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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sich, eine neutrale Miene beizubehalten, als er sich zu einem spontanen Akt hinreißen ließ. »Doch Quarropas-sadhu«, sagte er ruhig, »wir haben uns schon einmal getroffen – während ihres letzten Besuchs auf Tiamat. Damals war ich Polizei-Inspektor hier.« Quarropas hatte sich geweigert, ihm die Hand zu geben, weil sein Gelenk die Spuren eines gescheiterten Selbstmordversuchs trugen.
    »Inspektor Gundhalinu«, murmelte Quarropas. »Heilige Ahnen! Sind Sie der Mann, der damals aus der Wildnis kam? Wie ist das nur möglich? Ich hatte angenommen, Sie hätten schon vor Jahren das einzig Ehrenhafte getan, nachdem Sie Ihre Familie und Ihre Kaste in jener Nacht so erniedrigt hatten ...« Mehrere Leute in ihre Nähe drehten sich um und starrten sie verblüfft oder sensationslüstern an. Gundhalinu schnappte auf, wie jemand zischelte: »Hab ich's nicht gesagt ...«
    Eine geraume Zeitlang sagte Gundhalinu gar nichts; unter den Zuschauern entdeckte er Vhanu, der ebenfalls Zeuge dieser Konfrontation wurde. »›Das einzig Ehrenhafte‹?« wiederholte er schließlich mit glatter Zunge. »Meinen Sie damit, daß ich jetzt lieber tot sein sollte?«
    »Sie sind ein gescheiterter Selbstmörder«, betonte Quarropas. Der Ausdruck bedeutete auch
Feigling.
»Und damals hatten Sie ein schmutziges Eingeborenenmädchen bei sich, die Ihre Geliebte war.«
    »Meinen Sie Mond Dawntreader?« bremste Gundhalinu seinen Redefluß. »Sie beziehen sich auf die Sommerkönigin ...« Er deutete auf Mond, die reglos in ihrer Nähe stand und halb wütend, halb betroffen dreinschaute. Bei ihr war Funke, und seine Miene drückte nichts als Abscheu und Ekel aus. »In einem Punkt darf ich Sie korrigieren. Sie war damals mit dem Sohn des Ersten Sekretärs Sirus verheiratet und ist es heute noch.
    Ihre Kinder befinden sich heute abend auch unter den Gästen. Sie half mir in der Not; ich revanchierte mich aber das ist alles schon lange her. Mehr braucht dazu nicht gesagt zu werden.« Er holte tief Luft. »Außer, daß ich erkannte, im Selbstmord einen Akt echter Feigheit zu sehen. Ich verhielt mich wie ein wahrhaft ehrenwerter Mann, als ich beschloß, weiterzuleben, und durch meine Taten das Recht auf Vergessen zu verdienen.«
    »Gut gesprochen, Gundhalinu-ken.« Sirus, der Erste Sekretär, tauchte hinter Funke Dawntreader auf. Sei schwarzen, schlauen Augen sahen Gundhalinu »Und ich finde, daß Sie sich richtig verhalten haben. Ich muß gestehen, Quarropas«, murmelte er halblaut indem er sich zwischen den Sprecher und Gundhalinu stellte, »daß ich mir lieber das Leben nehmen würde, als so mit diesem Mann zu reden. Bei unserem letzten Besuch auf Tiamat haben wir beide uns unwürdig benommen, als wir seine Ehre anzweifelten; wir hatten es mit einer Situation zu tun, die wir auch nicht annähern verstehen konnten. Aber den ehrenwerten Gundhalinu-eskrad ein zweites Mal zu beleidigen, ist unverzeihlich« Quarropas schwoll der Kamm, und wütend funkelte Sirus an; plötzlich stand der Sprecher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und die Rolle paßte ihm gar nicht.
    »Einzig und allein dem Obersten Richter habe ich e zu verdanken«, fuhr Sirus fort, »daß ich heute abend meinen Sohn sehen und seine Familie kennenlerne kann. Ohne BZ Gundhalinu wäre meine Schwiegertochter nicht die Königin dieser Welt ... Wir alle wäre nicht hier, vor uns eine neue Zukunft, das Wasser des Lebens in greifbare Nähe gerückt, wenn er uns nicht den Stardrive zurückgegeben hätte. Ich beglückwünsche Sie, Sadhu.« Während er Gundhalinu anschau hob er sein emailliertes Kelchglas. Die Leute ringsum begannen wieder zu raunen, doch dieses Mal klang es weder feindselig noch spöttisch. Gundhalinu sah, wie noch mehr Leute ihre Gläser hoben und ihn mit empor-gereckter Handfläche grüßten.
    Er nickte und warf Sirus einen dankbaren Blick zu. Der wandte sich lächelnd ab, und die Feier ging weiter.
    »Beim Bootsmann, diesen
Kortch
haben Sie aber fein aufgespießt.« Plötzlich stand Jerusha PalaThion neben ihm. Sie berührte seinen Arm, und in ihren Augen spiegelten sich Erinnerungen an vergangene Zeiten.
    Er schürzte die Lippen. »Ich hatte jahrelang Zeit, nachts wachzuliegen und mir zu überlegen, was ich dieses Mal sagen würde.« Er schüttelte den Kopf und lächelte matt. »Vielleicht bin ich doch kein Feigling.« Er sah sie an. »Und wie gefällt Ihnen die Feier?«
    Sie hob die Schultern. »Ich werd's überleben; ich habe schon schlimmere Empfänge mitgemacht. Aber mir scheint,

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