Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
die nach den Maßstäben der Menschen auf anderen Planeten beinahe unbewohnbar ist. Wir brauchen den technischen Fortschritt, wenn wir unser Leben leichter und sicherer machen wollen. Doch bevor die Hegemonie zurückkommt, bleiben uns noch ungefähr hundert Jahre, und die Weisheit der Sibyllen zeigt uns den direktesten und schnellsten Weg in eine bessere Zukunft. Ohne das Sibyllennetz hätten wir nicht ein Zehntel von dem erreicht, was wir bis jetzt geschaffen haben. Wir müssen dem Netz vertrauen, sonst zerstören wir unsere eigene Welt. Deshalb unterstütze ich in diesem Fall die Sommerleute.«
»Und wo kriegen wir eine neue Energiequelle für unsere Fabriken her?« fragte Overhill.
»Warte ab, bis Danaquil Lu mit seinem Bericht fertig ist, dann weißt du, daß es für das Problem noch andere Lösungen gibt«, entgegnete die Königin ungeduldig. Overhill lehnte sich schweigend zurück, und die Königin nickte Danaquil Lu aufmunternd zu.
»Uns wurde eine alternative Methode zur Energiegewinnung angeboten«, fuhr Danaquil Lu fort. »Sie besteht darin, auf Feldern und Hügelkuppen windgetriebene Turbinen aufzustellen, die den Ackerbau und die Viehhaltung nicht beeinträchtigen. Für die nächsten zehn Jahre versorgt uns der Wind mit ausreichend Energie, und bis dahin sind wir vielleicht imstande, Gezeitenkraftwerke zu bauen und die Energie direkt aus dem Meer zu beziehen. Auf diese Weise wird Karbunkel bereits mit Energie versorgt, und dieses System funktioniert seit Jahrhunderten reibungslos.«
»Sprichst du von Windrädern?« vergewisserte sich Abbo Win Graymount. »Ich habe welche gesehen, mit deren Hilfe man Pumpen antreibt, aber sie könnten nie soviel Energie erzeugen, wie wir für die Fabriken brauchen, und wenn man eine halbe Million davon aufstellt.«
»Aber eine Konstruktion, wie Danaquil Lu sie vorschlägt, hast du bestimmt noch nie gesehen«, warf Miroe Ngenet ein. »Ich habe diese Windräder schon seit Jahren auf meiner Plantage stehen, und sie sind wirkungsvoller als alles, was es bis jetzt in dieser Hinsicht gab.«
Graymount hob zweifelnd die Schultern.
»Wir beginnen damit, die Pläne für das Windenergie-Projekt zu entwickeln, und bei unserem nächsten Treffen diskutieren wir über das Material, und an welchen Orten die Räder aufgestellt werden sollen. Vielleicht können wir etwas von dem technischen Gerät verwenden, das die Außenweltler in ihren Lagerhäusern zurückließen«, sagte die Königin. Sie blickte erleichtert drein, als der allgemeine Tumult sich legte, und die Winterleute mit gedämpften Stimmen über das Projekt diskutierten, während die Sommerleute verdrießlich schwiegen.
Borah Clearwater brabbelte immer noch vor sich hin; Danaquil Lu suchte sich eine bequemere Sitzhaltung und war froh, daß seine Rede vorbei war, und andere Berater der Königin die Debatte weiterführten.
Durch seine Schmerzen abgelenkt, hörte er nur mit halbem Ohr zu, während der nicht endenwollende Kampf zwischen den Vertretern einer alten und einer neuen Ordnung weiterging.
Kirard Set, der im Gegensatz zu dem innerlich kochenden Borah Clearwater mit heiterer Gelassenheit dagesessen hatte, ergriff jetzt das Wort. Selbstbewußt fragte er die Königin, ob sie sich schon mit seinem Antrag befaßt hätte, die neue Gießerei auf seinem Besitz zu bauen und ihm ein Wegerecht über die Ländereien des Clearwater-Clans zu genehmigen.
Die Königin nickte. »Ja, Ältester der Wayaways«, sagte sie und blätterte in ihren handschriftlichen Notizen. »Dein Grundstück scheint für den Bau einer Gießerei ideal zu sein, vor allen Dingen, weil es so nahe bei den Eisenerzminen liegt. Dein Angebot, die Kosten für den Rohbau zu übernehmen, finde ich sehr großzügig. Ich sehe keinen Grund, dir deine Bitte abzuschlagen. Oder hat der Älteste des Clearwater-Clans etwas gegen die Erteilung des benötigten Wegerechts einzuwenden?« – sie schaute forschend in die Runde. Danaquil Lu war sich nicht mal sicher, ob Borah Clearwater überhaupt befugt war, für den gesamten Clan zu sprechen.
»Und ob ich etwas dagegen habe, verdammt noch mal!« brauste Borah Clearwater auf und funkelte Kirard Set wütend an. »Es ist meine Plantage, und, bei allen Göttern, ich werde es nicht zulassen, daß ein Wayaways auch nur einen Fuß auf meinen Grund und Boden setzt!« Er hatte sich der Königin zugewandt und brüllte so laut, als müsse er sich über den halben Planeten hinweg verständigen. Danaquil Lu hielt sich die Ohren
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