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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Verwandter in diesem Moment wirklich dachte. Er selbst starrte wie gebannt auf die Königin, die, von hundert Augen beobachtet, die Halle durchquerte. Wie immer, fand Danaquil Lu es schwer, den Blick von der Königin abzuwenden, obwohl er nicht hätte sagen können, was ihn so faszinierte. Ihr helles Haar bildete einen krassen Kontrast zu den mattgrünen, traditionellen Gewändern, die sich bei jedem ihrer Schritte bauschten und an ein windbewegtes Meer erinnerten. Ihre Augen hatten die Farbe der Achate, die an Tiamats Stränden angespült wurden, und in ihren Tiefen konzentrierten sich die Erde, der Ozean und der Himmel.
    Die Königin war weder großgewachsen noch besonders schön, und sie hatte noch ihre gertenschlanke Jungmädchenfigur wie damals, als er und Clavally sie zur Sibylle geweiht hatten. Aber sie hatte etwas Leidenschaftliches, Dynamisches an sich, das sich schon in ihrem Gang ausdrückte und ihn zwang, sie unentwegt anzuschauen und jedem ihrer Worte zu lauschen. Er wußte, daß er nicht der einzige war, der so empfand.
    Seit er und Clavally in die Stadt gekommen waren, hatte er sie beinahe täglich gesehen. Sie gehörten zu den ersten, die das Sibyllencollege besuchten, das Mond errichten ließ, um die Grundlagen für eine neue Technologie zu schaffen. Er hatte gesehen, wie sie sich von einem linkischen Inselmädchen zu einer selbstbewußten, klugen und entschlossenen Frau entwickelte, die sich immer mehr auf ihre eigenen Kräfte verließ als auf den Segen der Herrin. Wenn die Gerüchte stimmten – was er glaubte –, dann besaß sie von Natur aus Führungseigenschaften. Doch woher sie ihre Vision hatte, die sie dazu trieb, diese Welt in eine völlig neue Zukunft zu führen, war ihm ein Rätsel. Immerhin war Mond auf den Inseln aufgewachsen, bei den konservativen und technikfeindlichen Sommerleuten. Aber ihr Geheimnis war vielleicht ein Teil ihrer Macht.
    Danaquil Lu kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück, als Mond Dawntreader den freien Platz neben ihm wählte. Sie stellte sich hinter den Sessel, legte die Hände auf die mit Totemschnitzereien versehene Rückenlehne und bat die Anwesenden um Ruhe. Stille trat ein, als sie Platz nahm. Danaquil Lu blickte auf seinen Notizblock und merkte, daß er ihn geistesabwesend mit Kleeblattsymbolen vollgekritzelt hatte. Sein Rücken tat höllisch weh, und dabei hatte die Konferenz noch gar nicht begonnen. Die Treffen zwischen College-angehörigen und dem Rat dauerten immer lange. Er seufzte und wünschte sich die unverwüstliche Energie der Königin; er wünschte sich, heute wäre sein Tag, daheimzubleiben und ihr Töchterchen zu hüten. Das tat jetzt Clavally. Er bedeckte die Symbole mit der Hand, als die Königin zu sprechen anfing, und Borah Clearwater sich ständig etwas in den Bart brummelte.
    Heute waren mehrere Angehörige des Sibyllencolleges anwesend, einschließlich der blinden Fate Ravenglass, die das College leitete, und die außer ihm immer noch die einzige Wintersibylle war. Jerusha PalaThion und ihr Mann, Miroe Ngenet, waren gekommen, außerdem ein paar Winterleute, die sich durch ihren Umgang mit Außenweltlern ein bißchen technisches Wissen angeeignet hatten. Sie strengten sich an, Tiamats künftige Forscher und Ingenieure zu werden; sie befragten die Sibyllen, um die durch das Informationsnetz gesammelten Daten in einen meßbaren technischen Fortschritt zu verwandeln.
    Die anderen Plätze waren mit den Ältesten der verschiedenen Winter- und Sommerclans besetzt, falls diese nicht ihre Vertreter geschickt hatten. Die Ältesten stellten die Mitglieder des Rates, den die Sommerkönigin gleichzeitig mit dem Sibyllencollege ins Leben gerufen hatte. Im Rat konnten die Clanführer die Interessen ihrer jeweiligen Sippenverbände vertreten.
    Während der Herrschaft der Winterkönigin hatte es auch einen Rat gegeben, der das Rechtssystem der Außenweltler übernahm. Doch es waren nur Winterleute zugelassen, und dominiert wurde er von der selbsternannten Aristokratie, die sich aus Arienrhods Günstlingen zusammensetzte. Noch nie zuvor hatte es ein Forum gegeben, an dem Angehörige des Sommervolks teilnahmen, und normalerweise vertrugen sich die Sommerleute mit den Winterleuten so wenig wie Feuer mit Wasser.
    Danaquil Lu freute sich, daß Capella Goodventure heute nicht anwesend war; die Frau, die sie als ihre Vertreterin geschickt hatte, kannte er nicht. Er wunderte sich, daß Capella nicht selbst gekommen war, denn sonst ließ sie sich keine

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