Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
danach sie ansah. Achselzucken entfernte er sich von der Bar und mischte sich unter die Leute.
Tor wandte sich wieder Niburu zu und merkte, daß er ihr in den Ausschnitt starrte. Lächelnd richtete sie sich auf und strich lässig mit den Händen über ihre in Seide gehüllten Rundungen. Niburu hob die Brauen; sie dachte sich, eigentlich sollte sie sich über die schummerig Beleuchtung im Club freuen und dankbar sein, daß jemand sie in ihrem Alter immer noch ansehnlich fand. »Noch mal dasselbe?« Sie zeigte auf Niburus leere Glas.
»Ja, gern.« Er grinste einfältig.
»Pollux!« Sie trat einen Schritt zurück und sah zu, wie der Servo den Drink einschenkte. Ohne ein Wort zu sagen, ging er dann weiter und bediente andere Kunden. »Na ja, wenigstens macht er seinen Job. Und ich kann mich derweil den Gästen widmen. Jeder will mit dem Barkeeper sprechen.« Aus einem Kästchen unter dem Tresen holte sie ein Drogenstäbchen und zündete es an; sie inhalierte den aromatischen Rauch, der von der Spitze emporkräuselte.
»Ja, ich weiß.« Niburu grinste immer noch dümmlich. Er hob das Glas an und schaute den Tresen entlang. »Wie ich hörte, hattest du früher ein Restaurant ... Ich koche nämlich selbst gern«, setzte er hinzu.
»Was für Gerichte?« Mit ungespielter Neugier sah sie ihn an.
»Hausmannskost, einfach und sättigend; stark gewürzt ...« Er hob den Blick und schaute ihr in die Augen.
»Mein Partner war für die Küche zuständig.« Als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, schmunzelte sie. »Ich esse nur gern. Aber dann wurde ich seine Kocherei leid – zu exotisch.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Einen Club zu führen gefällt mir besser.«
»Ich mag deinen Stil«, bekannte Niburu. »Dein Club ist das einzige Lokal im Labyrinth, wo sich noch ein richtiger Mensch persönlich um einen kümmert. Das ist so schön altmodisch. Der Gast bekommt den Eindruck, daß dir an ihm als Mensch genausoviel liegt wie an seinem Kredit.« Hoffnungsvoll sah er sie an.
»Danke.« Der Drogenqualm vermittelte ihr ein wohliges Gefühl; sie stützte die Ellbogen auf den Tresen und gewährte Niburu einen offenherzigen Einblick in ihr Dekolleté. »Wie schön, daß es dir aufgefallen ist ... Früher, als ich für die Quelle einen Club führte, hatte ich einen richtigen Barkeeper. So was zahlt sich immer aus.«
Er blickte überrascht drein, wie wenn er ihr vorhin nicht abgenommen hätte, daß sie über die Quelle Bescheid wüßte. »Du hast tatsächlich für Jaakola gearbeitet? Hier?«
Sie nickte. »Als Aushängeschild, um den Schein zu wahren; so war das früher hier üblich. Jetzt bin ich mein eigener Herr, und ich werde mich nie wieder benutzen lassen. Sie blickte auf seine Hände, doch das Brandmal war nicht zu sehen. Als sie dann in ihre eigenen, u markierten Handflächen schaute, brach ihr plötzlich Schweiß aus.
»Wenn man die Wahl hat ...«, murmelte Niburu u ballte eine Hand zur Faust.
»Wie kamst du an dein Brandzeichen?« fragte sie mi fühlend.
»Es traf uns alle zusammen, mich, Ananke und Re de. Bevor Reede anfing, für die Quelle zu arbeiten, waren wir seine Crew. Ich bin sein Pilot«, erklärte er mit eigensinnigem Stolz.
Sie hob die silbern bestäubten Augenbrauen; gemeine Leibeigene hatten keine Privatpiloten, auch dann nicht, wenn sie für die Quelle arbeiteten. Nur ein Boss hatte einen Anspruch auf diesen Service. Vielleicht hatte Niburu ihr wirklich die Wahrheit gesagt und gar nicht geprahlt. Sie fragte sich, aus welchem Grund die Quell einen seiner Spitzenleute verstümmelte wie einen ganz gewöhnlichen Vasallen, ihn dermaßen demütigte und dann noch von ihm verlangte, daß er ihm loyal diente. Sie schüttelte den Kopf; der Quelle traute sie jede Grausamkeit zu, ungeachtet der Motive. »Hör mal, mit der Quelle will ich nie wieder etwas zu tun haben, kapiert?
»Vollkommen.« Niburu nickte. »Keine Sorge, eine Begegnung mit dem wünsche ich keinem ...« Tief Luft holend, riß er sich aus seiner finsteren Stimmung. »Übrigens, was machst du eigentlich nach Lokalschluß?«
Ihr Mund zuckte, und sie richtete sich wieder gerade auf. »Ich gehe schlafen.«
»Allein?«
Sie sah ihn an. »Ja, falls dich das etwas angeht.«
Er hob die Hände. »Ich dachte mir nur, du wünsch dir vielleicht etwas Gesellschaft.«
»Wieso ich?« fragte sie mißtrauisch. Im Club gab genug andere Frauen, die nur darauf warteten, angesprochen zu werden; jüngere, hübschere, Amateurinnen und Professionelle.
»Weil ich nur
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