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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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gekommen, das mir gar keine Freude bereitet. So betrübt bin ich seit dem Tod meiner lieben Mutter nicht mehr gewesen.« Seine kleinen schwarzen Äuglein flackerten, wie wenn er unter den Fleischwülsten heftig blinzelte. »Wie lange seid ihr schon ein Liebespaar?«
    Reede erstarrte. Die unverblümte Frage verschlug ihm vorübergehend die Sprache. »Wir sind kein ...«
    »Ich nahm ihn mir zum Geliebten, noch bevor ich ihn zu dir brachte, Herr«, antwortete Mundilfoere ruhig. »Und zwar gleich am ersten Tag, als ich ihn sah.« Reede starrte sie entgeistert an, während Humbaba langsam auf sie zuwatschelte. Sein massiger Körper ließ ihre Gestalt noch zierlicher erscheinen.
    Humbaba griff nach ihrem Schleier, als wolle er ihn abreißen. Doch dann hob er ihn beinahe zärtlich an und schaute ihr ins Gesicht. »Hast du ihn verführt, damit er mir seine Dienste zur Verfügung stellt?«
    Reede fieberte ihrer Antwort entgegen; im Augenblick war sie ihm noch wichtiger als sein eigenes Überleben.
    Sie sah Humbaba eine Weile an, ehe sie den Blick senkte. »Nein, mein Gebieter, das war nicht der Grund.«
    Humbaba ballte die Fäuste, und seine Armmuskeln spannten sich. »Verflucht!« knurrte er. »Warum belügst du mich nicht? Ich habe dir die Antwort doch in den Mund gelegt.«
    Sie schaute ihm in die Augen. »Ich habe dich noch nie belogen, mein Gebieter, und das weißt du. Deshalb war ich ja so lange deine Erste Frau.«
    Er schnaubte, und seine Kehllappen bebten. »Ich wüßte nur gern, was du mir sonst noch alles verschwiegen hast, mein Juwel«, grollte er. Seine Hand schloß sich um ihr Gesicht, und er drückte zu, bis sie sich vor Schmerzen wand. »Keiner anderen Frau habe ich so vertraut wie dir – und auch keinem anderen Mann.«
    Reedes Hände zuckten hilflos, und er hielt den Atem an, bis seine Brust schmerzte.
    »Dann findest du also doch Gefallen an hübschen jungen Männern«, fuhr Humbaba zynisch fort. »Der wievielte war er denn?«
    »Es gab keine anderen, mein Gebieter«, stieß sie mühsam hervor. »Nur ihn – und dich.«
    Wieder schnaubte er verächtlich und ließ sie los. »Du kennst die Strafe für Ehebruch, Mundilfoere. Ich könnte dir die Haut vom Gesicht abziehen lassen, bis du so aussiehst wie ich.« Er warf Reede einen Blick zu. »Dir kann ich den Schwanz abschneiden und dich zwingen, daß du ihn frißt, Kullervo.« Reede zog eine Grimasse.
    »Ich habe mich immer gefragt, wieso du kein Interesse am Sex hast«, brummte Humbaba. »Ich bot dir Frauen an, Männer, Knaben – was das Herz begehrt, erinnerst du dich?« Reede nickte mechanisch. »Aber immer lehntest du ab. Ich dachte mir schon, du würdest dich vielleicht in der Stadt vergnügen. Dabei hast du dich hier bedient, hinter meinem Rücken.« Seine schwere Faust schnellte vor und stoppte erst dicht vor Reedes Gesicht.' Der zuckte unwillkürlich zurück. »Ich gab dir alles, aber du nahmst dir ausgerechnet das, was ich dir nicht angeboten habe. Warum?«
    »Weil ich alles andere vergessen konnte, wenn ich mit ihr zusammen war«, antwortete Reede wahrheitsgemäß, mit einer Stimme, die gar nicht ihm zu gehören schien. Er kam sich vor wie ein Mann, der einen Alptraum hat und sich bemüht, aufzuwachen.
    Am liebsten hätte er Humbaba gefragt, woher er von seiner Liebschaft mit Mundilfoere wußte; aber an einem Ort wie diesem ließ sich auf Dauer nichts geheimhalten, es war ein Wunder, daß sie nicht schon vor Jahren aufgefallen waren. Vielleicht lag es an seinen und Humbabas häufigen Reisen, daß alles so lange gutging. Die ganze Zeit über hatte er sich eingeredet, im Falle einer Entdeckung würde Humbaba ein Auge zudrücken – weil er ihn brauchte.
    »Ich kenne dich, Reede«, sagte Humbaba jetzt. »Ich weiß genau, woran du denkst. Und du hast recht, ich kann nicht auf dich verzichten. Aber wenn du deine Genitalien verlierst, beeinträchtigt das nicht dein Denkvermögen.« Mit einer langsamen Bewegung faßte Hum-baba in die Falten seines langen, ärmellosen Gewandes und zog eine gezackte Klinge hervor, deren Spitze in einer scharfen Kralle endete. »Verratet mir, wie groß eure Liebe zueinander ist«, forderte er sie auf. »Würdest du deine Männlichkeit opfern, um das Gesicht deiner Liebsten zu retten, Kullervo? – Und würdest du dich entstellen lassen, mein Juwel, um ihm dieses entwürdigende Schicksal zu ersparen?« Er lächelte kalt.
    »Ja.«
    »Ja.«
    Beide antworteten gleichzeitig.
    »Entblöße dich!« befahl er Reede und faßte das Messer

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