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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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schon wieder erholen. Eine schlimme Verbrennung, aber es ist nur die oberste Hautschicht betroffen. Ich kann ihn mit den Medikamenten behandeln, die wir hier haben.«
    Reede nickte erleichtert und wischte sich mit einem übriggebliebenen Stück Bandage das Blut vom Gesicht. Er legte sich selbst einen Verband an und klebte sich ein schmerzlinderndes Pflaster auf, denn jetzt, wo er Zeit hatte, an seine eigene Verletzung zu denken, spürte er, wie weh sie tat. Dawntreaders Gürtel mit dem Beutel trug er immer noch um den Hals. Er nahm ihn ab, öffnete den Beutel und betrachtete die Phiole mit dem Wasser des Todes. Nachdem er den Beutel wieder fest geschlossen hatte, schnallte er sich den Gurt um die Taille. Er schaute zu Ananke hin, von dem er nur eine Schulter und das Gesicht sehen konnte; die Augen waren geschlossen, die Mundwinkel schlaff nach unten gezogen.
    Reede drehte sich um und bugsierte Ariele zu ihrer Liege. Als sie sich darauflegte, gab er ihr einen Kuß; sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen noch eine Weile gegen die seinen, bevor sie ihn freigab. Er bückte sich und aktivierte die Kontrollen.
    »Ist es, wie wenn man erstickt?« flüsterte sie. »Oder wie wenn man erfriert ...?«
    »Weder noch«, antwortete er lächelnd. »Man empfindet nichts als Frieden.« Die Kuppel senkte sich herab, und bis zum allerletzten Augenblick hielt sie seine Hand fest. Er ließ sie los, und der Schirm schloß sich. Durch den Schild konnte er ihr Gesicht sehen. Der an gespannte Ausdruck verschwand, und sie lächelte. Dann machte sie die Augen zu und schlummerte ein.
    Er prüfte die Meßwerte und ging schweigend an seinen Platz. Als er sich darauf niederließ, spürte er trotz seines zerschundenen Körpers keine Schmerzen; es war, wie wenn er sich auf Wolken bettete. Niburu kam zu ihm, und er schaute seinem Piloten ins Gesicht.
    »Von hier aus schaff ich's allein, Boss«, beantwortete Niburu Reedes unausgesprochene Frage. »Das Schlimmste ist vorbei.«
    Reede zog eine Grimasse. »Das darfst du nicht sagen. Bei allen Göttern, sag das nie wieder!« Dabei lächelte er und berührte Niburus Arm. »Was, zur Hölle, täte ich nur ohne dich, Niburu?«
    Niburu grinste. »Vielleicht würdest du dann ein Weilchen länger am selben Platz bleiben.«
    Reede lachte. »Das laß ich mir auf mein Grab schreiben.« Er faßte nach unten und aktivierte den Schild, der über seinem Kopf hing; der Schirm begann sich zu senken. »Weck mich, sowie wir Tiamat erreichen. Ich muß mit Gundhalinu sprechen.«
    Niburu nickte, und dann schob sich der rauchgraue Schirm wie ein Nebel zwischen sie. Als er sich versiegelte; spürte Reede einen Moment lang dieselbe Anwandlung von Panik, die er in Arieles Augen erkannt hatte. Er fixierte Niburu, während er versuchte, die Angst zu meistern. Doch schon füllte ein kühler, prickelnder Dampf die Luft, und als er ihn einatmete, fühlt er, wie er sich entspannte. Es duftete nach einer frischen Brise, nach Sonnenlicht und exotischen Gewürzen, er dachte an Vergnügen, Erholung ... Stille ... Friede ...
     
    Kedalion sah, wie Reede die Augen schloß; das blutverschmierte Gesicht nahm wieder einen jugendlichen Ausdruck an, als das Bewußtsein schwand.
    Kedalion las die Meßwerte ab und überzeugte sich davon, daß die Kapsel auch einwandfrei funktionierte.
    In der Stille, die eingetreten war, drehte er sich um und wandte sich wieder Ananke zu, der ohnmächtig in dem anderen Sitz hing.
    Er schob den verkohlten Stoff des Overalls zurück, den er aufgeschlitzt hatte, um die Verbrennung besser behandeln zu können, die von der Schulter bis zur Hüfte verlief. Als er die Brandblasen sah, schnitt er eine Grimasse. Langsam, als sei er irgendwie gehemmt, zog er den Stoff noch ein weiteres Stück zur Seite und entblößte Anankes Brust; er mußte sich einfach davon überzeugen, daß er vorhin, in einem Augenblick der Hektik und des Chaos, keiner Sinnestäuschung erlegen war ...
    ... und starrte er auf die glatten, sanft gewölbten Rundungen einer Frauenbrust.
    Vorsichtig zog er den kaputten Overall wieder an seinen Platz, Anankes Geheimnis, das sie so verletzlich machte, schützend. So gelassen wie möglich behandelte er ihre Verbrennungen; zum Schluß klebte er ihr noch eine Reihe von Schmerzpflästerchen auf den Rücken, damit ihr die Wunde nicht weh täte, wenn sie aufwachte.
    Endlich ging er wieder nach vorn und kletterte in den Pilotensessel; sich zurücklehnend betrachtete er die Sterne. Er fühlte

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