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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Ehebruch ertappt wurde. Zur Strafe wurden die Unglücklichen zu Tode geschunden oder kastriert. Manchmal wünschte er sich, sie würde das Wort nicht aussprechen, obwohl sie es mit Ironie tat.
    »Was machst du hier?« fragte sie ihn.
    »Ich soll zu Humbaba kommen.«
    »Weshalb?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie lassen mich schon seit einer halben Stunde hier schmoren... Und was hast du hier zu suchen?«
    »Mich hat er auch rufen lassen.«
    Plötzlich bekam er Angst. »Götter – glaubst du, er hat es gemerkt?«
    »Keine Ahnung.« Ihre Miene blieb unbekümmert. Sie schien sich nie Sorgen zu machen. Ihre Gedanken waren unergründlich, und sie gestattete ihm nie einen Einblick in ihre Seele. Manchmal hätte er sie am liebsten geschüttelt, um sie zu einer Reaktion zu zwingen; manchmal war er sich sicher, daß ihre Ruhe nur gespielt war; manchmal glaubte er, es läge daran, daß ihre Zivilisation den Frauen einen Hang zum Fatalismus anerzog. Und dann fragte er sich, ob sein ungezügeltes Temperament, seine Gewaltbereitschaft, ihn für sie erst interessant machten, falls er ihr mehr bedeutete als alle seine Vorgänger.
    Mit einem leisen, schmatzenden Geräusch öffnete sich die Tür zur inneren Kammer. Beide drehten sich um, wobei sie hastig den Schleier wieder vor ihrem Gesicht befestigte. In geziemendem Abstand voneinander traten sie vor Humbaba hin.
    Reede drehte sich der Magen um, wie immer, wenn er Humbaba sah. An diesen Anblick würde er sich nie gewöhnen können. Humbaba stammte von Tsieh-pun, wo man die Kunst des Tätowierens bis zum Exzeß getrieben hatte. Aus Tradition wurden die Gesichter zernarbt, je häßlicher, um so besser, denn dadurch schreckte man Feinde ab und schüchterte Untertanen ein. Die kosmetische Chirurgie bot zudem noch grausige Möglichkeiten, die das ursprüngliche, primitive Zernarben weit übertrafen. Häßlichkeit bedeutete Macht und Stärke ... Wenn das stimmte, sagte sich Reede, dann mußte Hum-baba der mächtigste Mann in der ganzen Galaxis sein, denn einen häßlicheren gabe es nicht. Er sah aus, als trüge er seine Gedärme im Gesicht.
    Reede bezwang seinen Ekel sowie eine plötzlich aufkommende Unsicherheit und legte grüßend den Handrücken gegen die Stirn. »Sab Emo.« Mundilfoere neben ihm tat es ihm nach.
    Humbaba wandte sich von ihnen ab und ging zu seinem Aquarium, in dessen grünlich fluoreszierendem Wasser Fische wie funkelnde Schatten hin und her huschten. Reede sah Humbabas Gesicht, das sich im Glas spiegelte, eine massige, groteske Fratze, und dahinter sich selbst und Mundilfoere als zwei winzige, verzerrte Gestalten. Die Fische glotzten neugierig zurück, wobei sie mit ihren mißgestalteten, wulstigen Köpfen Humbaba glichen. Die Fische kamen auch von Tsieh-pun, wo gewisse Spielarten menschlicher Häßlichkeit als schön galten. Reede bemühte sich, keine Grimasse zu ziehen; er sagte sich, dies sei nicht unsinniger als andere menschliche Verhaltensweisen auch, und vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet hatte er vielleicht sogar recht.
    Mit seiner Schweigsamkeit spannte Humbaba ihn auf die Folter. Endlich hörte er auf, die widerwärtigen Fische in ihrer friedlichen, grünen Welt zu betrachten, und nahm wieder von seinen Besuchern Notiz. »Sie machen mir so viel Freude «, murmelte er. Seine Stimme, ein angenehmer Bariton, klang normal, wie immer. Er wirkte völlig entspannt, doch er konnte sich sehr gut verstellen, und dieses Talent nutzte er zu seinem Vorteil. »So wie du, mein Juwel.« Er nickte Mundilfoere zu, und sie neigte den Kopf, während die Glöckchen an ihrem Gewand leise klingelten.
    »Deine Arbeit hingegen bereitet Millionen Menschen Vergnügen, Reede«, fuhr er mit ironischem Unterton fort. Er streckte den Arm aus, und seine feisten Stummelfinger zeigten auf eine Ansammlung von Drogen, die auf einem Tischchen ausgebreitet waren. Alles Drogen, die Reede entwickelt hatte. Humbaba wählte ein paar davon aus, stopfte sie sich in den Mund und kaute sie wie Konfekt. »Und mir verschaffst du einen Millionengewinn, was noch erfreulicher ist. Von unserem Arrangement profitieren wir beide.«
    Reede erwiderte nichts darauf. Sein Unbehagen wuchs, denn er konnte sich denken, daß Humbaba sie nicht herbestellt hatte, um leere Komplimente zu verteilen. An Humbabas Gesicht, das nichts Menschenähnliches mehr an sich hatte, ließ sich indessen keinerlei Regung ablesen.
    Abrupt fing Humbaba wieder an zu sprechen. »Aber mir ist da etwas zu Ohren

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