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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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abgeflogen, so verfluchte er sie, weil sie ihn zurückgelassen hatten, und das in einem Augenblick, in dem er sich an sein Leben klammerte ...
Er wollte leben, er mußte leben und nach Tiamat zurückkehren – denn dort hatte er noch etwas zu erledigen. Seine Aufgabe auf dieser Welt war wichtiger als sein Überleben ...
    Plötzlich wußte er, daß er hier nicht sterben würde – es konnte, es durfte nicht sein. Um von hier wegzukommen, würde er morden, verstümmeln und über Glasscherben kriechen, denn an diesem Ort sollte sich sein Schicksal nicht erfüllen; seine Bestimmung lag auf Tiamat, und er mußte heimkehren ...
    Die Liftkabine kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen; jeder Knochen in seinem Körper wurde schmerzhaft durchgerüttelt; die Türen öffneten sich ein Stück weit und klemmten dann. Fluchend quetschte er sich durch den Spalt und kam sich vor wie in einem Tollhaus. Arbeiter irrten in Panik hin und her, Soldaten brüllten Befehle, die keiner befolgte, Wände krachten zusammen, und es stank nach verschmortem Plastik. Eine Horde Männer kämpfte um ein Hovercraft. Er verscheuchte sie mit seinem Stunner und bahnte sich einen Weg. Über gestürzte Körper springend erreichte er den Gleiter und zwängte sich in die Pilotenkanzel.
    Durch die gigantische innere Säule kreiselte das Hovercraft nach oben, wie ein Blatt in einem Aufwind; durch die Zugangs-Canyons flitzte er in die Eindockbucht, wo Niburu und die anderen auf ihn warten wollten.
Sie mußten noch dort sein, auch wenn das hieß, daß sie verrückt waren; sie mußten einfach dort sein ...
    Er landete auf einer Verladeplattform und erspähte vor sich Barrikaden. Mit Gewalt boxte er sich durch den Mob, der auf das Hovercraft zustürzte, und fragte sich flüchtig, wohin sie mit dem Ding überhaupt flüchten wollten. Vielleicht wollten sie einfach nur weg – egal, in welche Richtung ...
    Er strauchelte, als die Zitadelle in ihren Grundfesten erzitterte; blindlings rannte er weiter, auf die Barrikade zu, während das Herz in seinem Hals hämmerte. Wachposten, die die Zugangsbahn blockierten, richteten ihre Waffen auf ihn.
    Er blieb stehen und ließ den Stunner fallen. »Ich bin Kullervo«, brüllte er. »Ich habe die Order, die Docks zu betreten, man braucht mich dort.«
    Unsicher starrten die Kerle ihn an. »Irgendwas kam über Kullervo durch«, sagte der Typ, der das Kommando hatte.
    »Aber es war nicht zu verstehen, Sergeant«, hielt ein Subalterner ihm entgegen. »Wirres Gebrabbel, wie jede Durchsage ...«
    Der Sergeant runzelte die Stirn und gab Reede einen Wink. »Geh weiter!« sagte er. Ein anderer Posten schrie eine Warnung und der Sergeant sprang zur Seite, als etwas neben ihm auf den Boden knallte. »Was geht hier vor, verdammt noch mal?« schnauzte er.
    Reede hastete weiter, nicht sicher, ob die Frage an ihn gerichtet war; er wußte lediglich, daß er sie nicht beantworten würde.
    Der Zugangskorridor zur Eindockbucht Nummer Drei war angefüllt mit ätzendem Qualm und einem Rudel bewaffneter Männer. Reede drängte sich an ihnen vorbei, in der bangen Vorahnung, daß er das Ende der Dockplattform erreichen und nichts vorfinden würde. Endlich gelangte er in die untere Ebene der Bucht der gewaltige Hangar war noch intakt, und zu allen Seiten spreizten sich die Docks ab.
    Überall herrschten Hektik und Lärm, Rauch breitete sich in dichten Schwaden aus. Die wuchtigen Rümpfe der Frachtschiffe versperrten ihm den Blick, und er wußte nicht, in welche Richtung er laufen sollte. Er fühlte sich völlig desorientiert. Fluchend schaute er in die Runde, nach oben und nach unten. Mittlerweile hatte das giftige Virus sämtliche Systeme der Zitadelle abgewürgt; er konnte das Rettungsboot weder elektronisch orten, noch sich über den Bordcomputer mit Niburu in Verbindung setzen – er konnte nicht einmal feststellen, ob seine Leute überhaupt noch hier waren.
    Er entdeckte eine Leiter und kletterte ein Gerüst hinauf, in der Hoffnung, einen besseren Überblick zu gewinnen.
    »Kullervo!« Gerade, als er sich auf die Plattform hievte, schrie jemand seinen Namen. Er drehte sich um und erspähte Funke Dawntreader, der über ermattet daliegende, halb bewußtlose Leiber kletterte. Dawntreader gab ihm verzweifelte Zeichen. »Diese Richtung!«
    Reede brüllte zurück, daß er verstanden hätte, und erleichtert hastete er auf Funkes auf und ab wippenden roten Haarschopf zu, der wie ein Leitfeuer vor ihm her-eilte; rücksichtslos pflügte er Arbeiter und

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