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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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anhielt. »Erinnert sie dich an deine verlorene Liebste?« In den Worten schwang eine finstere Drohung mit. »Liegt es vielleicht an ihr, daß du bis jetzt noch keine Blutprobe zu Forschungszwecken beschafft hast?«
    »Nein.« Kullervos Gesicht wurde grau, als hätte er plötzlich so starke Schmerzen, daß er nicht einmal mehr laut aufschreien konnte. Er holte tief Luft. »Ich sagte dir doch, was passiert ist«, fuhr er mit gepreßter Stimme fort. »Ich stürzte hin und verlor meine Waffe ... Ariele Dawntreader kennt sich mit den Mers gut aus, sie verbringt viel Zeit mit ihnen. Ich gebe mich mit ihr ab, weil ich von ihrem Wissen profitieren will. Als Frau ist sie nicht mein Typ.« Beinahe trotzig starrte er den dunklen Schatten an. »Ich habe sie noch nie berührt.« Er streifte Funke mit einem flüchtigen Blick und schaute wieder weg.
    »Du hast sie also nur ausgefragt, weiter nichts?« vergewisserte sich die Quelle spöttisch.
    »Ja.« bekräftigte Kullervo.
    »Ja?« wiederholte die Quelle mit leisem Tadel.
    Kullervo kniff den Mund zusammen. »Ja,
Meister.«
Den Blick hielt er gesenkt. Von seinen Lippen klang die Anrede mehr wie ein Fluch, und nicht wie die Unterwürfigkeitsbezeugung eines Lakaien.
    »Dawntreader ...«, sagte die Quelle unvermittelt; Funke schaute auf die Finsternis. »Besitzt du nicht auch etwas, das meinen Mann, Kullervo, interessieren könnte?«
    Funke merkte, wie sich sein Mund verkrampfte. »Was meinst du?«
    »Soviel ich weiß, studierst du seit deinem Rücktritt die Mers und hast beträchtliches Datenmaterial über sie gesammelt.«
    »Seit meinem Rücktritt?« wiederholte Funke gedehnt
    »Seit deinem Rücktritt als Arienrhods Starbuck; seit deinem Rücktritt als Schlächter der Mers«, verdeutlichte die Quelle. »Stimmt das?«
    Funke spürte den Ärger wie ätzende Säure in sich hochsteigen. Er fragte sich, ob man dieses Treffen nur veranstaltet hatte, um zu prüfen, wieviel an Grausamkeit er ertragen konnte. Wie ein Krebstumor breitete sich seine Paranoia aus, bis ihm plötzlich einfiel, was die Quelle vorhin zu ihm gesagt hatte: In der Bruderschaft würde er nie weit kommen, wenn er nicht lernte, unter die Oberfläche zu schauen. Vielleicht testeten sie ih wirklich: seine Loyalität; seine Fähigkeit, sein aufbrausendes Temperament zu zügeln; seine psychische Widerstandskraft.
    Er starrte das hypnotisierende Farbenspiel an der Wand an, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. »E stimmt«, antwortete er ruhig. »Mein Verhältnis zu den Mers könnte man wohl als eine Art Haßliebe bezeichnen.« Er sah zu Kullervo hin. »Weshalb interessierst du dich für die Mers, Kullervo?« fragte er mit betont neutraler Stimme; er sagte sich, er müsse sich auf alles gehißt machen, sogar mit der Möglichkeit, daß Kullervo Verstand besaß.
    Kullervos rastlose Hände hatte begonnen, auffallend zu zittern, obwohl er sie fest gefaltet hielt. Der schwere Ring mit den beiden gefaßten Soliis klapperte plötzlich laut auf der harten Tischplatte; hastig zog er die Hände zurück und versteckte sie in seinem Schoß. »Wohl auch aus einer Haßliebe heraus«, murmelte er.
    »Du bist viel zu bescheiden, Reede«, mischte sich die Quelle ein. »Mein Mann, Kullervo, ist ein genialer Biotechniker ... er ist auch unter dem Namen Der Schmied bekannt. Er weiß mehr über Smartmatter als jeder lebende Mensch ... einschließlich er selbst.« Er kicherte säuerlich. »Sein einzigartiger Geist arbeitet daran, das Wasser des Lebens synthetisch herzustellen. Ihm ist es auch zu verdanken, daß es wieder den Stardrive gibt. Ohne seine Hilfe wäre es BZ Gundhalinu nie gelungen, das Plasma zu reprogrammieren.«
    Funke starrte Kullervo an; auch Kirard Set riß vor Staunen und Verblüffung die Augen auf. Um ein Haar hätte Funke laut losgelacht, es mußte ein absurder Witz sein, aber er begriff die Pointe nicht.
    »Habe ich recht, Reede?« fragte die Quelle mit sanftem Drängen.
    Reede richtete sich in seinem Sessel auf und begegnete ihren skeptischen Blicken mit einer Mischung aus Trotz und Stolz. Mit bebenden Fingern berührte er sein Ohr, und der aufwendige Ohrschmuck aus Kristallen, den er trug, begann leise in dem stillen Raum zu klirren. »Ja«, flüsterte er.
    Einen Moment lang überkam Funke das unheimliche Gefühl, aus Kullervos Augen sähe ihn eine vollkommen andere, fremde Person an. Gleichzeitig schlug seine Skepsis in Überzeugung um, und eine bodenlose schwarze Angst erfüllte ihn; plötzlich bildete er sich ei der

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