Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Schatten, der die Quelle war, breite sich über gesamte Zimmer aus. »Ich stelle dir die Daten so sehn wie möglich zur Verfügung«, sagte Funke zu der Präsenz, die in Reedes Augen gefangen war. »Ich habe keine Ahnung, ob du etwas damit anfangen kannst, ab ich stelle dir meine Aufzeichnungen zur Verfügung.«
Kullervo nickte ruckhaft; dann schaute er wieder fort, während an seiner Wange ein Muskel zuckte.
»Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Dawntreader«, murmelte die Quelle. »Du besitzt eine bemerkenswerte Intelligenz. Bis jetzt hast du dein Leben auf dies rückständigen Welt unter Analphabeten vergeudet, doch jetzt bist du von Menschen umgeben, die deine Talente zu würdigen wissen. Du hast also nicht umsonst jahrelang gearbeitet und studiert. Also troll dich und sorge dafür, daß deine Resultate nützlich verwendet werden.«
Überrascht starrte Funke in die Dunkelheit. »Ist die Konferenz vorbei?« wunderte er sich, während er sich bemühte, das unverhoffte Lob mit seiner plötzlich Entlassung in Einklang zu bringen.
»Was dich betrifft, ja«, antwortete die Quelle in eine Tonfall, der ihn seine Frage bereuen ließ. »Gewisse Angelegenheiten der Bruderschaft gehen dich nichts an ich will mich noch mit Wayaways und meinem Man Reede beraten. Du hast in diesem Prozeß bereits deine Schuldigkeit getan, Dawntreader, dessen sei dir gewiß .«
Funke stand auf und vermied es, die anderen Männer anzusehen. Er nickte kurz und verließ den Tisch; die Türen des Lifts glitten auf, als hätten sie nur auf sein Kommen gewartet.
»Reede ...«, tönte die Stimme der Quelle, sobald Funke Dawntreader im Lift verschwunden war.
Reede riß sich aus seinen Grübeleien; am liebsten hätte er mit Funke getauscht, der soeben weggeschickt worden war. Er sah, wie Wayaways zufrieden dreinblickte, weil Dawntreader gehen mußte, und er durfte bleiben; er machte eine Miene, wie wenn er über alles Bescheid wüßte. Bereits während Arienrhods Regierungszeit hatte er der Bruderschaft angehört, doch noch Immer ahnte er nicht, in welchen Sumpf er hineingezogen wurde. Reede erwiderte Wayaways starrenden Blick, und dann spürte er, wie dessen arrogante Häme abflaute, als sie auf seine eigene, namenlose Verzweiflung prallte.
Nach einer Weile wandte sich Reede wieder dem Schatten zu; er zwang sich, der vage angedeuteten, humanoiden Form inmitten der Schwärze zu begegnen. »Worum geht es?« fragte er mit rauher Stimme. Er wußte, daß die Quelle persönlich auf Tiamat weilte; was immer sich hinter dieser Projektion befand, sah ihn ganz deutlich; sah, wie er schwitzte und litt, erkannte die verräterischen Symptome des Verfalls, weil er schon zu lange auf das Wasser des Todes gewütet hatte. Er wußte nicht, weshalb man ihm die Dosis vorenthielt, ob der Entzug als Strafe oder als Druckmittel gedacht war; er wußte nur, daß es mit Absicht geschah, und daß er das Motiv gleich erfahren würde.
»Ariele Dawntreader«, nuschelte die Quelle.
»Was?« fragte Reede verständnislos.
»Ich weiß, daß es zwischen dir und der Tochter der Königin nicht zu Intimitäten gekommen ist, daß ihr euch nur unterhalten habt. Aber sie will mehr als das. Sie will dich, Reede.«
Reede erstarrte. »Na und?« entgegnete er. »Hauptsache, sie redet über die Mers.«
»Was sie über die Mers weiß, ist unseren Zielen nicht dienlich, das muß dir doch klar sein. Wieso triffst du dich dann noch mit ihr?«
»Ihre Informationen sind durchaus nützlich«, widersprach er. »Ich brauche sämtliche Daten, die ich krieg kann.«
»Was du brauchst, ist eine Blutprobe! Sie hat dir d Leben gerettet ... und dich daran gehindert, dir das verschaffen, was dir als einziges helfen könnte, d Technovirus zu kopieren. Sie hat deine Forschung g bremst, anstatt sie zu fördern; ihretwegen hast du sog angefangen, dich zu fragen, ob du ein Gewissen hast stimmt's?«
Reede spürte, wie er rot wurde. Er schaute Wayaways an, denn nur er konnte der Quelle diese Informationen zugetragen haben. »Soll ich sie fallenlassen? Na schön, dann sehe ich sie nicht mehr. Kein Problem.«
»Nein«, widersprach die Quelle leise, »das will ich g nicht. Was sie über die Mers weiß, ist unbedeutend Trotzdem ist sie wichtig für uns.«
Reede schielte zum Lift hinüber; plötzlich verstand e warum die Quelle Dawntreader weggeschickt hatte. E fixierte die Wand und ließ die changierenden Farben au sich einwirken. Als das Schweigen andauerte, schnürt sich seine Kehle
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