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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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daß ich noch eine Stärkung brauche.« Sie entfernte sich und folgte einem Servo.
    Gundhalinu nippte an seinem Drink und spähte forschend in die Menge, bis er Vhanu erspähte. Vhanu erwiderte kurz seinen Blick und schaute dann verunsichert wieder fort.
    Gundhalinu steuerte auf ihn zu, weil er mit ihm reden wollte. Doch plötzlich trat ihm der Premierminister in den Weg und lächelte ihn gütig und würdevoll an. »Ein Trinkspruch auf den Obersten Richter Gundhalinu? Nichts könnte angebrachter sein oder mir mehr Vergnügen bereiten. Es gibt nicht viele Menschen in der Geschichte Kharemoughs, die mehr für unsere Welt oder die Hegemonie getan haben.«
    Gundhalinu neigte den Kopf und vermied es so, anderen Leuten in die Augen blicken zu müssen. Er fragte sich, warum ihm eine solche Ehre, die ihm früher mehr bedeutet hätte als sein Leben, ausgerechnet jetzt zuteil wurde, wo er sich fast nichts mehr daraus machte.
    Als er wieder hochschaute, war Vhanu nirgends zu sehen. Hinter ihm sprach jemand seinen Namen, und er drehte sich um. Mond kam zu ihm, begleitet von Sir und ihrer Familie. »Ich möchte Ihnen danken, Richter Gundhalinu«, sagte sie, »daß Sie meinen Ruf und meine Familie verteidigt haben.«
    Er nickte und verbarg die Gefühlsaufwallung, die ihr beim Anblick ihres Gesichts überkam. »Es wurde höchste Zeit, diese Angelegenheit einmal zu klären – für uns alle, Herrin.« Er wich Dawntreaders Blick aus; au Ariele und Tammis beobachteten ihn stumm; dann wandte er sich an Sirus. »Ich habe Ihnen zu danke Sadhu.«
    Sirus lächelte ein wenig verlegen. Er . war ein großgewachsener Mann, und für einen Kharemoughi-Techniker hatte er einen kräftigen Körperbau; vage entsann sich Gundhalinu, einmal gehört zu haben, daß Sirus ein halber Samathaner sei – der Sohn des Premierministers, der ihn während eines lange zurückliegenden Besuchs auf dieser fernen Welt gezeugt hatte. Dieser Umstand hatte Sirus zu einem hohen politischen Amt auf Samathe verholfen; beim nächsten Besuch der Hegemonischen Gesellschaft bot man ihm an, eine Vakanz füllen. »Ich würde mich freuen, Gundhalinu-sadhu wenn ich dadurch einen Schnitzer wiedergutmachen konnte, den ich mittlerweile sehr bereue.«
    Sirus schaute Funke, Ariele und Tammis an. Tammis stand hinter seiner Mutter, neben Merovy, seiner jungen Frau. »Wir von der Hegemonischen Gesellschaft leben aufgrund unserer Reisen seit Jahrhunderten losgelöst von jeder Zeit. Doch nun haben Sie mir die Möglichkeit verschafft, mit eigenen Augen zu sehen, was mein Sohn und seine Frau bewirken konnten ... – und ich durfte meine Enkelkinder kennenlernen. Das Volk meiner Mutter legt auf solche Beziehungen sehr viel Wert – deshalb habe ich meinen Beitritt in die Hegemonische Gesellschaft auch manchmal bereut.« Er leg den Arm um Funkes Schulter und drehte ihn zu sich herum. »Ich konnte dir kein Vater sein, mein Sohn, und vielleicht ist mein Stolz eine Anmaßung. Trotzdem kommt er von ganzem Herzen. Und wie mir scheint, hast du es auch ohne mich im Leben weit gebracht.«
    Funke deutete ein Lächeln an und erwiderte Sirus' Blick; aber das Lächeln erlosch so rasch, wie es gekommen war. Gundhalinu fragte sich, welche Zweifel, Selbstvorwürfe und Geheimnisse hinter Dawntreaders unergründlicher Miene verborgen lagen; plötzlich war er sich ganz sicher, daß Funke eine Menge zu verbergen hatte – so wie er selbst.
    Er blieb bei ihnen stehen und plauderte oberflächlich drauflos, nur um sich nicht unter seinesgleichen begeben zu müssen. Eigentlich sollte er sich unter die anderen Gäste mischen und seine Pflicht erfüllen, ob es ihm paßte oder nicht; trotzdem konnte er sich nicht von Mond losreißen oder den Blick von ihr abwenden; wie unter einem Zwang beobachtete er sie im Kreis ihrer Familie.
    Ihre Familie.
Er sah Ariele an, die ihrer Mutter stark ähnelte – bis auf das dauernde spöttische Lächeln und die rastlosen, nervösen Augen. Von einem Tablett hatte sie sich ein Stimulanz-Pflästerchen genommen und es sich mitten auf die Stirn gepappt, wie ein drittes Auge. Das kurzgetrimmte, sahneweiße Haar war auf ihrem Scheitel zu einem Kamm hochgebürstet; sie trug ein Bodysuit in der Farbe der Morgendämmerung, das sich an ihren Körper schmiegte wie eine zweite Haut, dazu eine weitgeschnittene Hose aus einem weichen Stoff, die in der Taille verknotet wurde; ihre Aufmachung war sündhaft teuer und raffiniert, wie immer.
    Nachdem Ariele flüchtig Sirus angeschaut hatte, der sich mit

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