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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Stimme wiederfand.
    Sie blickte verständnislos drein. »Wie kamst du dann hierher?«
    »Ich bin gelaufen ...« Er spürte, wie sie ihn mit ihrem ganzen Körper abstützte; auf einmal fiel ihm wieder der Vorfall in der Spielhölle ein, und wie sein unruhiges Fleisch sich gegen seinen Willen nach einer Frau sehnte.
    »Von Karbunkel?« fragte sie ungläubig.
    »Nein.« Er runzelte die Stirn. »Den Strand entlang. Ich bin hierher geflogen.« Er blickte über die Schulter. »Aber den Piloten habe ich wieder weggeschickt.«
    »Dann bringe ich dich mit meinem Boot zur Stadt.
    Komm weiter, du kannst hier nicht mehr länger stehenbleiben, sonst erfrierst du noch; und deine Schulter muß auch behandelt werden.« Sie zeigte auf einen Punkt an der Küste und versuchte, ihn in diese Richtung zu bugsieren.
    »Nein«, murmelte er, »ich rufe mein Hovercraft.« Von Schmerzen gepeinigt, nahm er den Rucksack ab und kramte in den durchnäßten Sachen nach seinem Funkgerät. Endlich fand er es, triefend vor Nässe, und gab den Code ein. Keine Antwort. Er schüttelte das Gerät, bis Tropfen herausflogen, aber es blieb stumm, tot. Er warf es hin und trat mit dem Fuß danach.
    Hinunterblickend entdeckte er das um seine Taille geknotete Seil. In einem Wutanfall riß er daran, wie wenn es an seiner Verwirrung und Demütigung schuld wäre ... oder seinen jämmerlichen Zustand symbolisierte. Aber selbst seine Finger wollten ihm nicht mehr gehorchen; er kam sich vor, als sei er in einen surrealen Raum abgeglitten, wo sein Körper nicht mehr funktionierte. Frustriert fluchend sah er, daß das andere Ende des Seils immer noch um Ariele Dawntreaders Körper geschlungen war.
    Gelassen hob sie das Stück Seil auf, das zwischen ihnen im Sand lag, und wickelte es um ihre Hand, bis es sich straffte. »Es kann Tage dauern, bis jemand kommt und nach dir sucht. Bis dahin bist du krank oder an Unterkühlung gestorben. Komm jetzt«, sagte sie freundlich. »Auf dem Boot habe ich trockene Bekleidung und auch etwas Wein. Komm mit mir.« Ihre Finger glitten unter das Seil um seiner Taille und zogen leicht daran; geschickt löste sie den Knoten und befreite ihn, ehe sie sich selbst die Schlinge abstreifte. »Laß dich von mir in die Stadt zurückbringen. Unterwegs können wir uns über die Mers unterhalten.«
    »Na schön«, murmelte er und spürte, wie ein sonderbarer Fatalismus von ihm Besitz ergriff. Er wehrte sich nicht, als sie stützend einen Arm um seine Taille legte und ihn den Strand entlang zu dem Boot führte, das in der Ferne mit gerefften Segeln wartete. »Ja«, sagte er, und irgendwie wußte er, daß er nicht mit seiner eigenen Stimme sprach. »Ich muß mit jemandem reden – über die Mers.«
     

TIAMAT
Karbunkel
    »... Wenn du schon mal da bist, dann bring auch gleich ein neues Faß Kelp-Bier mit und stell es auf, klar, Pollux?« Tor Starhiker drehte sich an der Bar u und betrachtete den glänzenden, halbmenschlichen, gesichtslosen Körper ihres kürzlich geleasten Servo.
    Der nickte, und die beiden roten Lichter der visuelle Sensoren richteten sich starr auf sie. »Ja, Tor«, antwortete er.
    Sie seufzte enttäuscht. »Du weißt, wie das geht?« »Ja.«
    »Dann fang endlich an!« Sie gab dem Servo eine Wink, und der schnurrte los, ohne Widerspruch und ohne Gefühle. Sie sah ihm hinterher, wie er im Lagerraum verschwand. »Scheiße«, fluchte sie und seufzte wieder.
    »Was ist los?« fragte jemand hinter ihr. Sie drehte sich wieder zur Bar um, und war eigentlich nicht überrascht, als sie sah, wer sie angesprochen hatte. Seit Eröffnung des Lokals war er so etwas wie ein Stammkunde, und seit ungefähr zwei Wochen kam er jeden Abend in den Club. Er stammte von der Außenwelt und hatte einen komischen Namen, den sie sich einfach nicht merken konnte, obwohl er seit kurzem ständig an der B hockte und sich mit ihr unterhielt.
Niburu,
richtig, hieß er.
Kedalion Niburu. »Du kannst Kedalion zu mir sagen«,
hatte er ihr angeboten.
    Sie zuckte die Achseln und streifte sich den herabgerutschten Träger ihres Kleides wieder über die Schult »Er ist nicht derselbe«, sagte sie mit einem Blick auf Tür, durch die der Servo gerade verschwunden war.
    »Vor dem Letzten Abflug hatte ich auch so einen, aber dieser hier ist ganz anders. Er sieht aus wie der alte und hat sogar denselben Namen, deshalb dachte ich, er könnte genauso sein. Ich dachte ... das klingt vielleicht blöd aber ich hatte gehofft, er würde sich vielleicht an mich erinnern. Wir beide ...

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