Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge

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tausend Jahre vorbei sind«, pflegten sie wie ein Gebet zu wiederholen, und meinten damit den Tag, an dem sie sich wieder frei durch die Galaxis bewegen konnten. Reede glaubte jedoch nicht daran, daß die Hegemonie jemals auch nur ein Molekül des Stardrive-Plasmas zu sehen bekäme.
    Nun jedoch hatte sich die Hoffnung des Jahrtausends auf eine vollkommen andere, unerwartete Art und Weise erfüllt. Draußen in dem schrecklichen Ödland, das unter dem Namen World's End bekannt war, hatte ein Mann entdeckt, weshalb die bizarre Anomalie, die Feuersee genannt wurde, jene Phänomene erzeugte, die World's End zu einer wahren Hölle machten: der See war nichts anderes als ausgelaufenes, außer Kontrolle geratenes Stardrive-Plasma vom Wrack eines imperialen Frachters, der in den letzten Tagen des Alten Imperiums dort abgestürzt war.
    Reede fragte sich, wer dieser Mann wohl sein mochte, der die Entdeckung gemacht hatte. Er kannte die Daten über World's End, er hatte sämtliches Material studiert, das der Allgemeinheit zugänglich war, weil diese Naturerscheinung ihn faszinierte. Einige Angaben hatten ihn stutzig gemacht, sie schienen auf etwas Bestimmtes hinzuweisen, aber er war zu keinem Schluß gekommen. Die visuellen Darstellungen hatten ihn bis in seine Träume hinein verfolgt, wie wenn sie ihn locken wollten. Er brannte darauf, selbst nach World's End zu gehen und das Phänomen in Augenschein zu nehmen, vielleicht sogar eine Antwort zu finden ... Aber die Bruderschaft hatte ständig irgendwelche Pläne mit ihm, von denen sich jedoch keiner mit dem Feuersee befaßte. Nun war ihm jemand zuvorgekommen, indem er in das Zentrum von World's End vordrang und das Rätsel löste, mit dem sich jahrhundertelang die besten Wissenschaftler der Hegemonie vergeblich befaßt hatten.
    Jetzt, wo er die Antwort kannte, wurde ihm schlagartig klar, daß die Lösung des Rätsels auf der Hand gelegen hatte – man mußte nur die richtigen Fragen stellen. Reede verspürte beinahe Lust, den Mann kennenzulernen, der diesen brillanten Geist besaß.
    Er schaute auf den schwarzen Schatten neben sich, dann wandte er den Blick ab und lauschte dem aufgeregten und besorgten Gemurmel, das am Tisch laut wurde. Schließlich hielt er sich die Ohren zu und vertiefte sich noch einmal in die Daten auf seinem Bildschirm, den langsam arbeitenden Computer verfluchend. Er haßte dieses System mit seiner primitiv zusammengeschusterten Technik. Eine bessere Technologie hatte er zwar noch nie gesehen, aber er wußte, daß sie irgendwo existierte, genauso wie das Stardrive-Plasma.
    Er riß sich aus seiner Versunkenheit und zwang sich, der Diskussion zu folgen.
    »... was das für unseren Handel bedeuten könnte«, sagte jemand, der ihm schräg gegenübersaß.
    »Alles wird anders werden«, fügte Sarkh überflüssigerweise hinzu.
    »Bis jetzt haben wir aber nur Pisse!« krähte Mutter Weary. »Zuerst müssen wir das Zeug besitzen!«
    Reede schaute Mundilfoere an, die sich merkwürdig still verhielt, und fragte sich, was in ihr vorgehen mochte. Überrascht sah sie nicht aus; er merkte, daß sie ihn mit einem unergründlichen Ausdruck anstarrte, und konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden.
    »Wohl wahr«, sagte Jaakola, das Wort dehnend wie Gummi. »Und so vornehm ausgedrückt. Das Stardrive-Plasma ist nicht in unserem Besitz. Das müssen wir ändern. «
    »Wer kontrolliert diesen Feuersee?« fragte Irduz.
    »Die Zentralistische Partei, die sich selbst Die Goldene Mitte nennt. Sie will, daß die Hegemonie nicht nur dem Namen nach existiert«, erklärte Jaakola. »Natürlich geben die Kharemoughi dort den Ton an, aber sie ist mit einflußreichen Cliquen auf Vier liiert. Sie kümmert sich bereits darum, daß Kharemough als erste Welt den Stardrive erhält, damit sie sich die militärische Vormachtstellung sichern kann.«
    »Und das wird denen auch gelingen«, meinte TolBeoit. »Unser Einfluß auf Vier ist nicht groß. Wenn wir das schon wissen, sind die Kharemoughi erst recht darüber informiert. Wir müssen jemanden dorthin schicken.«
    »Aber in Realzeit dauert das Jahre«, protestierte ein anderer. »Bis wir tatsächlich den Stardrive bekommen, ist es vielleicht schon zu spät. Dann beherrscht die Hegemonie längst unseren Himmel und ist bereit, uns auszulöschen.« Mehrere der Konferenzteilnehmer erhoben jetzt die Stimmen.
    »Dazu braucht es nicht zu kommen«, warf Mundilfoere ein. Daraufhin schwiegen alle und sahen sie gespannt an. »Der Feuersee ist das