Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
wir beide kamen wirklich toll miteinander aus. Für eine Maschine hatte er richtiggehend Charakter.«
    Niburu lachte, aber nicht, weil er sich über Tor lustig machen wollte. »Woran merkst du, daß er sich nicht an dich erinnert?«
    Sie beugte sich über die Bar und sah die Lachfältchen an seinen Augen. Er hatte ein angenehmes Lächeln, und wenn er an der Bar saß, vergaß man leicht, wie klein er war. Sie selbst war auch nicht groß, doch er reichte ihr kaum bis zur Schulter. Als sie ihn das erste Mal im Club sah, glaubte sie, er sei noch ein Kind und hätte ihn um ein Haar hinausgeworfen. »Das übliche?« fragte sie.
    Er nickte. »Und einen Drink für meinen Freund.« Er deutete über die Schulter; sie sah den jungen Ondineaner, der meistens bei ihm war, an einem der Spieltische stehen.
    Sie schenkte Getränke aus und schob ihm die Gläser /u. Der Servo tauchte aus dem Hinterzimmer auf, volle Fässer und Behälter balancierend, wie wenn sie nichts wiegen würden. Dann klinkte er sie in die Abfüllgeräte ein. »Ich weiß, daß er nicht derselbe ist, weil er unseren Witz nicht kennt.«
    »Euren Witz?« wunderte sich Niburu.
    »Der alte Servo, mit dem ich zusammenarbeitete, konnte einfach alles! Götter, er war einmalig. Ich ließ ihn sogar meine Kleider aussuchen. Aber all die Jahre lang, egal, was ich auch tat, sagte er immer nur: ›Wie du meinst, Tor.‹ Es sollte ein Witz sein, es war unser ganz persönlicher Witz ... Aber mit Sicherheit wußte ich das erst, als er fortging und es zugab.«
    »Ich habe gehört, daß sie mitunter so werden.« Niburu nippte an seinem Getränk. »Ich war noch nie lange mit einem zusammen, aber ihre Programmierung soll angeblich so interaktiv sein, daß sie eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Deshalb werden sie immer überholt und neu programmiert, wenn ein Vertrag ausläuft, und müssen wieder ganz von vorn anfangen.«
    Sie kniff die Lippen zusammen. »Ich weiß. Er ... er wollte nicht weggehen. Er wollte nämlich nicht vergessen. Ich glaube, daß er Angst hatte, man könnte ihn einfach verschwinden lassen ... Aber das ist doch eigentlich gar nicht möglich, oder? Daß sie so empfinden können, meine ich.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie echte Gefühle haben, schließlich sind sie nichts weiter als Maschinen. Die Kharemoughis lieben Dinge, die gehorsam sind und nicht widersprechen.«
    »Als ich dann sah, daß dieses Modell verfügbar war, dachte ich mir ... na ja, vielleicht erinnert er sich doch? Es hätte ja sein können, daß er zu mir zurück will.« Sie preßte die Lippen aufeinander.
    Eine Weile sah er sie verständnisvoll an. Dann schaute er wieder auf sein Getränk. »Wahrscheinlich ist er gar nicht derselbe, den du früher hattest, weißt du. Die Pollux-Modelle sind ziemlich unterschiedlich, meistens für Schwerarbeit geeignet, mit ein paar Zusatzfunktionen.«
    »Das weiß ich«, versetzte sie ein bißchen schroff. »Früher habe ich im Hafen gearbeitet. Aber er ist wirklich dasselbe Modell. Allerdings erinnert er sich an nichts.
Der
dürfte mir nicht meine Kleider aussuchen, er ist bloß eine Maschine.« Der Servo kam zu ihr, blieb regungslos stehen und wartete auf weitere Befehle. »Mix ein paar Drinks«, sagte sie und deutete auf die Gäste, die an der Bar Schlange standen, während sie sich unterhielt. Ohne Kommentar führte der Servo ihre Anweisung aus.
    »Du hast ihn noch nicht lange?« erkundigte sich Niburu und sah dem Servo zu.
    »Erst gestern abgeholt.«
    »Na ja«, lächelte er, »werdet erst mal richtig miteinander bekannt;
ihm
mußt du auch Zeit lassen, ihr habt euch doch gerade erst getroffen.«
    Sie schaute ihn an und spürte, wie sich ihre Mundwinkel zu einem zögernden Grinsen hoben. »Vielleicht hast du recht. Ich werde einfach abwarten.«
    Der Ondineaner, der offenbar Ananke hieß, kam zu Niburu an die Bar und holte seinen Drink ab.
    »Hier«, sagte Tor und schob ihm eine Schale mit gerösteten Kernen zu. »Für den Quoll.«
    »Danke.« Schüchtern lächelnd nickte er ihr zu. Er sprach selten mehr als zwei, drei Worte mit ihr, aber er schien ganz in Ordnung zu sein, und sie mochte sein Schoßtier. Jetzt holte er den Quoll aus der Schlinge und setzte ihn auf den Tresen. Prustende Geräusche von sich gebend vergrub der seine Nase in der Schüssel mit Kernen und begann zu fressen. Der Ondineaner nahm sich selbst eine Handvoll Körner und kaute zufrieden.
    Tor streichelte den Rücken des Tieres, und es schnurrte

Weitere Kostenlose Bücher