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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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das Unwetter.
    Plötzlich ging die Tür auf, und eine Palastdienerin kam herein. »Herrin!« keuchte sie und verneigte sich nervös. »Die Außenweltler sind in den Palast eingedrungen! Wir konnten sie nicht aufhalten ...«
    Hinter ihr tauchten blauuniformierte Gestalten auf; sie waren bewaffnet. Mond sah Reede an, der wie erstarrt am Fenster stand und den Vorhang immer noch festhielt.
    Ihr Blick fiel auf ein Tablett mit Essen, das jemand neben ihrem Bett abgestellt hatte. Sie nahm es und ging damit zu Reede, ohne von den Eindringlingen Notiz zu nehmen. Dann drückte sie das Tablett Reede in die Hände. »Das wäre dann alles. Du darfst wieder gehen«, sagte sie und sah ihn auffordernd an.
    Endlich schaltete er; halbwegs geschickt nahm er ihr das Tablett ab. »Jawohl, Herrin ...«, murmelte er und senkte den Kopf. Mit dem Tablett bewegte er sich schlurfenden Schrittes und gebeugt zur Tür. Die Polizisten machten ihm Platz und ließen ihn durch. Die Frau, die die Warnung überbracht hatte, schlich ihm unter den finsteren Blicken der Blauen hinterher.
    Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit Mond zu. Neugier und gelinde Belustigung malten sich auf ihren Gesichtern, als sie sie übermüdet, unfrisiert und in ihrem Nachtkleid dastehen sahen. »Kommandant Vhanu will, daß Sie ...«, begann der diensthabende Sergeant.
    Ihre Verlegenheit schlug in Groll um. »Sie warten alle draußen, damit ich mich anziehen kann«, befahl sie und hob die Hand. »Raus!«
    Die Polizisten zögerten und tauschten unschlüssige Blicke. Dann marschierten sie mit gesenkten Waffen aus dem Zimmer und schlossen hinter sich die Tür.
    Sie ließ sich Zeit, denn ihr bangte vor der nächsten Konfrontation mit Vhanu. Sie wählte praktische Kleidung, eine lange Hose und Tunika nach der Mode der Kharemoughi, aber in den unterschiedlichsten Schattierungen von Grün, die ihren Augen immer guttaten. Nach kurzem Überlegen verzichtete sie auf ihren Sibyllenanhänger und ließ ihn auf dem Nachttisch liegen.
    Vor der Tür warteten ungefähr ein Dutzend Polizisten auf sie. Ihre Waffen ignorierend, fragte sie mit einer Stimme wie Glas: »Was wollt ihr von mir? Falls ihr Reede Kullervo abholen sollt, euer Kommandant gab mir sein Wort ...«
    »Nein, Herrin«, unterbrach sie der Sergeant. »Wir sollen
Sie
zu ihm bringen.«
    »Wo ist Jerusha PalaThion?« fragte sie mit scharfer Stimme.
    Der Sergeant senkte für eine kurze Weile den Blick. »Man hat sie verhaftet. Wegen Behinderung der Justiz. Sie hat den Gang der Gerechtigkeit blockiert.«
    »Gerechtigkeit«, murmelte Mond. Sie streckte die Hände aus. »Möchte Kommandant Vhanu, daß ich gefesselt werde?«
    Der Sergeant schnitt eine Grimasse und nickte. Jetzt starrten alle auf ihren Hals; zwar trug sie kein Medaillon, aber die Sibyllentätowierung war deutlich sichtbar. Auf den geschnauzten Befehl des Sergeanten hin trat ein Mann vor. Er zog ihr die Hände auf den Rücken und legte ihr Handschellen an. Ihr schwindelte; ernsthaft hatte sie nicht damit gerechnet, daß man sie fesseln würde.
    An den entgeistert gaffenden Palastbediensteten vorbei, führte man sie durch die hallenden Säle. Reede vermochte sie nirgends zu entdecken. Sie fragte jedoch nicht, wohin man sie brachte.
    Der Sergeant und zwei seiner Männer transportierten sie in einem Hovercraft die Stadt hinunter; überrascht und nicht wenig beunruhigt, vermerkte sie, daß sie nicht am Polizeihauptquartier haltmachten, sondern weiterflogen – durch das Labyrinth in die Untere Stadt hinein, und alles ohne ein Wort der Erklärung. Sie dachte an Arienrhod, die ihre Mutter und ihr anderes Ich war; sie erinnerte sich an deren letzte Reise durch dito Stadt, die mit dem Tod endete. Arienrhod hatte versucht, ihre Welt zu ändern, und sie hatte den Außenweltlern getrotzt ... Geendet hatte das Ganze mit einer Fahrt wie dieser. Mond konnte sich nur noch ein Ziel vorstellen, auf das sie zusteuerten ... und vor den Wällen Karbunkels raste das Meer.
    Endlich hielten sie oben an der Rampe, die zu den Docks hinabführte; als die Luken des Hovercrafts auf gingen, bugsierte man sie rasch nach draußen. Die auf dem Rücken gefesselten Hände erschwerten ihr jede Bewegung. Ein heftiger Windstoß attackierte sie, und sie taumelte; ein Polizist fing sie auf. Die nächste Böe warf sie zurück gegen die Flanke des Hovercraft. Beim Aufprall blieb ihr die Luft weg, und sie hörte, wie der Mann vor Schreck und Schmerzen fluchte. In Sekundenschnelle war sie bis auf die Haut

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