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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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fester.
    Reede trat zwischen Mundilfoere und Humbaba und löste den Gürtel.
    Humbaba starrte Reeds Glied geraume Zeit an. Plötzlich begann sein Gesicht zu zucken, die Fleischmassen bebten, und Gelächter dröhnte aus der lippenlosen Öffnung, die sein Mund war; vor ihm stand der Leiter seines Forschungslabors mit heruntergelassener Hose. Humbaba schüttelte sich. »Wahrscheinlich findest du sogar einen Weg, deinen Schwanz nachwachsen zu lassen, du verrückter Schurke.« Genauso bedächtig, wie er die Klinge gezückt hatte, steckte er sie wieder weg. »Zieh dir die Hose hoch.« Er schaute Mundilfoere an und wackelte mit dem Kopf, daß die Kehllappen gegeneinander klatschten. »Mein Juwel ...«, sagte er beinahe traurig. Sanft berührte er ihr Gesicht. »Soviel Schönheit darf man nicht zerstören ... obwohl ich dich immer schön gefunden und an dir meine Freude gehabt hätte.«
    Er seufzte. »Aber du wirst alt werden, und das mag ich gar nicht.« Brutal packte er ihren Arm und stieß sie gegen Reede. »Hier, ich schenke sie dir, Kullervo. Nimm sie zu deiner Frau. Mal sehen, ob dir die Früchte auch dann noch schmecken, wenn sie nicht mehr verboten sind.«
    Reede nahm Mundilfoere in die Arme.
    »Mein Gebieter ...«, flüsterte sie überrascht. »Soll das ein Scherz sein?«
    Humbaba winkte gereizt ab. »So weit geht mein Sinn für Humor nicht. Ich will dich nicht mehr, ich bin fertig mit dir. Von nun an bist du im Besitz dieses Mannes, bis er deiner überdrüssig wird.« Mit einer Handbewegung entließ er sie.
    Aufgeregt rang Mundilfoere die Hände, begleitet vom hellen Glöckchengeklingel. Reede wollte mit ihr zur Tür gehen, und er sah, daß sie eher verzweifelt als glücklich oder erleichtert zu sein schien. »Was hast du?« fragte er leise. Sie blickte zu ihm empor und berührte leicht seine Wange. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und er konnte die Antwort darin lesen. Er wandte sich zu Humbaba um und sagte, soweit er sich erinnern konnte, zum zweitenmal in seinem Leben »Danke.«
    Humbaba machte eine unmißverständliche Geste. Reede wußte ebensogut wie Humbaba, daß er seine Arbeit auch mit abgeschnittenem Glied verrichten konnte; doch zweifellos würde er bessere Leistungen bringen, wenn er ein glücklicher Mann war. Humbaba war kein origineller Denker. Er überlebte, weil ein Instinkt aus dem Bauch heraus ihm sagte, wie man sich die Loyalität seiner Untergebenen sicherte. »Ich hoffe, du präsentierst mir bald das neue Inhaliermittel, das du gerade entwickelst«, sagte Humbaba, als Reede sich zum Gehen wandte.
    »Ich werde mir Mühe geben, Sab.« Reede lächelte in sich hinein, während die Türen zischend zur Seite glitten und er mit Mundilfoere hindurchschreiten konnte.
    Im Vorzimmer wollte er stehenbleiben, doch sie drängte ihn zum Weitergehen. Er verstand ihren Wunsch, sich möglichst weit weg von Humbaba zu entfernen. Sie eilten durch endlos scheinende Korridore, und erreichten endlich das künstlich angelegte Feuchtbiotop. Dort war die Luft mit den unterschiedlichsten Blütendüften geschwängert, und durch das üppige Blätterdach sickerte ein grünliches, gesprenkeltes Licht.
    Im Schatten eines Obstbaums blieb er mit Mundilfoere stehen und zog sie an seine Brust; er küßte sie mit der Leidenschaft und Gier eines Mannes, der aus einem Gefängnis in die Freiheit entlassen wurde. Noch nie hatte er sie so geküßt, offen, ohne Heimlichkeiten, als gäbe es gar nichts zu verbergen und nichts zu fürchten.
    Sanft, aber bestimmt schob sie ihn von sich weg. »Wir müssen diskret sein.«
    »Warum?«
    »Bis wir alle Konsequenzen überdacht haben.«
    Er glaubte zu verstehen, was sie meinte, und deutete ein Nicken an. »Laß uns in mein Zimmer gehen.«
    »Ja«, erwiderte sie und schmiegte sich an ihn. Er konnte ihren raschen Herzschlag spüren. »Ich könnte vor Freude weinen ...«
     
    In seinem Zimmer, auf seinem Bett, liebten sie sich, als sei der Akt ein Sakrament; obwohl er gar nicht genau wußte, was ein Sakrament war. Aber er betete diese Frau an, ihr Körper war der Altar, auf dem er seine Seele opferte, und dieses Vergnügen war die einzige Art von Gebet, die er kannte.
    Später, als sie ermattet nebeneinander lagen, fragte er: »Warum hast du mich verführt, wenn du es nicht für Humbaba tatest?«
    Aus halbgeschlossenen Augen sah sie ihn an. Sie duftete nach den sonderbaren Kräutern und Ölen, mit denen sie ihre Haut und ihre Haare einrieb. »Um dir Frieden zu bringen«, sagte sie,

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