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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sie das volle Ausmaß des Unglücks, das Jerusha und ihren Gatten getroffen hatte.
    Weder Jerusha noch Miroe trugen ihr Herz auf der
    Zunge – es fiel ihnen nicht leicht, ihre Gefühle mitzuteilen, seien sie nun schmerzhaft oder fröhlich. Aber eine Ehe hielt nur dann ein Leben lang wenn die Partner ihr Geschick gemeinsam meisterten, sie mußten alles miteinander teilen: Schmerzen, Überraschungen, Geheimnisse. Je mehr man voreinander verbarg, um so schneller fiel eine Familie auseinander, dann lebte jeder für sich allein, kümmerte sich nur noch um seine eigenen Belange und wurde blind für die Bedürfnisse anderer.
    Erst als Jerusha ihre Schulter berührte, merkte sie, daß sie sich vom Strand und dem Meer abgewandt hatte. Erschrocken blinzelnd stellte sie fest, daß sie ins Binnenland starrte, wo die Berge lagen ... eine weit entfernte Kette aus schrundigen Gipfeln, teils noch schneebedeckt und in langsam dahindriftende Wolkenschleier gehüllt. Während sie schaute, schienen die Wolken die Form eines Frauenkopfes anzunehmen; vor dem blauen Himmelsozean blies der Wind das wolkenweiße Haar zurück – zwei Hände aus Wolken teilten die Strähnen, und durch das Haar funkelte eine Handvoll Sterne, so hell, daß sie selbst am Tag zu erkennen waren. Mond erinnerte sich, wie sie eines Nachts vor langer Zeit andere Sterne beobachtet hatte, die wie ein glühender Schauer auf endlose Schneefelder niedergefallen waren; es hatte sich um die Schiffe der Hegemonie gehandelt, die zu einem Abschiedsbesuch auf Tiamat landeten, um das Ende des Winters zu feiern. Damals war BZ Gundhalinu bei ihr gewesen ...
    »Mond?« Wie von weitem hörte sie Jerushas Stimme und spürte, daß sie festgehalten wurde, als ein plötzlicher Schwindel sie übermannte.
    »Hast du das gesehen?« flüsterte sie, ohne den Blick vom Himmel über den Bergen abzuwenden. »Die Herrin...«
    »Was denn? Blinzelnd folgte Jerusha ihrem Blick. Doch das Gewölk hatte sich weiterbewegt, die Gestalt verändert und die Sterne verdeckt. Nichts war mehr zu sehen.
    »Ach, nichts«, murmelte sie. »Die Wolken ... die Wolken waren wunderschön. Sie erinnerten mich an etwas ...« Sie schüttelte den Kopf und vermied es, Jerusha anzusehen. Zuerst wollte sie fortgehen, doch dann besann sie sich anders. »Jerusha – ich habe von BZ gehört.«
    »Was?« staunte Jerusha. »Gundhalinu?« Er war einer ihrer Inspektoren gewesen; aus Liebe war er ein Abtrünniger geworden, er hatte sich ihr widersetzt und, um Mond zu helfen, die Gesetze der Hegemonie gebrochen. Aber sie hatte ihn nicht zur Rechenschaft gezogen, weil sie seinen Konflikt nachempfinden konnte ... »Das ist unmöglich«, stellte sie fest. »Auf welchem Wege soll er denn Kontakt aufgenommen haben?«
    »Im Sibyllentransfer. Er ist ein Sibyl geworden ...« In allen Einzelheiten schilderte sie Jerusha den Vorfall.
    »Was hatte er in World's End zu suchen?« wunderte sich Jerusha. »War es ein Polizeieinsatz? Er wurde nach Nummer Vier versetzt.«
    »Das hat er mir nicht gesagt.«
    »Und wann ist das passiert?«
    »Schon vor Monaten.« Mond senkte den Blick.
    »Du hast bis jetzt niemandem davon erzählt?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und strich sich die hellen Haarsträhnen aus der Stirn. Dann schaute sie wieder auf den Strand hinunter, wo Funke und die Kinder nun langsam den Rückweg antraten.
»Ihm
könnte ich es niemals erzählen.«
    »Ach«, sagte Jerusha leise.
    Mond sah, wie Funke stehenblieb und ihr zuwinkte. Im Sonnenlicht leuchtete sein rotes Haar wie Feuer. Sie winkte zurück und spürte einen schweren Druck auf ihrer Brust. »Ich muß immerzu daran denken. Ich habe ihm so viele Informationen gegeben, wie ich nur konnte, Jerusha, so viele, wie das Netz zuließ ...« Plötzlieh sah sie nicht mehr das Gesicht ihres Gemahls, sondern das Antlitz eines anderen Mannes, wie in jener Nacht, als er sie in den Armen gehalten hatte. »Aber ich weiß nicht, ob es genügt, ich bin mir nicht einmal sicher, ob er sich hat retten können. Kein Tag vergeht, ohne daß ich an ihn denke.« Sie merkte, wie sie errötete.
Jede Nacht verfolgten sie seine Abschiedsworte, raubten ihr den Schlaf, den sie so dringend brauchte ...
    »Und seitdem hast du nichts mehr von ihm gehört?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen kann. Ich habe nicht mal eine Ahnung, wie er mich gefunden hat, eigentlich ist so etwas gar nicht möglich.«
    »Ich weiß.« Jerusha runzelte leicht die Stirn und betrachtete

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