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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und eitel vorgekommen; doch jetzt war er froh, daß er nicht darauf verzichtet hatte; ihm war zumute, als hätte er rechtzeitig daran gedacht, ein Panzerhemd anzuziehen, bevor er sich einem nem Mob von Aufrührern stellte.
    Vor dem Premierminister blieb er stehen, flankiert von Vhanu und Tilhonne, während die anderen Beamten der Regierung sich hinter ihnen aufreihten. Er verbeugte sich, als der Protokoll-Offizier des Premierministers sie nacheinander vorstellte.
    Premierminister Ashwini berührte flüchtig Gundhalinus erhobene Hand, streifte ihn mit einem leicht abwesenden Blick und murmelte eine höfliche Floskel, di Gundhalinu gleich wieder vergaß. Ashwini schien Mitte sechzig zu sein, aber sein Körper wirkte noch jugendlich; sein Auftreten und seine Haltung verrieten de Techniker vornehmer Herkunft. Seit der Gründung der Hegemonie war er erst der vierte Premierminister, und Gundhalinu hatte keine Ahnung, wann er – laut historischer Realzeit seiner Heimatwelt – geboren worden war.
    Vermutlich hatte er es früher in der Schule gelernt, aber dann wieder vergessen. Da sich der Premierminister jede nur erdenkliche Verjüngungskur leisten konnte und überdies häufig das Wasser des Lebens zu sich nahm, war er den tatsächlichen Jahren nach sicherlich wesentlich älter, als sein straffes Aussehen vermute ließ.
    Und weil er und die übrigen Mitglieder der Gesellschaft die meiste Zeit ihres Lebens auf annähernd lichtschnellen Reisen zwischen den Schwarzen Pforten und Planeten zubrachten, reichten ihre Erinnerungen noch viel weiter zurück; sie bildeten ein Flickwerk aus zufälligen historischen Augenblicken – von denen die meisten wahrscheinlich der gegenwärtigen Situation glichen.
    »Es ist mir eine Ehre, Sadhu«, murmelte Gundhalinu auf Sandhi, das jetzt die allgemeine Umgangssprache war. Er trat beiseite, um dem Premierminister und der Gesellschaft einen Blick auf die versammelten Würdenträger zu gewähren. »Darf ich Sie der Sommerkönigin vorstellen ...«
    »Arienrhod!« staunte der Premierminister voller Überraschung. »Ich muß schon sagen ...« Er berührte kurz seine Nase und schielte zu Gundhalinu hin. »Müßte sie nicht tot sein? Sahen wir nicht vor wenigen Monaten zu, wie sie ertränkt wurde?« Er brach ab, bekam einen glasigen Blick und horchte in sich hinein; Gundhalinu merkte, daß Ashwini von irgendwoher Daten eingespeist bekam, vermutlich von seinem Protokoll-Offizier oder auch aus einem auf ihn persönlich abgestimmten Informationsspeicher.
    »Ach so«, sagte Ashwini nach einer kurzen Weile, die sich wie eine Ewigkeit auszudehnen schien. »Natürlich. Sie ist die Sommerkönigin. Ich bitte um Vergebung. Es ist mir eine große Ehre, Herrin, Sie kennenzulernen.« Er trat vor und hob die Hand, um nach Art der Einheimischen zu grüßen. Mond verneigte sich mit derselben Würde und erwiderte den Gruß. »Ist das eine Neuerung?« fragte er. »Ändert ihr jetzt euer Aussehen, um der Vorgängerin zu gleichen?
    Als Gundhalinu sah, wie Mond errötete, zuckte er innerlich zusammen. »Nein«, antwortete sie, wobei sie auf seinen Titel verzichtete; ostentativ behandelte sie ihn als Ihresgleichen. Ihr Sandhi war einwandfrei, klang jedoch ein bißchen geziert. »Das tun wir nicht.«
    »Ach«, sagte er und blickte wieder verstört drei »Aber was haben Sie hier überhaupt zu suchen? Als ich das letzte Mal hier war, durften Angehörige Ihres Volkes den Sternenhafen nicht betreten.«
    »Seitdem hat sich manches geändert, Sadhu«, mischte sich Gundhalinu mit sanftem Nachdruck ein. »Sie erinnern sich ... wegen des Stardrives. Unsere Beziehung zu Tiamat eingeschlossen.«
    Ashiwini deutete ein Stirnrunzeln an und schien einer inneren Stimme zu lauschen. »Selbstverständlich«, sagte er und blinzelte heftig. »Natürlich, das ergibt einen Sinn.« Er nickte Mond zu, wie wenn sie ihm soeben erst vorgestellt worden wäre, und wandte sich da wieder an Gundhalinu. »Und Sie sind der Mann, dem wir das alles zu verdanken haben, nicht wahr, Richter?« Sein Lächeln wirkte aufrichtig und drückte Anerkennung aus. »Beim Dinner müssen Sie mir die ganze Geschichte erzählen – mit Ihren eigenen Worten.«
    »Mit Vergnügen, Sadhu.« Gundhalinu erwiderte flüchtig das Lächeln, ehe die Aufmerksamkeit des Premierministers von neuem abschweifte. Als Ashwini woanders hinsah, tauschte Gundhalinu mit Vhanu einen Blick; seine eigene Betroffenheit spiegelte sich in dessen Augen wider.
Der Premierminister war ja senil, eine

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