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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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während sie mit den Fingern über seine schweißnasse Brust fuhr.
    Er hob den Kopf, stieß einen undefinierbaren Laut aus und lehnte sich wieder zurück. »Verflixtes Weib ...«, murmelte er. Er legte seine Hand auf die ihre, die ganz darunter verschwand. Und doch war es die Geste eines Kindes, das Halt bei der Mutter sucht. »Kein Wunder, daß Humbaba all die Jahre lang vernarrt in dich war. Du bist mir immer noch ein Rätsel. Manchmal verstehe ich dich überhaupt nicht.« Er stützte sich auf einen Ellbogen ab und nahm das silberne Medaillon in die Hand, das zwischen ihren Brüsten lag. Der Solii in der Mitte schien ihn anzusehen wie ein Auge aus Perlmutt. Dann faßte er sein eigenes Medaillon an, das genauso aussah wie ihres, um sich davon zu überzeugen, daß es noch an seinem Hals hing. »Mundilfoere erzähl mir, wie wir uns getroffen haben.«
    »Schon wieder?« Mit einem seltsamen Ausdruck in den tiefblauen Augen sah sie ihn an. Einen Moment lang glaubte er schon, sie würde ihm die Bitte abschlagen. Doch dann haspelte sie die Geschichte herunter, als sage sie eine Heiligenlegende auf. »Viele versteckte Hände mischen in dem Großen Spiel mit ... und das Große Spiel kontrolliert sie alle. Als ich an den Arkaden vorbeikam, sah ich dich beim Spiel. Die Menge, die dir zuschaute, brüllte vor Aufregung, denn du gewannst immer. Ich wurde neugierig und sah dir auch zu. Instinktiv tatest du Dinge, die den meisten Spielern nicht im Traum einfallen würden. Ich erkannte, daß du ein seltenes Talent besitzt, das nicht an diesem Ort verschwendet werden durfte. Plötzlich entdecktest du mich, und wir schauten uns an.«
    »Die Zeit stand still«, flüsterte er, indem er den Er-zählfaden aufnahm. »Du sagtest: ›Komm mit mir‹, und ich folgte dir.« Er schloß die Augen und versuchte, sich an das elektrisierende Gefühl zu erinnern, das ihn damals überkommen hatte. Bruchstückhaft kehrten Bilder in sein Gedächtnis zurück, wie Spiegelscherben oder ein Puzzle, umeinanderwirbelnd wie Blätter im Wind, ohne Sinn und ohne Zusammenhang. Er machte die Augen wieder auf und blickte in ihr Gesicht, das keine Gefühlsregung preisgab. »Wieso kann ich mich nicht daran erinnern? Es ist alles so verschwommen ...«
    »Ist das wichtig?« fragte sie leise und strich ihm sanft das Haar aus der Stirn. »Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben – mehr als das Leben selbst.«
    Er legte sich wieder hin und suchte nicht länger nach einer Antwort auf seine Frage. Während sie ihn massierte, verscheuchte er endgültig die quälenden Gedanken. Sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter, als sie aus dem Ebenholzkästchen neben dem Bett ein Räucherstäbchen nahm und es anzündete. Sie sogen die aromatischen Schwaden tief ein, und er spürte wie sich seine Sinne schärften und ein euphorisches Lebensgefühl von ihm Besitz ergriff. »War ich noch Jungfrau, als du mich kennenlerntest?«
    Sie lachte nicht, sondern sah ihn ernst an. »Nein. Ich glaube nicht, daß ich die erste war.«
    »Damals war ich noch sehr jung.«
    »Das stimmt«, räumte sie ein und streichelte zärtlich seine Stirn.
    »Aber ich fühle mich so – alt ...« Er schloß die Augen, und wieder drifteten Bildfragmente durch seine Gedanken, wie Glasstückchen in einem Kaleidoskop, bizarre, geometrische Lichtmuster.
    »Ich weiß«, murmelte sie.
    »Mundilfoere, woher komme ich?
    »Das spielt keine Rolle.« Sie küßte seine Wange. »Jetzt bist du hier.
    »Du hast recht ...« Er öffnete die Augen und sah sie an; das Echo einer fremdartigen Musik, die sich in seinem Kopf eingenistet hatte wie eine Lüge, begann sich abzuschwächen. Er legte seine Hand an ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich so weich und kühl an wie … wie ... der Vergleich, der ihm auf der Zunge lag, wollte ihm nicht einfallen, und er ließ die Hand wieder sinken. Er versuchte sich zu entspannen, indem sein Blick ziellos durch den Raum schweifte. Erst jetzt hörte er bewußt das Kunstlied aus Kharemough, das gespielt wurde; die Melodie regte seine Phantasie an, und er ließ sich von den Klängen davontragen in den hohen, blaugrauen Himmel, der hinter den Fensterschlitzen wartete, und wo es keine Fragen gab.
    Sie inhalierte den Rauch und blies ihn mit einem Seufzer wieder aus. Nach einer Weile sagte sie: »Auf seine Weise war Sab Emo in all den Jahren mehr als gut zu uns.« Sie reichte ihm das Räucherstäbchen, und er atmete den berauschenden Rauch tief ein.
    »Ja«, murmelte er, und riß sich aus seinen

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