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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Fate bückte sich und streichelte die Katzen, die sich um ihre Beine herumschlängelten.
    »Seht euch an, ich hätte nie gedacht, daß ihr ein so buntes Fell habt.«
    BZ schüttelte den Kopf; er erwiderte Monds Blick, doch in seinen Augen lag ein Geheimnis, das er für sich behielt. »Ich denke an ein noch älteres Unrecht – und an ein persönlicheres.«
    Mit je einer zappelnden Katze unter dem Arm richtete Fate sich wieder auf. »Sie sind ein Sibyl, RichterGundhalinu« stellte sie fest, während sie sein Kleeblatt-Medaillon betrachtete. »Ja«, antwortete er mit merkwürdig gepreßter Stimme.
    Mond faßte ihr eigenes Sibyllenabzeichen an, als ihr auffiel, daß jeder in diesem Zimmer zum Sibyllennetz gehörte. Gundhalinus Blick flackerte unruhig von einem Gesicht zum anderen, wie wenn ihm dieselbe Erkenntnis gekommen wäre. Zum Schluß schaute er wieder Mond an; seine Blicke streichelten ihre Wangen, ihr helles, zu Zöpfen geflochtenes Haar, wanderte über ihre schlichte, praktische Bekleidung. Sie waren nichts weiter als zwei gewöhnliche Menschen; hier war sie nicht die Königin, und er nicht der Oberste Richter.
    Überdeutlich erinnerte sie sich an eine Szene, die vor einem halben Menschenleben stattgefunden hatte: damals war sie als Fremde zur Festivalzeit in diese sonderbare Stadt-Welt gekommen. Er hatte ihr in die Augen geschaut, und dabei ihr Herz durchbohrt, als sei es aus Glas.
    Jählings wandte er den Blick ab. »Ich muß wieder gehen«, murmelte er. »Meine Leute denken, ich sei nur zur Mittagspause fort.«
    Fate lächelte ihn an und setzte die Katzen auf den Bo den zurück. In einer stummen Abschiedsgeste streckt sie beide Hände nach ihm aus. Er berührte sie kurz; schweigend und ein bißchen neidisch sah Mond zu. »Seien Sie gesegnet«, sagte Fate.
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Wenn ich mein Werk hier vollenden soll, brauche ich Fates Segen«, erwiderte er, Nachdem er allen zugenickt hatte, ging er zur Tür.
    »Warten Sie«, sagte Mond. Er drehte sich noch einmal um, und Mond nahm ihre nicht angerührte Fleischpastete vom Tisch. »Nehmen Sie für unterwegs etwa zu essen mit ... Richter Gundhalinu.« Verlegen reicht sie ihm die Pastete und benutzte den Vorwand, um ihn flüchtig zu berühren. Seine Finger umschlossen für einen kurzen Moment die ihren, als er ihr das Essen aus der Hand nahm. Während er sie anlächelte; schaute er ihr in die Augen. Sie sah die ungestillte Sehnsucht in seinem Blick, ehe er kehrtmachte und zur Tür hinaus ging.
    Langsam drehte sie sich um und merkte, wie Clavally und Fate sie anstarrten. Sie wurde rot und senkte den Blick, weil sie ihrer unausgesprochenen Neugier nicht begegnen wollte.
    »Er ist ein guter Mensch«, sagte Clavally nach ein Weile; es klang, als sei sie von der Feststellung überrascht. »Von einem Außenweltler, zumal einem so einflußreichen Mann, hätte ich diese Geste nicht erwartet.«
    »Soviel anders als wir sind sie gar nicht«, murmelte Mond. Sie zupfte an ihren Ärmeln und hob wieder den Kopf. »Sie sind auch Menschen, und wollen dasselbe wie wir ...«
    Fate
schüttelte den Kopf; mit einem sonderbaren Ausdruck sah sie Mond an. Doch dann betrachtete sie Ihre Hände, die sie hin und her drehte. Vorsichtig durchquerte sie das Zimmer und ging zu der bemalten hölzernen Truhe, die unter dem Rautenfenster stand. Sie hob den Deckel und begann darin herumzustöbern. Mit einem leisen Ausruf holte sie etwas heraus und hielt es in die Höhe. Ein Lichtstrahl blitzte auf und traf Monds Augen. Sie merkte, daß Fate einen Spiegel in der Hand hielt.
    Fate drehte sich zum Licht und betrachtete ihr Bild, das sie seit fast zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Langsam hob sie eine zitternde Hand, fuhr mit dem Ringer die tiefen Furchen nach, die das Alter in ihr Gesicht gegraben hatte; dann berührte sie ihr weißes Haar, das noch dunkel gewesen war, als sie das letzte Mal in einen Spiegel geschaut hatte. Sie ließ die Hand wieder sinken. Bedächtig legte sie den Spiegel in die Truhe zurück und schloß den Deckel. Als sie sich wieder den beiden anderen Frauen zuwandte, fand sie in ihren Mienen bestätigt, was sie selbst gesehen hatte.
    »Ich fühle mich noch genauso wie früher. Woher kommt dieser Körper?« – Hilflos spreizte sie die Finger.
    Mond schaute zu Boden; auch Clavally senkte den Blick. Sie zwang sich, den Kopf zu heben, und plötzlich sah sie die Frau, die sie schon so lange kannte, in einem gänzlich neuen Licht. »Fate«, rief sie, als ihr eine Idee

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