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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hochdriftete, schwerelos, und nicht mehr der Anziehungskraft des Planeten unterworfen. Er schnappte sich die Haltegurte und lachte laut auf, als er sich anschnallte.
    »Bestätigen Austritt aus der Atmosphäre. Freie Bahn«, tönte unverhofft eine Stimme aus dem Armaturenpaneel. »Wir beglückwünschen euch zu eurer gelungenen Rettungsaktion. Weiterhin alles Gute.« Danach trat wieder Stille ein.
    »Das war ja Sandhi!« Verdattert starrte Niburu ihn an. »Was hat das zu bedeuten?«
    Reede lächelte müde. »Ich glaube, wir haben ein paar Fremde fern von ihren Heimatwelten getroffen.« Kopfschüttelnd blickte Niburu auf den leeren Himmel, und auf die sichelförmige Kontur des Planeten Ondinee weit drunten, dessen Atmosphäre im Licht seiner Sonne glühte. Während er dem Bordcomputer Kommandos zumurmelte, berührten seine Hände beinahe mechanisch die Kontrollen. Reede spürte, wie er wieder in den Sitz gedrückt würde, als die Triebwerke des Bootes von neuem zündeten. »In ungefähr sechs Stunden kreuzen wir den Orbit der
Prajna«,
erklärte Niburu »Die medizinischen Utensilien sind da drunten.«
    zeigte mit dem Finger.
    Reede nickte und stand auf; anfangs bewegte er sich mit Vorsicht, er mußte erst die Stärke der neue Schwerkraft herausfinden. Dann holte er den Medizinkasten.
    Ariele stand neben Dawntreader und wischte mit ihrem Ärmel das Blut von seinem aschfahlen Gesicht.
    »Da ...«, murmelte sie. »Da ...?«
    Sachte schob Reede sie zur Seite, und Niburu zwängte sich an ihnen vorbei, um nach Ananke zu schauen. »Laß mich das mal ansehen.« Mit dem Hemdärmel wischte er das Blut weg und entdeckte die klaffende Wunde an Dawntreaders Schläfe. Kopfverletzungen bluteten immer stark, das merkte er an seiner eigenen. Das Blut zu stillen, wäre kein Problem, aber er befürchtete einen Schädelbruch oder noch Schlimmeres, eine genaue Diagnose war unmöglich. Er schob Dawntreaders Augenlider hoch; eine Pupille war weit geöffnet, die andere zog sich reflexartig zusammen, als das Licht
    darauf traf. »Mist!« knurrte er.
    Aus dem Medizinkasten gab Ariele ihm ein blutstillendes Mittel und einen Druckverband, als er sie darum bat; zuerst stillte er die Blutung, dann verband er die Wunde. Die ganze Zeitlang bewegte sich Dawntreader nicht und gab auch keinen einzigen Muckser von sich; sein Atem ging flach und unregelmäßig. Aber als die Verletzung versorgt war, stöhnte er und öffnete die Augen, die mit glasigem Blick ins Leere stierten. Er murmelte etwas, doch Reede konnte das Genuschel nicht verstehen.
    »Was ist?« Reede beugte sich über ihn, und Dawntreader wiederholte seine Worte mit großer Mühe; seine Hände krallten sich in Reedes Hemd.
    »... versprich es mir«, flüsterte er. »Versprich es mir.« »Ja, sicher«, sagte Reede leise. »Ich werde es tun. Ich verspreche es.«
    Dawntreader ließ ihn los, und seine Hände fielen kraftlos zurück. Die Augen waren wieder geschlossen.
    »Wird er wieder gesund werden?« fragte Ariele besorgt, als Reede sich aufrichtete.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er und stellte sich zwischen sie und ihren Vater. Er berührte den Aktivator an der Liege, und der transparente graue Schild, der darüber hing, senkte sich herab. Auf diese Weise bleiben seine Körperfunktionen stabil, bis wir Tiamat erreichen, und er medizinisch versorgt werden kann«, erklärte er hastig, als er ihr schmerzlich verzogenes Gesicht sah. »Mehr können wir nicht für ihn tun.« Am Arm führte er sie ein Stück fort, während sich die Stasis-Kapsel versiegelte. Zum Schluß prüfte er die Datenanzeigen. »Alles in Ordnung; stabiler kann der Zustand nicht sein.« Er drehte sich um und sah ihr in die Augen. »Als nächste kommst du dran, und dann bin ich an der Reihe. Wir werden schlafen, bis wir in Tiamat ankommen.«
    Sie preßte die bebenden Lippen aufeinander. »Ein Zauberschlaf«, flüsterte sie. »Als ich noch klein war, sagte Da immer: ›Wir haben einen weiten Weg vor uns, Ari ... was hältst du von einem Zauberschlaf? Wenn du wach wirst, sind wir zu Hause ... ‹« Ihre Stimme erstarb.
    »Ja«, murmelte er, »wir fliegen nach Hause.« Er drückte einen Kuß auf ihr Haar und blickte wieder hoch, als Niburu sich an ihnen vorbeizwängte, um etwas aus dem Medizinkasten zu holen. »Wie geht es ihm?« Mit einem Kopfnicken deutete Reede auf den Sessel, in dem Ananke halb vor ihren Blicken verborgen lag.
    »Er ...« Niburu unterbrach sich und bekam einen sonderbaren Gesichtsausdruck. »Er wird sich

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