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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Synapsen in die Matrix ein. Im Grunde tat er dasselbe wie Gundhalinu damals, als dieser auf eine direkte, primitive Art und Weise den Feuersee impfte: Er setzte einen extrem sorgfältigen Heilungsprozeß in Gang.
     
    Mond spürte, wie sich IHRE Konzentration verlagerte, indem SIE auf Vanamoinens Eingabe reagierte, die sich In IHREM träge dahinfließenden Bewußtseinsstrom bewegte wie ein glühender Hauch. Die SIE umgebende Matrix zeigte subtile Veränderungen, sie wandelte sich Immer wieder aufs neue, wie Spektralfarben in einem sich langsam drehenden Prisma.
    Etwas zwang SIE dazu, IHREN Fokus zu komprimieren; von den Millionen Juwelen, die IHRE Augen waren, suchte SIE sich eine glänzende Perle aus; deren durchlässige Oberfläche bildete das Loch in der Raumzeit, das im Bewußtsein IHRES Sohnes mündete. Plötzlich schaute SIE durch seine Augen, beobachtete, was Reede/Vanamoinen tat, beantwortete seine Fragen und beschrieb zwangsläufig Veränderungen, die IHR wie ein wirres Durcheinander vorkamen; dabei benutzte SIE eine Sprache, die SIE gar nicht kannte.
    Nachdem SIE das Unglaubliche beschrieben hatte, wurde SIE abermals in den Strom IHRES Bewußtseins entlassen; SIE wurde grenzenlos, spähte in die entfern testen Winkel des Alten Imperiums, aufs Geratewohl Juwelen berührend, die IHR Zugang zu den Sibyllen au I sämtlichen Welten verschafften; aber die Welten, die SIE kannte, stellten nur einen winzigen Bruchteil alle existierenden Welten dar.
    SIE sah ein halbes Tausend Welten, auf denen eine halbe Million Sibyllen lebten; SIE kannte deren Identität, sie wußte, wer ein Spezialwissen besaß, das die in IHREM Nexus gespeicherten Daten vermehrte. Sie kannte die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft von allen – dennoch konnte SIE keine Handlung und keine Richtung benennen. SIE wußte nur, daß alle zusammen eine Einheit bildeten, hier an diesem Ort daß sie ein Teil von IHR waren, so wie SIE ein Teil von allen war ... IHR Vorhandensein stellte unter der Gesamtheit Verbindungen her, die für einen in der Zeit verhafteten Sterblichen bedeutungslos waren.
    IHR eigenes Dasein war an keine Zeit gebunden, wenn SIE immer in dieser Weise existiert hätte; SH dehnte sich aus ins Unendliche, konzentrierte sich an I einen Punkt in einer versteckten Matrix, wo ein halblebendiges System sich wandelte, seine wahrnehmende Struktur veränderte, in IHR und um SIE herum mutierte; jedesmal, wenn SIE wieder zu SICH SELBST zurück fand, und durch die Augen IHRES Sohnes den sich abmühenden Vanamoinen betrachtete, war IHR Blickfeld ein bißchen klarer ...
    Zum Schluß sah Mond ihn vollkommen deutlich, vor der Kulisse der Mers, die sich wie ein Aquarellbild hinter ihm bewegten; sein verhärmtes Gesicht, seine verzweifelten Augen strahlten in einem Triumph, in dem fast schon das Feuer des Wahnsinns brannte. »Befreie dich!« befahl er ihr in seiner Sprache und dann auf Tiamatanisch, die Hände hebend, wie wenn sie ein Wassergeist und er ein Inselmagier wäre.
    Mond merkte, wie sie in die allgegenwärtige Lichtmusik zurückdriftete, mitten hinein in das Herz der Zeit, in das sie eindringen durfte, weil sie eine Sibylle war; sie fühlte, wie sie eins wurde mit der Zeit, sie spürte IHRE Macht, IHRE Freiheit, IHREN absoluten Weitblick und IHREN Sinn für eine höhere Ordnung. Dennoch blieb sie eine Gefangene der Zeit, sie mußte in ihren eigenen Körper zurückkehren und ihre vergängliche Gestalt wieder annehmen ... sich in eine sterbliche Frau zurückverwandeln, die von Feinden umgeben war und keine Waffen besaß, um sich zu wehren.
    Aus unvorstellbarer Höhe schaute SIE auf sie hinab, endlich sah SIE ganz deutlich IHR auserkorenes Instrument, dessen Existenz SIE berührt hatte wie ein Kind, das mit einem Puzzle spielt. Als SIE erkannte, wie verzweifelt IHR anderes, einsames ICH war, empfand SIE Mitleid. SIE umarmte ihren Geist mit der fließenden Bewegung des allgegenwärtigen Meeres, Dankbarkeit und Zärtlichkeit in die Liebkosung legend ...
    Monds Seele ging auf wie eine sich öffnende Blume, und sie verstand, daß sie immer das Gefäß der Herrin gewesen war, IHRE gehorsame Dienerin, wie es die Traditionen ihres Volkes verlangten. Die Herrin existierte, die Herrin wachte über IHRE erwählte Welt; alle, die das Land und die Meere bevölkerten und die mit IHR Frieden hielten, waren wahrhaftig IHRE geliebten Kinder. Und von allen hatte SIE ausgerechnet Mond Dawntreader dazu erkoren, IHRE Augen, IHRE Hände, IHRE Verfechterin

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