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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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konnte mir selbst einen Eindruck verschaffen. Bei der Gelegenheit erfuhr ich auch die Wahrheit über das Sibyllennetz.« Vhanus fassungsloses Staunen brachte sie zum Schmunzeln.
    »Wie sind Sie denn nach Kharemough und wieder zurück gekommen?« fragte er. »Seit Jahren konnte niemand Ihre Welt verlassen – und wenn ich recht informiert bin, dann war jedem Tiamataner, der seinen Planeten verließ, eine Rückkehr in die Heimat verboten.«
    »Leider muß ich gestehen, daß ich gegen das Gesetz verstoßen habe«, erwiderte sie ruhig. »Aber das ist schon lange her. Was ich damals tat, ist unter der neue Jurisdiktion der Hegemonie nicht mehr illegal. Und ich bin sehr dankbar, daß das alte, auf Unterdrückung beruhende System geändert wurde. Das Gesetz war ungerecht – wie so vieles seinerzeit ... finden Sie nicht auch, Richter Gundhalinu?« Sie schien gemerkt zu haben, daß er sie beobachtete.
    Er setzte ein angemessenes Lächeln auf. »Wir hoffen, daß es uns dieses Mal gelingt, Ihrem Volk Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, Herrin«, antwortete er leise. Ihr fiel auf, daß Vhanu seinen Ärger kaum noch beherrschen konnte. Funke Dawntreader hingegen musterte ihn mit einem kalten, abschätzenden Blick; darüber wunderte er sich, und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.
    Dawntreader wandte den Blick von ihm ab und starrte mit einer Art wildem Hunger nach draußen, wo das kürzlich gelandeten Schiffe der Hegemonischen Gesellschaft in der Eindockbucht lagen. Gundhalinu frag sich, ob er sich vielleicht wünschte, einfach wegzufliegen, zu verschwinden, diese Welt mit all ihren Sorg hinter sich zu lassen. Möglicherweise wollte er au nur, daß die Hegemonie wieder abzog.
    Plötzlich geriet Bewegung in die Menge: Endlich traten der Premierminister und die anderen Mitglieder der Hegemonischen Gesellschaft in Erscheinung. Gundhalinu wußte genau, was Funke Dawntreader in dies Augenblick empfand.
    »Das lebendige Museum für Frühgeschichte ist eingetroffen«, kommentierte Jerusha PalaThion trocken und allgemein vernehmlich.
    »PalaThion!« schnauzte Vhanu erregt. Gundhalinu merkte jedoch, wie seine eigene Starre von ihm abfiel.
    Er lächelte und nickte seiner Chefinspektorin zustimmend zu. Hinter Vhanus Rücken grinste die Königin über das ganze Gesicht und machte keinen Hehl aus ihrer Belustigung. Funke wandte sich von den Fenstern ab und starrte gespannt auf die Tür. Gundhalinu erinnerte Mich, daß Dawntreader der Sohn eines Mitglieds der Hegemonischen Gesellschaft war; er wurde in derselben Nacht der Masken gezeugt, als Arienrhod sich klonen ließ.
    Gundhalinu trat vor; das war das Signal für die Leute, die ihn umgaben, zu folgen, denn die Mitglieder der Hegemonischen Gesellschaft erwarteten respektvolles Benehmen. Obwohl sie während der gesamten Historie der Hegemonie nie mehr waren als Repräsentationsfiguren – und nun, da die Wiederentdeckung des Stardrive die Machtstrukturen innerhalb der Acht Welten verschob, zu einem echten Anachronismus verkamen –, stellten sie immer noch das lebendige Symbol für den Einfluß der Hegemonie dar. Gundhalinu verstand Vhanu, wenn er sich über Jerushas schnodderige Bemerkung ärgerte, obwohl er selbst schon lange nicht mehr die Art von Stolz und Ehrerbietung empfand, die der Besuch der Hegemonischen Gesellschaft früher Mets in ihm ausgelöst hatten.
    Denn die Mitglieder waren im Grunde nichts anderes als Schauspieler, die eine ewige Rolle verkörperten; ihre Ankunft nahm man überall zum Vorwand, um die Arbeit ruhen zu lassen und Feste zu feiern, und um daran zu erinnern, daß Kharemoughs Dominanz als Erste Welt unter Ranggleichen etwas Gutes war ... Plötzlich hoffte er von ganzem Herzen, daß dieser Anspruch stimmte.
    Wie durch einen Zauberspruch, teilte sich die Menge von erwartungsvollen Außenweltlern und einflußreichen Tiamatanern, den Platz zwischen ihm und den eingetroffenen Mitgliedern der Gesellschaft freigebend. Da Wanden sie nun, prunkvoll gewandet in ihren juwelengeschmückten, tadellos sitzenden Uniformen; auf denen die Orden und Auszeichnungen prangten, die ihnen während ihrer nicht endenden Besuchszyklen den Acht Welten der Hegemonie verliehen hatte.
    Gundhalinu blickte an seiner strengen schwarze Uniform des Obersten Richters hinab. Heute wurde ihre unerbittliche Schlichtheit durch ein silbernes Band auf gelockert, das mit seinem Familienwappen und seinen eigenen Ehrenzeichen und Medaillen besetzt war. Als er es anlegte, war er sich prahlerisch

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