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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wieso, im Namen von tausend Höllen, Thanin Jaakola sich ausgerechnet auf diesen Platz gesetzt hatte.
    »Ihr wolltet doch nicht etwa ohne mich anfangen?« fragte Jaakola. Wenn ein exhumierter Leichnam sprechen könnte, würde seine Stimme so klingen. Reede bildete sich schon fast ein, die schwarze Form neben ihm verströme einen schwachen Verwesungsgeruch. Doch das war reine Phantasie, denn das Ding war lediglich eine holographische Projektion, wie noch einige andere der zwei Dutzend Personen, die um den Tisch saßen, weil sie, wie Jaakola nicht persönlich anwesend sein wollten. Es hieß, Jaakola litte an einer auszehrenden, unheilbaren Krankheit. Außerdem ging das Gerücht, die Schattenform habe er sich aus rein psychologischen Gründen ausgesucht. Solange die Quelle ihr Geheimnis wahrte, konnte sie sich alles erlauben und in jeder beliebigen Gestalt auftreten. Reede hatte keine Ahnung, auf welcher Ebene in der Bruderschaft Jaakola wirklich tätig war; das allein hieß schon, daß er sehr gefährlich werden konnte.
    »Wir beginnen zur vereinbarten Zeit«, entgegnete Mundilfoere, als keiner antwortete. »Du hast dieses Treffen verlangt.«
    Er gab ein Grunzen von sich, das Zustimmung oder Ärger ausdrücken konnte. Sein Haß auf Frauen war das einzige, was man mit Bestimmtheit über ihn wußte. Den Grund dafür kannte Reede nicht ... falls es überhaupt einen gab. Er war sich nicht sicher, auf welcher Ebene Mundilfoeres Einfluß endete, aber sie nahm sich mehr gegen die Quelle heraus als sämtliche anderen Mitglieder der hier versammelten Bruderschaft. Manchmal fragte er sich, ob sie Jaakola absichtlich reizte, weil sie wußte, was er über sie dachte.
    »Ich bin rechtzeitig hier, um über wirklich wichtige Sachen zu sprechen«, erwiderte Jaakola in verletzendem Ton. »Brüder, mir sind Neuigkeiten zu Ohren gekommen, von denen wir bis jetzt nur träumen konnten – und in diesem illustren Kreis gebe ich das nur ungern zu.« Reede glaubte, eine Spur von Ironie herauszuhören, doch Jaakola hatte die Aufmerksamkeit eines jeden am Tisch gefesselt. »Jemand hat eine Quelle des Stardrive-Plasmas entdeckt – hier in der Hegemonie, auf Nummer Vier.«
    Rufe des Staunens und der Überraschung drangen an Reedes Ohren, doch in seiner eigenen Verblüffung hörte er sie kaum. Regungslos saß er da und starrte auf seinen Monitor, während Jaakola den Computer mit Daten fütterte.
    Das Alte Imperium hatte in all seinem Glanz und seiner Herrlichkeit nur bestehen können, weil es über einen Schiffsantrieb verfügte, der Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit erlaubte. Das Stardrive-Plasma war eine Form von biotechnisch behandelter Smartmatter, mit der man die Raumzeit manipulieren konnte. Auf diese Weise wurden überlichtschnelle Reisen durch Raum und Zeit möglich, ohne daß ein Paradoxon entstand.
    Nach dem Zusammenbruch des Alten Imperiums geriet diese Technologie auf vielen – wahrscheinlich sogar den meisten – der damaligen Welten in Vergessenheit. Seit mehr als tausend Jahren besaß keine Welt, die der Hegemonie angehörte, einen funktionierenden Stardrive. Und obwohl eine Volksweisheit besagte, das Sibyllennetz könne jede erdenkliche Auskunft geben, gab es dennoch Fragen, die unbeantwortet blieben – dazu gehörten Erkundigungen, auf welche Weise sich Smartmatter erzeugen ließ. Manche Leute behaupteten, Smartmatter habe den Untergang des Imperiums bewirkt; und um zu verhindern, daß dies nicht noch einmal passierte, hätten die Erschaffer des Sibyllennetzes sämtliche Daten darüber gelöscht.
    Aus unerfindlichen Gründen weigerte sich das Sibyllennetz auch, eine Sternkarte zu entwerfen. Deshalb war es praktisch unmöglich, weitere Welten des früheren Imperiums ausfindig zu machen, ob man nun über einen Stardrive verfügte oder nicht. Kharemough hatte die sieben Weiten der Hegemonie gefunden, indem man zahllose Sonden – wie Flaschenpost – durch die Schwarze Pforte jagte.
    Die hartnäckige archäologische Beschäftigung der Kharemoughi in den Ruinen des Alten Imperiums hatte tatsächlich zutage gefördert, daß es im All noch einen Planeten gab, der nicht unendlich viele Lichtjahre entfernt lag. Sie sandten ihre schnellsten Schiffe dorthin, in der Hoffnung, auf dieser Welt noch existierendes Stardrive-Plasma zu finden. Die Schiffe waren vor fast tausend Jahren gestartet, und nun rechneten die Kharemoughi täglich mit ihrer Rückkehr ... falls es auf diesem Planeten noch die Stardrive-Technologie gab. »Wenn erst die

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