »Wenn einer Bescheid weiß, dann du. Du hast doch mitangesehen, was er tat. Es ist seine Schuld, daß wir jetzt an der Küste entlangsegeln müssen, wenn wir Mers beobachten wollen.«
Denn die Merskolonie bei der Plantage hat Funke Dawntreader ausgerottet.
    Sie blickte zum Himmel empor und erinnerte sich, wie sie einmal geglaubt hatte, der Himmel würde über ihren Köpfen einstürzen; das war vor fast acht Jahren gewesen, am Ende des Winters, als sie und Miroe auf dem blutdurchtränkten Strand standen und Zeugen von Arienrhods Rache wurden. Unwissentlich hatten sie ihre Pläne für den Wechsel durchkreuzt ... und deshalb schickte sie ihre Jäger aus, die die Merskolonie, die am Strand von Miroes Plantage heimisch war, niedermetzeln sollten; und Miroe hatte immer geglaubt, auf seinem Besitztum seien die Mers sicher.
    Arienrhods Jäger ließen keinen Mer am Leben; angeführt wurden sie von einem Mann mit einem rituellen Namen, der eine Maske und Verkleidung trug, um seine wahre Identität nicht zu verraten. Er wurde
Starbuck
genannt, und er war Arienrhods Handlanger und ihr Geliebte ... Als der Winter zu Ende ging, verwandelte sich der Starbuck wieder in Funke Dawntreader.
    Vor diesem fürchterlichen Tag hatte Jerusha noch nie einen Mer gesehen. Und dann starrte sie auf beinahe hundert dieser Wesen, die mit aufgeschlitzten Kehlen am Strand lagen, und denen man ihr kostbares Blut abgezapft hatte. Eine grausige Fügung des Schicksals wollte es, daß kurz nach dem Gemetzel eine Bande von Winternomaden vorbeistromerte und den Mers das Fell abzog. Der Strand war übersät mit verstümmelten, seelenlosen Fleischbergen, die entweder verrotten oder von Aasfressern bis auf das Gerippe abgenagt werden würden.
    Doch damals hatte Jerusha weder das wahre Ausmaß der Tragödie noch den tiefen Kummer des Mannes begriffen, der neben ihr stand. Erst nachdem sie lebendige, spielende Mers im Ozean beobachtet, ihre Sirenengesänge gehört und den in ihren Augen schlummernden Frieden gesehen hatte, wurde ihr klar, daß die Jagd auf Mers eine Sünde war, und der Handel mit dem Wasser des Lebens eine

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